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Fläsch
26.02.2022
25.02.2022 09:56 Uhr

«Graubünden ist ein sehr dynamischer Kanton»

Guy Parmelin war kürzlich in der P&H-Region zu Gast.
Guy Parmelin war kürzlich in der P&H-Region zu Gast. Bild: C. Imhof
Am Donnerstag, 17. Februar 2022, hat Bundesrat Guy Parmelin die P&H-Region besucht. Anlässlich einer Wahlveranstaltung der SVP, die Heinz Brand auf die Beine gestellt hatte, war der Wirtschafts- und Bildungsminister zu Gast beim Weingut Davaz in Fläsch. Wir vom «Prättigauer & Herrschäftler» haben die Chance genutzt und mit dem Wirtschafts- und Bildungsminister über die Region und deren Aussenwirkung gesprochen.

Wie nehmen Sie Graubünden als Wirtschafts- und Bildungsstandort wahr?
Graubünden ist ein sehr dynamischer Kanton, wirtschaftlich und touristisch, aber nicht nur. Zum Beispiel haben wir mit dem Kanton Graubünden diskutiert wegen den neuen Investitionen, die wir machen mit Agroscope. Wir haben eine gemeinsame Station und tauschen uns viel aus. Die Vertreter:innen in der Bundeskammer müssen stark arbeiten, weil Graubünden weit weg von Bern ist, aber sie sind alle gut dabei.

Wo sehen Sie wirtschaftlich und vielleicht auch forschungstechnisch noch Optimierungspotential beim Kanton?
Es ist nicht meine Rolle, zu sagen, was ich möchte. Die Kantone müssen selber Ideen entwickeln. Wir in Bern auf Bundesebene müssen Rahmenbedingungen vorschlagen. Wir machen dies beispielsweise für die Bildung und Weiterbildungen. Da arbeiten wir mit den Kantonen daran, Produkte zu entwickeln und helfen ihnen. Wir investieren auch in Forschung und Innovation. Wenn gute Projekte da sind, können sie sicher davon profitieren, aber es braucht die Kantone, die selber Projekte bauen, und nachher zu uns kommen. Zum Beispiel in gewissen Bereichen mit neuen Technologien wie künstlicher Intelligenz oder der Digitalisierung im Allgemeinen investieren wir stark. Graubünden ist nicht weit von der ETH Zürich entfernt, so werden sicher Synergien in gewissen Bereichen entwickelt, aber es ist nicht die Rolle des Bundes zu sagen, dass der Kanton Graubünden etwas machen muss oder nicht.

Wie glücklich sind Sie darüber, nicht wie Herr Berset ständig in der Öffentlichkeit stehen zu müssen?
Eine schwierige Frage. Ein Politiker will immer im Licht stehen, aber eben auch in einem guten Licht. Nein, Spass beiseite. Während meinem Präsidialjahr hatten wir schwierige Momente. Manchmal alleine, manchmal mit Kollege Berset oder mit anderen Kollegen, weil wir oft, leider schlechte Nachrichten vermelden müssen. Das braucht eine starke Einigkeit, weil in einer Exekutive arbeitet man für das allgemeine Interesse. Aber ich bin auch zufrieden gewesen, denn manchmal konnte ich auch positive Nachrichten bekannt geben. Zudem hatte ich auch gute Erfahrungen in meinem Jahr als Bundespräsident beispielsweise mit dem Genfer Gipfel. Das ist nicht selbstverständlich, dass ein Bundesrat zwei solcher Präsidenten wie Putin und Biden treffen kann. Das war zuletzt vor 35 Jahren so.

Eine Anekdote dazu: Damals als Reagan und Gorbatschow sich in Genf getroffen haben, war ich in Florida mit einem Freund. In Genf war es kalt, da sie sich im November getroffen haben und wir waren gleichzeitig am Strand bei warmen 38 Grad. Wir haben gelacht, dass sie in Genf in der Kälte sind. 35 Jahre später im Sommer war es dann fast so heiss in der Schweiz wie damals in Florida am Strand, als ich Präsident Biden in Genf empfing.

Bild: Gerry Tönz

Wie glücklich sind Sie nun wieder «nur» Bundesrat zu sein?
Glücklich ist vielleicht der falsche Begriff. Das Jahr als Präsident war sehr interessant und spannend, weil man hat im Departement die internationalen Obligationen und natürlich war auch die Krise ein grosses Thema. Inzwischen kann ich mich mehr auf die Herausforderungen in meinem Departement konzentrieren, aber die Krise ist noch nicht vorbei. Man muss noch diskutieren mit dem Finanzdepartement und anderen Departementen, wie es weitergehen soll. Die Bewältigung der Krise ist ein Job des Gesamtbundesrats. Man muss die neuen Entwicklungen wie beispielsweise die Digitalisierung antizipieren. Die Leute haben Angst vor der Zukunft. Das heisst, wir müssen stark in die Aus- und Weiterbildungen sowie Innovationen investieren, um weiterhin «on top» zu bleiben. Das ist wichtig, aber nicht immer leicht. Ich habe diesen Teil mit dem Sitzungen organisieren, dem Kontaktieren aller Bundesräte ein bisschen weniger, so dass mir ein wenig mehr Zeit bleibt.

Haben Sie als Bundesrat vielleicht sogar das Ziel mal an jedem Ort der Schweiz gewesen zu sein?
Ja, das war während meinem Präsidialjahr ein Ziel. Ich habe immer von «Cohesion» (Zusammenhalt) gesprochen. Es war mir wichtig, in die verschiedenen Gegenden der Schweiz zu gehen und direkt mit den Behörden, aber auch mit den Personen zu sprechen. Die Rückmeldungen, was wir gut während der Krise gemacht haben oder auch wo es noch Verbesserungpotential gibt, sind für uns wichtig. Manchmal bekommen wir konstruktive Kritik und die kann uns helfen für die Zukunft. Und was wir auch machen, nicht nur während des Präsidialjahres, wir besuchen wöchentlich ein bis zwei unterschiedliche Unternehmen. Vorletzte Woche beispielsweise waren wir im Emmental und haben Kambly, Jakob Rope Systems und einen Anbindestall auf den Alpen besucht. Dieser Kontakt mit den Unternehmen, mit der Wirtschaft und der Wissenschaft ist für uns sehr wichtig.

Dann haben Sie noch ein paar Orte auf der Liste?
Ja, der Kanton Graubünden ist gross. Da bin ich schon noch eine Weile dabei, bis ich alle abgearbeitet habe.

Christian Imhof