Rund fünf Kilometer entfernt vom Dorfzentrum Lenzerheide befindet sich die Roland Arena. In Lantsch/Lenz, umgeben von viel unberührter Natur wird intensiv Biathlon trainiert. Zwischen all den Athletinnen und Athleten aus der ganzen Schweiz, die sich täglich im Schiessen und Langlaufen verbessern, ist auch eine Prättigauerin, nämlich Lea Meier. Sie hat eher zufällig zum Sport gefunden. «In Stels haben meine Geschwister und ich schon immer ein wenig mit dem Luftgewehr herumgeschossen, und ich bin auch gelegentlich Begleiterin meiner Familie auf Jagd, aber zum Biathlon bin ich eigentlich durch das Sportgymnasium in Davos gekommen.» Als Kind habe sie noch hauptsächlich Geräteturnen betrieben. Doch die Sportschule sei bei ihrem Programm vor allem auf Wintersportarten ausgelegt gewesen. «Es ist schon irgendwie lustig, denn niemand von meiner Familie hatte ursprünglich was mit der Sportart zu tun, als ich mit zwölf Jahren damit angefangen habe. Ich habe das alles selber vorangetrieben, natürlich mit voller Unterstützung der Eltern, bin aber nicht wie andere schon mit als Fünfjährige in der Loipe unterwegs gewesen.»
Lea Meier: « ‹All in› oder gar nichts»


Eine Selfmade-Frau mit Urvertrauen
Als sie 2020 U19-Weltmeisterin auf der Lenzerheide geworden sei, habe sie definitiv entschieden, voll und ganz auf die Karte Sport zu setzen. «Klar, habe ich die Handelsmittelschule erfolgreich abgeschlossen, und ich könnte in einem Büro als kaufmännische Angestellte arbeiten, doch ich möchte meine komplette Aufmerksamkeit dem Sport widmen. Einen Plan B kann man dann immer noch später mal herauskramen. Jetzt stecke ich mein volles Herzblut in den Sport.» So ein ewiges Hin und Her zwischen Sport und Job sei ausserdem überhaupt nicht förderlich auf dem Weg nach oben. «Bei mir gibt es nur ‹All in› oder gar nichts. Ich will schliesslich wissen, was ist, wenn man alles gibt.» Nicht nur auf der Loipe ist Meier motiviert ihre Karriere auch zukünftig nach vorne zu treiben, ihr sei es auch wichtig, dass alle geschäftlichen Fäden bei ihr zusammenlaufen. «Durch die stetige Sponsorensuche oder auch die administrativen Aufgaben ist es eigentlich immer so, dass ich jede Woche sechs Tage arbeite. Doch es ist auch schön zu sehen, wie das Ganze wächst und sich entwickelt, was ich mir selber aufgebaut habe.» Auf einen Manager könne sie aktuell noch verzichten, da sie eine sehr neugierige Person sei und gerne selber anpacke. Trotz straffen Trainingsplans liebt es Lea Meier zu langlaufen und zu schiessen. «Draussen zu sein und zu trainieren, ist meistens unheimlich schön, und auch sonst darf ich durch den Sport viel reisen und spannende Leute kennenlernen.» Die Hauptsäulen ihres täglichen Trainingsplans bilden Ausdauer, Schiessen und Kraft. Auch wenn sie im B-Kader von Swiss Ski viel Unterstützung durch Trainer:innen erhalte, mache das selbstständige Trainieren oft den feinen Unterschied. Lea Meier, die als jüngste von vier Kindern 2001 das Licht der Welt erblickt hat, ist bereit, diese Extrameile zu gehen, und besitzt neben der zusätzlichen Motivation etwas, dass sie ebenfalls aus der Masse he-rausstechen lässt. «Ich hatte schon immer so ein Urvertrauen. Dies ist sehr wichtig, denn das Skilaufen ist sehr körperlich, das Schiessen sehr kopflastig. Da muss man eine gewisse Ausgeglichenheit haben und sich selber vertrauen.»

Olympia 2026 als Hauptziel
Am Wochenende reist die Prättigauerin für ihren Sport nach Deutschland, denn vom 24. bis am 30. Januar 2022 finden im Hohenzollern Skistadion in Arber die «IBU offenen Europameisterschaften Biathlon» statt. Diese Veranstaltung ist für Meier wichtig, um Erfahrungen zu sammeln und ihr Netzwerk zu vergrössern. Chancen auf einen Titel errechnet sie sich aber keine. «Bei dieser Veranstaltung sind alle Altersklassen zugelassen. Was heisst, dass auch viel stärkere und erfahrenere Läuferinnen und Läufer dort an den Start gehen.» Anders sieht es bei der WM in Salt Lake City aus, welche zwischen dem 14. und 20. Februar 2022 stattfindet, und an der 180 Athleten aus 28 Ländern teilnehmen werden. «An der WM ist eine Medaille in meiner Altersklasse das fixe Ziel», sagt Lea Meier selbstbewusst. Doch, das soll erst der Anfang von ganz Grossem sein. Denn, auch wenn sie in diesem Jahr noch keine Olympionikin sei, in vier Jahren wolle sie in Mailand und Cortina d’Ampezzo an Olympia ganz vorne mitmischen. Nicht nur bei den Sportbegeisterten auf der Langlaufloipe Schiers, für die Lea Meier als Gotti fungiert, sorgen diese Entschlossenheit und der Wille im Sport weiterzukommen für Begeisterung. Auch sonst zeigt Lea Meier mit ihrer Mentalität vorbildlich auf, wie weit man kommen kann, wenn man alles auf eine Karte setzt. Dies wiederum motiviert vielleicht zahlreiche Jugendliche, es ihr gleichzutun und das Prättigau als Sporttal in die Geschichtsbücher einzutragen.