«Im Grundsatz finde ich meine Arbeit als Seewiser Gemeindepräsidentin eine sehr gute Sache, und es macht mir nach wie vor viel Freude», sagte Nina Gansner-Hemmi, Gastgeberin des Vernetzungstreffens im Rahmen des Projekts «Promo Femina» vor rund einer Woche in Seewis. «Obwohl mein Amt als Gemeindepräsidentin mit 20 Stellenprozenten dotiert ist, bedeutet das nicht, dass ich nur einen Tag in der Woche für die Gemeinde im Einsatz bin.» Denn neben Sozialkompetenz, Kompromiss- und Kommunikationsfähigkeit sowie interdisziplinärem Denken seien unter anderem auch hohe zeitliche Verfügbarkeit und Flexibilität Grundvoraussetzungen, um dieses Amt überhaupt ausüben zu können, betonte die Gemeindepräsidentin und fügte hinzu: «Deshalb erstaunt es mich auch nicht, warum bei Frauen und insbesondere bei jungen Frauen die Begeisterung für ein politisches Amt schrumpft.»
Neue Ideen
Bei einem Frauenanteil von knapp über 50 Prozent der Bevölkerung, werden in Graubünden zurzeit nur 13 von 101 Gemeinden von Frauen präsidiert – und Nina Gansner-Hemmi ist eine davon. Ähnlich sieht die Situation laut Simon Theus, Leiter Projekte sowie stellvertretender Leiter des Bündner Amts für Gemeinden, in den Gemeindeparlamenten und -kommissionen aus. Aus Erfahrung weiss er, dass diese deutliche Untervertretung der Frauen in politischen Behörden nicht auf Diskriminierung bei der Wählerschaft, sondern meist auf ein kleines Angebot an Kandidatinnen zurückzuführen ist. «Frauen für politische Ämter auf Gemeindeebene zu rekrutieren, ist sehr schwierig.» Dabei seien Frauen in der Kommunalpolitik von grösster Bedeutung. Mit ihren neuen Ideen und ihrem unausgeschöpften Potenzial könnten sie sich auf Gemeindeebene nicht nur, wie meist üblich, in schulischen und sozialen Themen einbringen, sondern problemlos auch in allen anderen Bereichen wie Finanzen oder Raumplanung ihre Führungsverantwortung wahrnehmen, sagte Theus gegenüber dem P&H. «Die an diesem Vernetzungstreffen ausgearbeiteten Massnahmen sollen in Zukunft helfen, Frauen für die kommunale Politik zu begeistern, allfällige Bedenken zu zerstreuen und die Erfahrungen auszutauschen.»