1972 wurde das Alpina in Schiers als Kantinenbetrieb von Albert und Hanny Disch erbaut. Im darauf folgenden Jahr übergab der Bauunternehmer den Betrieb seiner Tochter Ursula und ihrem Mann Livio. «Als wir den Betrieb von meinem Vater übernommen haben, dachten wir, dass wir das mal ausprobieren und gaben uns selber ein halbes Jahr», sagt Ursula Rada. Aus diesem halben Jahr ist nun fast ein halbes Jahrhundert geworden und wenn man die lange Liste der Um- und Ausbauten des Betriebs sieht, kann man sagen, dass sie trotz dem Branchenwechsel irgendwie schon der Baubranche treu geblieben sind.
Mit lachendem und weinendem Auge
Vor allem dank den Industriebetrieben im Prättigau habe es immer sehr gut funktioniert im heutigen Drei-Sterne-Betrieb. «Firmen aber auch Institutionen aus der Region haben immer für viel Betrieb und auch für volle Betten gesorgt. Dank ihnen und unserer treuen Stammkundschaft hatten wir nicht nur die Möglichkeit stetig weiter auszubauen und uns zu entwickeln», sagt Ursula Rada rückblickend. Aus der einstigen Kantine ist inzwischen ein Betrieb mit 20 Angestellten geworden, der über eine Pizzeria, ein Hotel mit Gartenterrasse, einen Kinderspielplatz, ein grosses Restaurant mit modernem Saal sowie einen Wintergarten verfügt. Obwohl es den Betrieb bald 50 Jahre gibt, punktet die Infrastruktur durch Modernität, ohne dabei den «heimeligen» Charakter zu verleugnen. Trotz all dieser positiven Faktoren ging es einige Jahre, bis sich der passende Nachfolger gefunden hatte, sagt Ursula Rada. «Wir wollten eben unbedingt, dass der Betrieb weitergeführt wird und sind froh, dass wir nach guten acht Jahren Suche so gute Leute gefunden haben.» Sie verlasse den Betrieb mit einem lachenden und einem weinenden Auge, was sicherlich auch ein wenig daran liegt, dass das Alpina bald nicht mehr in der Familie bleibt. «Am schönsten wäre es natürlich schon gewesen, wenn unsere Tochter Claudia und ihr Mann Thuri das Alpina weiterführen hätten können, was die beiden in den letzten 22 Jahren auch schon gemacht haben. Doch leider lässt der Gesundheitszustand von Thuri dies nicht zu, weshalb nach einer anderen Lösung gesucht werden musste.» Aus diesem Grund hat sich die Familie Rada auch für eine stille Stabsübergabe entschieden und nicht für ein rauschendes Fest zur Übergabe.
Für Büezer und Könige
Auch für den neuen Besitzer Oliver Hunziker ist klar, wie wichtig und prägend der Untervazer Thuri Hug für das Lokal gewesen ist. «Man merkt an vielen Orten, dass er seinen Stempel dem Betrieb aufgedrückt hat und es wird für uns schon auch eine Herausforderung, auf diesem hohen Qualitätsstandard den Betrieb weiterzuführen.» Einen heruntergewirtschafteten Betrieb frisch aufzubauen sei sicher einfacher, als ein solches Traditionsunternehmen, das sehr gut läuft, weiterzuführen. «Unser Erfolgsrezept war immer, dass wir darauf geachtet haben, dass das Alpina auch in die Gemeinde Schiers passt», erklärt Ursula Rada, die sich schon sehr auf die wohlverdiente Pension freut. «Es war uns wichtig, dass wir eine offene Türe für alle hatten.» Diese Willkommenskultur habe dafür gesorgt, dass nicht nur die treuen Einheimischen und Büezer aus der Region, sondern auch Menschen aus der ganzen Welt im Alpina zu Gast waren. Dies sei vor allem dank den Industriebetrieben und ihren internationalen Beziehungen so zustande gekommen. «Einmal hat sogar der indische König mit seiner Familie hier logiert», erinnert sich Rada. In den Jahren vor Corona hat der Betrieb viel und erfolgreich mit Reisecarbetreibenden zusammengearbeitet. Diese haben vom Alpina aus Ferienreisen oder Geschäftsfahrten in alle Himmelsrichtungen organisiert. «Diese Idee ist eher zufällig durch Mund-zu-Mund-Propaganda entstanden. Wir hatten das Glück immer wieder auf sehr gute Leute zählen zu können, was vieles vereinfacht hat.» Auch sonst habe das Alpina immer gerne mit den anderen Gastrobetrieben wie beispielsweise dem Hotel Sommerfeld in Pragg-Jenaz und dem Hotel Grüsch sich ausgetauscht und gegenseitig geholfen.