Um 9.45 Uhr ging die Wahlkampftour der SP und der Grünen zusammen mit Regierungsrat Peter Peyer in Fläsch los. Dann führte diese über Maienfeld, Jenins und Malans nach Landquart. Getreu ihrem Wahlkampf-Slogan «Für Klima und Fortschritt» reiste die Entourage mit Velo oder Postauto von Ort zu Ort, immer in Begleitung der legendären «Bandella del Sole», eine politisch wie musikalisch gleichermassen engagierte Truppe von Musikantinnen und Musikanten aus der halben Schweiz – einer von ihnen: Köbi Gantenbein, seines Zeichens Journalist, Verleger der Zeitschrift «Hochparterre» und seit diesem Jahr SP-Grossratskandidat des Kreises Maienfelds. Er, der, wie er selber sagt, als zukünftiger Grossrat Landschafts- und Kulturpolitik ins Parlament tragen will. «Und politischen Entscheiden für schöne Landschaften, für Baukultur und für gute Raumplanung helfen – mit meinem Wissen und meiner Fantasie.» Er war es dann auch, der als erster das Wort an die anwesenden Landquarterinnen und Landquarter richtete und damit die Kampagne auf dem roten Platz in Landquart eröffnete.
Vor der Rede von Regierungsrat Peter Peyer spielte die «Bandella del Sole» aus traurigem Anlass, dem russischen Überfall auf die Ukraine, das Klezmer-Musikstück «Odessa Bulgar». Köbi Gantenbein kündete es als ein Lied aus der jüdischen Lebenswelt und Kultur der Ukraine an, welche die Nazis vernichtet haben. Dort auf dem roten Platz stehend und der Musik lauschend, wurde man sich auf einen Schlag der immensen Bedeutung von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Grundrechten gewahr – wie zerbrechlich die Demokratie ist und wie wichtig es ist, sich dafür stark zu machen und allenfalls wie die Ukrainerinnen und Ukrainer dafür sein Leben zu geben.
Gerechte Wahlen
Peter Peyers Rede war kurz und prägnant. Er, der selbst in der Region Landquart-Igis aufgewachsen ist, erzählte zum Einstieg wie Landquart, das Tor zu Graubünden, wie er es nannte, entstanden war und fasste die bauliche Geschichte rund um den roten Platz zusammen. Er betonte, dass er zusammen mit den anwesenden Grossratskandidatinnen und
-kandidaten der SP und der Grünen an den ersten, gerechten – aufgrund des Proporzsystems – durchgeführten Wahlen im Kanton antrete, um Graubünden fortschrittlicher, sozialer und ökologischer zu machen. Ziel sei es unter anderem, dass der Kanton im Klimaschutz vorangehe und der Natur sorge trage, in dem sich dieser dafür einsetze, dass umweltschonender und familienfreundlicher gebaut werde und weniger «Unorte» kreiert würden. «Es ist mir bewusst, dass wir vor grossen Herausforderungen stehen. Doch ich bin mir auch sicher, dass diese mit den richtigen Voraussetzungen gut bewältigt werden können», sagte Peyer am Schluss seiner Rede.
Die «Bandella del Sole» spielte erneut auf. Dieses Mal ertönte das italienische Lied «Se otto ore – Macchinista», das im 19. Jahrhundert die Hymne der streikenden Lokführer in Italien war, die für Freiheit, Gleichheit und Solidarität gekämpft und den Achtstundentag erfolgreich durchgesetzt haben.
Demokratie für alle
Danach ging das Wort an den Landquarter Simon Stieger, Lokführer bei der RhB, Mitglied der Bündner SP-Geschäftsleitung, bisheriger Grossrat-Stellvertreter Fünf Dörfer und neuer Grossratskandidat. Auch er brachte es in seiner Rede ohne grosse Umschweife auf den Punkt, wofür er sich als zukünftiger Grossrat Kreis Fünf Dörfer einsetzen will. «Wer nach Graubünden oder in die Natur will, kommt an der Region Landquart, die einerseits Reiseknotenpunkt und andererseits der grösste Wirtschaftsraum im Kanton ist, nicht vorbei», sagte Simon Stieger, dessen Motto «Miteinander statt gegeneinander für eine Wirtschaft, die den Menschen dient und nicht umgekehrt» lautet. Als zukünftiger Grossrat werde er sich dafür einsetzen, dass von dem enormen wirtschaftlichen Potenzial der Region Landquart die gesamte Bevölkerung profitieren könne und nicht nur einige wenige. «Wir brauchen bessere Löhne und Arbeitsbedingungen, die Renten müssen mit den steigenden Lebenshaltungskosten mithalten, und es braucht mehr bezahlbaren Wohnraum und Kinderbetreuung für alle», zählte er auf. Auch müsse die Wirtschaft so schnell als möglich klimaneutral werden. «Deshalb ist es nötig, dass wir beispielsweise bei der erneuerbaren Energieproduktion innovative Projekte vorantreiben, die nachhaltig und zukunftsträchtig für alle sind, wie beispielsweise Windanlagen in unserem Föhntal oder das Chlus-Wasserkraftwerk.
Zum Abschluss spielte die «Bandella del Sole» den italienischen Gassenhauer «Bella ciao». Dieses berühmte Volkslied sangen die Partisanen als sie sich aufmachten zum Widerstand gegen die Nazis und Faschisten, die Italien im Zweiten Weltkrieg besetzt hatten. Dann ging es für die Wahlkampfrednerinnen und -redner mit Entourage ins Restaurant «Binari» am Landquarter roten Platz. Dort wurden sie alle von Wirtin Dorli Gauderon und ihrem Team mit Pizzoccheri verköstigt. Frisch gestärkt gings am frühen Nachmittag mit der Wahlkampftour von Landquart nach Igis und Zizers über Untervaz bis nach Trimmis weiter.