Es beginnt vielversprechend für Nationalrat Arthur Aebi, SVP, und Anita Fröhlich, Sekretärin der SP. Eine gemütliche Suite im Parkhotel Federal gegenüber vom Bundeshaus, Champagner, bestellte 12 Austern und eine lange Parteisitzung sowie die Tante aus Niederbipp als Deckung. Sie sind sich einig, man solle Parteipolitik nicht so eng sehen. Nein, es passiert nicht, was Sie denken oder was ich denke, dass Sie denken (wie Herr Aebi sagen würde). Aber es passiert etwas, wieder und wieder. Andy Stöckli als Herr Aebi hat tatsächlich alles im Griff, er charmiert auf der Bühne und verkörpert den Politiker, als würde er nie etwas anderes machen. Seiner Figur hingegen gleitet ständig etwas aus den Händen, wenn Aebi seinen Ruf retten will. Er verstrickt sich immer tiefer in aussichtslose Situationen mit Toten, Liebhaber:innen und einem Fenster, das schon längst repariert gehört. Jeden Moment ist er überzeugt, dass er der richtige Mann ist, das Debakel zu lösen, im Hotel und in der Politik.
Die Wahrheit ist Plan B
Die Feststellung seines Sekretärs Willy Waser, die Welt drehe sich nicht nur um ihn, Herr Aebi, prallt an ihm ab. Als Waser vorschlägt auf Plan B zu wechseln, nämlich die Wahrheit zu sagen, nachdem Plan A eindeutig gescheitert ist, erhält er als Antwort des Politikers: «Du bist doch übergeschnappt.» Die beiden lügen sich also zwischen den Suiten 448 und 450 um Kopf und Kragen, sehr zum Vergnügen des Publikums. Dabei meistert Stephanie Philipp souverän die Rolle als Anita Fröhlich von der SP, die herausfordernd ist, wenn sie nicht darin stecken bleiben will, körperliche Reize auszuspielen. Ihre vielseitige Mimik unterstreicht unzählige knifflige Situationen und es bleibt der Eindruck: Diese Frau ist nicht nur Liebchen, sondern mit ihr kann man Pferde stehlen oder eher Spuren verwischen. Doch für Aebi am wichtigsten ist nicht sie, sondern sein Sekretär Willy Waser. Er wirkt zunächst hörig und wenig lebenstüchtig. Doch Beat Leupold gelingt es, die Wandlung zum höchst fantasievollen Geschichtenerzähler glaubwürdig zu repräsentieren. Seine Ideen und Taten tragen massgeblich zu Tempo und Spannung des Stückes bei, so dass Nationalrat Aebi ohne ihn alt aussähe. Auch Schwester Marta gerät in Wasers Fänge, obwohl sie doch auf seine Mutter aufpassen soll. Wer ist denn nun wessen Frau?