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Schiers
28.01.2022

Im Kampf gegen den Verkehr

Bild: zVg
Am vergangenen Wochenende hat die Gemeinde Schiers die Einfahrt Ost von der N28 zum Dorf dicht gemacht. Damit soll verhindert werden, dass die touristische Blechlawine durch das Dorf Schiers rollt. Der Pilotversuch mit einer Sperrung zwischen 16 und 18.30 Uhr sorgte diese Woche in der ganzen Schweiz für Aufsehen.

«Langsam wäre ich froh, müssten wir nicht mehr drüber reden», sagt der Schierser Gemeindepräsident Ueli Thöny, dessen Telefon diese Woche doch einige Male mehr geklingelt hat als üblicherweise. Grund dafür ist die Sperrung der Zufahrt nach Schiers beim Fuchsenwinkel am vergangenen Wochenende.

Reaktionen aus der ganzen Schweiz
«Die Sperrung hat eine kleine Vorgeschichte», sagt Thöny. «Eine Woche vor dem Experiment hatten wir dermassen viel Verkehr im Dorf, dass es echt nicht mehr auszuhalten war. Die Autos kamen vom Lunden her und fuhren zum Teil auch enge Strassen wie den die Rossgasse entlang. Man kann wirklich sagen, es war ein prekäres Puff.» In einem solchen Fall wäre ein Durchkommen im Dorf für den Rettungsdienst, die Feuerwehr oder auch die Polizei nicht mehr gewährleistet gewesen, weshalb sich Thöny die Sperrung der Zufahrt ausgedacht hat. «Als wir gesehen haben, dass es wieder ein ähnliches Wochenende gibt, haben wir uns mit dem Bauamt und der Securitas im Aschera Park in Schiers getroffen.» Die Überwachung durch die Polizei sei vor allem aufgegleist worden, damit keine Fehler bei der Signalisation passieren. Die Aktion habe wenig negative Reaktionen ausgelöst. «Einzig bei der Unterführung hat es hin und wieder Diskussionen mit Autofahrern gegeben, aber die belaufen sich auf knapp zwei Prozent von allen. Sonst erreichen mich durchs Band positive Nachrichten aus dem ganzen Kanton, ja sogar aus dem Thurgau, St. Gallen und auch aus Schaffhausen. Die schönste Rückmeldung für mich ist aber die von einem Krankenwagenfahrer, der sich bei uns bedankt hat.»

Zizers zieht nach
Für eine weitere solche Aktion müssen laut Ueli Thöny einige Faktoren zusammenkommen. «Wenn es Nebel im Unterland, gutes Wetter und viel Schnee bei uns hat, werden wir sicher wieder mal eine solche Aktion durchführen. Aber für das nächste Wochenende ist jetzt beispielsweise noch nichts geplant.» Neben dem Schutz des Dorfes geht es dem Schierser Präsi auch um die Statistik. «Wir haben im Sinn, zukünftig beim schönen Wetter Verkehrszählungen durchzuführen. Dann können wir aufzeigen, wie die Lage ist, wenn das Dorf abgesperrt ist oder wenn wir den Durchgang offenlassen.» Die Aktion von Schiers hat bei vielen anderen Gemeinden in der Region für Begeisterung gesorgt. So hat Zizers direkt beim Tiefbauamt Graubünden ein Gesuch um eine temporäre Sperrung der Kantonsstrasse eingereicht. Die Kantonsstrasse soll ab dem Kreisel Rappagugg Nord in Fahrtrichtung Landquart temporär, ab sofort bis und mit 29. Mai 2022 jeden Sonntag von 12 bis 20 Uhr sowie am Ostermontag, 18. April 2022, gesperrt werden. Eine Durchfahrt für den öffentlichen Verkehr, Rettungs- und Blaulichtorganisationen sowie Anstösser ist gestattet. Beide Sperrungen beobachtet der Landquarter Gemeindepräsident Sepp Föhn mit grossem Interesse. Strassen zu schliessen, löse das Problem aber nicht. «Optimaler ist es, wenn man in den Hochzeiten, mit Temporeduktionen auf der Autobahn arbeitet. Allgemein beschäftigen wir uns da aktuell intensiv mit dem Thema beim Agglomerationsprogramm 4, bei dem auch die Umgebung Chur involviert ist. Ich denke, Geschwindigkeitsbeschränkungen und Verkehrslenkungsmassnahmen bringen wohl mehr, als Absperrungen.» In welche Richtung die Diskussion zukünftig geht und ob Absperrungen von Dorfstrassen auch weiterhin Schule machen, bleibt abzuwarten. Die Aktion hat auf jeden Fall viele Verkehrsteilnehmer zum Nachdenken angeregt und wenn, vielleicht sogar zukünftig einige davon mit dem Zug in die Skigebiete reisen, hat sie sich schon gelohnt.

Christian Imhof