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Untervaz
13.02.2022
10.02.2022 13:46 Uhr

Spannung, Spass und ein kaputtes Fenster

Bild: S. Smidt
In Untervaz bringt das Theater Salaz den Schwank «Alles im Griff» von Ray Cooney mit grosser Spielfreude auf die Bühne der Mehrzweckhalle. Die nächsten Aufführungen finden am Freitag, 11. und Samstag, 12. Februar, statt. Freuen Sie sich auf verwickelte Beziehungen zwischen der SVP und der SP.

Es beginnt vielversprechend für Nationalrat Arthur Aebi, SVP, und Anita Fröhlich, Sekretärin der SP. Eine gemütliche Suite im Parkhotel Federal gegenüber vom Bundeshaus, Champagner, bestellte 12 Austern und eine lange Parteisitzung sowie die Tante aus Niederbipp als Deckung. Sie sind sich einig, man solle Parteipolitik nicht so eng sehen. Nein, es passiert nicht, was Sie denken oder was ich denke, dass Sie denken (wie Herr Aebi sagen würde). Aber es passiert etwas, wieder und wieder. Andy Stöckli als Herr Aebi hat tatsächlich alles im Griff, er charmiert auf der Bühne und verkörpert den Politiker, als würde er nie etwas anderes machen. Seiner Figur hingegen gleitet ständig etwas aus den Händen, wenn Aebi seinen Ruf retten will. Er verstrickt sich immer tiefer in aussichtslose Situationen mit Toten, Liebhaber:innen und einem Fenster, das schon längst repariert gehört. Jeden Moment ist er überzeugt, dass er der richtige Mann ist, das Debakel zu lösen, im Hotel und in der Politik.

Die Wahrheit ist Plan B

Die Feststellung seines Sekretärs Willy Waser, die Welt drehe sich nicht nur um ihn, Herr Aebi, prallt an ihm ab. Als Waser vorschlägt auf Plan B zu wechseln, nämlich die Wahrheit zu sagen, nachdem Plan A eindeutig gescheitert ist, erhält er als Antwort des Politikers: «Du bist doch übergeschnappt.» Die beiden lügen sich also zwischen den Suiten 448 und 450 um Kopf und Kragen, sehr zum Vergnügen des Publikums. Dabei meistert Stephanie Philipp souverän die Rolle als Anita Fröhlich von der SP, die herausfordernd ist, wenn sie nicht darin stecken bleiben will, körperliche Reize auszuspielen. Ihre vielseitige Mimik unterstreicht unzählige knifflige Situationen und es bleibt der Eindruck: Diese Frau ist nicht nur Liebchen, sondern mit ihr kann man Pferde stehlen oder eher Spuren verwischen. Doch für Aebi am wichtigsten ist nicht sie, sondern sein Sekretär Willy Waser. Er wirkt zunächst hörig und wenig lebenstüchtig. Doch Beat Leupold gelingt es, die Wandlung zum höchst fantasievollen Geschichtenerzähler glaubwürdig zu repräsentieren. Seine Ideen und Taten tragen massgeblich zu Tempo und Spannung des Stückes bei, so dass Nationalrat Aebi ohne ihn alt aussähe. Auch Schwester Marta gerät in Wasers Fänge, obwohl sie doch auf seine Mutter aufpassen soll. Wer ist denn nun wessen Frau?

Bild: S. Smidt

Trinkgeld per Einziehungsauftrag

Monika Liebherr zeigt uns als Krankenschwester eine Bandbreite zwischen Strenge und Hingabe, die alles noch komplizierter macht. Hoteldirektorin Wolf hat grosse Befürchtungen und taucht immer im falschen Augenblick auf. Sie will nicht einem Stundenhotel vorstehen und versucht energisch ihrem Moralkompass zu folgen – unterstrichen durch ihre rote Kleidung. Monica Dünser spielt die Chefin differenziert in anfänglich höflicher kundenorientierter Art bis knapp vor die Hysterie. Wer allerdings am wichtigsten im Hotel ist, zeigt Stefan Guler als Zimmerkellner Max. Solange es ordentlich Trinkgeld gibt, ist er für alles zu haben. Auch eine Zahlung per Kreditkarte oder mit Einziehungsauftrag ist in Ordnung. Die heimliche Hauptrolle spielt Beat Walter überzeugend als Toter oder Schlafender. Der Privatdetektiv Boby Beck kommt selten dazu die Kombinationsgabe seines Berufs zu nutzen. Der Schauspieler zeigt, wie präsent Nichtstun auf der Bühne wirken kann. Die beiden neuen Schauspieler der Truppe finden sich gut in ihre Rollen ein. Der vermeintlich gehörnte Gatte Hubert Fröhlich wird seinem Namen gar nicht gerecht. Corsin Casutt spielt alle Facetten der Verzweiflung, später unterstützt durch die spärliche Bekleidung mit einem Handtuch. Und Marina Jenal als Dora Aebi taucht erst spät auf, um die Verwicklungen noch verzwickter zu machen. Durch die List von Waser weggelockt, bleibt sie bis zum Ende beharrlich.

Bild: S. Smidt

Ein erfahrener Regisseur

Regie in diesem mitunter auch körperlich anstrengenden Stück von Ray Cooney führt Martin Krummen wie bereits 2020. Jörg Schneider hat das Stück aus den 80er-Jahren als Dialektstück bearbeitet. Mit seiner Erfahrung als Schauspieler weiss Krummen zu zeigen, wie er sich eine Figur vorstellt. Nach einem Berufsleben im «sozialen Theater» als Sozialarbeiter lässt er sich 50-jährig als Theaterpädagoge ausbilden mit einer klassischen Gesangsausbildung als Bass im Hintergrund. Seither trafen wir seine Regiearbeit auch im Fürstentum Liechtenstein, in Bad Ragaz und in Jenins. Er will weitermachen, so dass wir auf weitere Entwicklungen in Untervaz gespannt sein können.

Sara Smidt