Home Region Schweiz/Ausland Sport Agenda Magazin
Zizers
16.02.2022

Auf patentfreie Software folgen grosse Fortschritte

Die Show spielt bei den Auftritten von Head Smashed eine wichtige Rolle.
Die Show spielt bei den Auftritten von Head Smashed eine wichtige Rolle. Bild: zVg
Head Smashed heisst das Funpunk-Trio aus Zizers, welches neben passenden Liedern, schon immer auf eine unterhaltende Show, genügend Licht- und Pyroeffekte sowie Publikumsinteraktion gesetzt hat. Seit ein paar Jahren mischt die Band auch ziemlich erfolgreich an Lichtfestivals mit.

«Die Show wird aus unserer Sicht oft unterschätzt», sagt Moritz Vieli von der Zizerser Band Head Smashed. «Viele Bands perfektionieren ihre Spielweise bis ins allerkleinste Detail und liefern einen makellosen Sound ab, vergessen aber das Bühnenbild komplett. Da Liveshows aber eben keine Radiomusik sind, ist es aus unserer Sicht wichtig, auch was fürs Auge zu bieten und das Publikum zu unterhalten.» Als Beispiel nehme er immer die Band Volbeat an grossen Festivals, die früher durch fette Licht- und Pyroshow beim Publikum gepunktet habe. Heute sei davon wenig geblieben. «In den letzten Jahren haben sie diese aber leider wegrationalisiert. Die Jungs spielten einfach einen Song nach dem anderen. Das Ganze mit ein bisschen Interaktion mit dem Publikum dazwischen. Aber ansonsten kein besonderes Licht, keine Pyro, keine Bühnenrequisiten, nix.» Das sei bereits nach einer halben Stunde eintönig und auch ihm als Fan der Band sei aufgefallen, dass das Publikum nach 60 Minuten bereits deutlich geschrumpft sei, worauf sogar er sich lieber ein Bier geholt habe. Das Funpunktrio lässt die Show nie aus den Augen. «Wir versuchen hier, gerade im Newcomer-Bereich einen anderen Weg zu gehen und mit der Bühne zu spielen. Dazu stellen wir aufwendig gestaltete und synchronisierte Lichtshows auf, ergänzt mit Video auf Leinwänden und unseren wunderschönen Gesichtern.»

Umpolung für die Show

Die Band, die vor der Pandemie viel mit ihren Liveshows unterwegs war, hatte irgendwann mal das Schleppen von schweren Gitarren- und Bassamps satt und hat die Soundanlage komplett wegrationalisiert. «Irgendwann sind wir zur Erkenntnis gekommen, dass man mit der Lautstärke unserer Musik ein Monitoring für die Künstler nicht brauchbar aufsetzen kann und haben komplett auf ein In-Ear-System gewechselt. Unsere Verstärker für Bass und Gitarre wurden durch digitale Profiler-Amps ersetzt und schon hört man in unserem Bandraum eigentlich nur noch das Schlagzeug und dazwischen den Gesang.» Das mache jeden Besuch im Proberaum von Kolleginnen und Kollegen automatisch zu einem Kopfhörerkonzert, sagt der in Grüsch wohnhafte Moritz Vieli
schmunzelnd. Für das richtige Gefühl werde schon noch was unternommen. «Fairerwaise muss ich sagen, dass wir noch einen anständigen Subwoofer mitlaufen lassen, damit der Bauch noch was von den Vibrationen hat.» Was die drei Jungs Roman Wilhelm, Patrick Däscher und Moritz Vieli bei den Verstärkern eingespart haben, sei in die Licht- und Video-Anlage geflossen. «Hier haben wir ordentlich aufgerüstet und im fünfstelligen Bereich investiert. Vor allem die Ultra-Kurzdistanz-Beamer mit den rear-projection screens für kleinere Bühnen gingen stark ins Geld.»

Mit diesen Pilzen begeistert die Rockband Head Smashed an Lichtfestivals in der ganzen Schweiz. Bild: zVg

Fan von Opensource-Programmen

Die Software mit der die Livekonzerte von Head Smashed gesteuert werden, sind für alle gratis. Dies aus guten Grund. «Ich bin ein grosser Opensource-Fan. Die Gesellschaft macht durch Opensource und patentfreie Software grosse Fortschritte in allen Bereichen. So basiert das weitaus am häufigsten eingesetzte Smartphone-Betriebssystem «Android» zum Beispiel auch auf dem offenen Betriebssystem Linux, eines der ersten grossen Beispiele dafür.» Ihre Live-Stage und Kunstinstallations-Software «Rocket Show» (rocketshow.net) sei ebenfalls Opensource und werde bereits von vielen Bands und Künstlern weltweit eingesetzt. Das Finanzielle stehe bei ihnen als Band nicht im Vordergrund. «Wir sind ausserdem Mitglied im Open Inventions Network, zusammen mit Grössen wie Google, IBM und Sony und haben uns dazu verpflichtet, die Software auch künftig lizenzfrei anzubieten. Ob uns dabei Einnahmen entgangen sind, ist schwer zu sagen. Vermutlich wäre die Verbreitung aber wesentlich geringer, wenn die Software kostenpflichtig wäre.» Das Produkt könne aber auch durch die Mitentwicklung der Internetgemeinde weiter wachsen und da Vieli vermutlich schlicht zu wenig Zeit für einen längerfristigen Unterhalt im Alleingang hätte, sei diese Lösung des Teilens die beste Variante.

Von den Konzertlokalen an die Lichtfestivals

Da die Musiker und Nerds ständig neue kreative Felder für sich versuchen zu entdecken, kamen irgendwann auch die Lichtinstallationsfestivals dazu, bei denen die Herren von Head Smashed für die interaktiven Zauberpilze zuständig sind. «Unser Gitarrist Roman Wilhelm wollte unbedingt mal am Zauberwald in Lenzerheide mitmachen. Wir haben uns dann beworben und die Installation zusammen mit NOA entwickelt. Das war vor etwa drei Jahren.» Dort konnten rund 40 000 Besucher die Installation der Zizerser Band im verschneiten Wald bewundern, was natürlich auch das Interesse von anderen Veranstaltern geweckt habe. «Im November waren die Pilze im Rahmen des Zauberparks im Zürcher ‹The Circle› ausgestellt und vor zwei Wochen fand das Murten Lichtfestival mit über 60 000 Besuchern und unseren ‹Champignons›, wie sie dort genannt wurden, im alten Gemäuer vom Schloss Murten statt.» Es erfülle sie natürlich schon mit grossem Stolz, wenn sie sehen, wie die Besucher, vor allem Kinder grossen Spass an ihren Werken haben, wie wild darauf herumdrücken, das Licht und die Töne kombinieren und wild spielen lassen. Wer die Pilze der Zizerser Jungs noch nicht gesehen hat, erhält vom 3. bis am 5. März die Möglichkeit dazu, sagt Moritz Vieli. «Dann sind unsere Pilze am Viva la Via in Pontresina zu sehen, zusammen mit ein paar anderen Lichtinstallationen vom Zauberwald Lenzerheide der letzten Jahre.»

Bild: zVg
Christian Imhof