Seine Freude an gedruckten Zeitungen habe er in die Wiege gelegt bekommen, sagt Werner Steiner. «Mein Vater war Buchdrucker/Grafiker und meine Mutter Buchbinderin. Ich durfte ihn oft in der Druckerei besuchen.» Zudem sei ein Freund seines Vaters Setzer bei der NZZ gewesen. Damals wurden die Zeitungen nicht wie heute im Digitaldruck, sondern vollständig am Hauptsitz Zürich-Bellevue mit Bleisatz hergestellt. An diese Zeit denkt Steiner gerne zurück. «Oft besuchten wir ihn in der Setzer-Druckerei der NZZ. Zuschauen wie die Zeitung entsteht, war für mich immer aufregend, interessant und eindrücklich. Das ist es auch heute noch, auch wenn sich einiges verändert hat. Das ‹fahrende› Papier in den Druckmaschinen und der Duft von Druckerschwärze jedoch ist geblieben. Das klingt wie Musik in meinen Ohren.»
Durch die Swissair zum Zeitungssammeln
«Ich reise gerne und meine Frau und ich besuchen regelmässig Finnland», sagt der pensionierte AV-Techniker. Seine Schätze bewahre er in säurefreien Schachteln auf, wobei es ihm nie um den Wert der Zeitungen gehe. Er liebe einfach die Materie. «Zeitungen hatten mich auch deshalb fasziniert, weil sie ‹handlich›, sachlich und bildlich informieren.» Durch seine Arbeit in der Fluggesellschaft «Swissair», von 1983 bis ins Jahr 2000, kam er in Kontakt mit Zeitungen aus aller Welt, was ihm sofort den Ärmel reingezogen habe. «Dazumal bekamen die Passagiere noch gratis Zeitungen. So hatte ich die Möglichkeit, viele verschiedenen Zeitungen aus der ganzen Welt zu betrachten, zu beurteilen und zu vergleichen. Diese Vielfalt war ‹einmalig›. Es war der Beginn (1983) meiner Zeitungssammlung.» Am Anfang habe er nur die Zeitungsköpfe, etwa die obere Hälfte der Frontseite gesammelt. «Diese habe ich immer noch. Später und bis heute sammlte ich, aus Platzgründen, die erste Doppelseite des ersten Bundes. Aus diesen zwei Seiten lassen sich alle wichtigen Informationen einer Zeitung ‹herauslesen›, die da wären: Aufmachung und Erscheinen sowie Druckqualität. Der journalistische Inhalt ist jeweils zweitrangig.»
Zeitungen aus aller Welt
«Von all den vielen und guten Blättern gehören für mich die ‹Helsingin Sanomat›, ‹Die Zeit›, SZ›, die ‹TNYZ›, ‹NZZ am Sonntag› und die ‹NZZ› zu meinen Lieblingszeitungen.» In seinen 40 Jahren Sammeltätigkeit haben sich auch einige Raritäten im Fundus von Werner Steiner angesammelt. «Ich bin nicht primär auf Seltenheiten aus, aber die Ausgabe der ‹Turun Sanomat› (Finnische), Nr.: 12219, vom 10. September 1941, zählt definitiv dazu. Erst- oder Letztausgaben sind jedoch auch etwas ganz Besonderes. So etwa die Erste ‹NZZ am Sonntag› vom 17. März 2001, Kostenpunkt damals 3.50 Franken, 2.50 Euro. Und die letzte täglich gedruckte ‹The Guardian› gehört sicher auch dazu.» Obwohl der Sammler schon Zeitungen aus aller Welt besitzt, fehlen ihm noch einige Länder auf der Liste. «Aus sehr vielen Ländern sind Zeitungen leider schlecht zu bekommen. Praktisch alle angeschriebenen Redaktionen, in weit entfernten Ländern, aber auch in Europa, geben gar keine Antwort. Weshalb das so ist, weiss ich nicht.» Vor allem ausserhalb von Europa sei noch viel Luft nach oben vorhanden. «Nun, aus dem ganzen Kontinent Afrika habe ich keine. Aus ganz Asien habe ich sehr, sehr wenige. Auch Australien und die umliegenden Länder-, Inselstaaten fehlen mir noch Exemplare. Von den USA habe ich sehr wenige. Und aus Kanada, Grönland, Island, und Mittel- und Südamerika ist es schwierig welche zu erhalten.» Glücklicherweise nehmen Freunde ihm oft aus den Auslandsferien Zeitungen mit, dass seine Sammlung weiter international anwächst und nicht nur auf die umliegenden Nachbarländer der Schweiz begrenzt bleibt. Auch wenn es hin und wieder nicht einfach ist, bleibt Werner Steiner seiner Sammellust treu. «Solange noch gedruckte Zeitungen hergestellt werden und solange, noch Chancen bestehen gedruckte Zeitungen zu bekommen, bleibe ich dabei. Bis mich alle guten Geister verlassen, werde ich sie sammeln!