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Luzein - St. Antönien
05.04.2022
12.04.2022 08:51 Uhr

«Es geht um den Erhalt unseres Lebensraums»

Die Kosten für die Gesamtmelioration der Gemeinde Luzein belaufen sich auf 20,4 Millionen Franken.
Die Kosten für die Gesamtmelioration der Gemeinde Luzein belaufen sich auf 20,4 Millionen Franken. Bild: zVg
Seit 1940 kann die Schweizer Patenschaft für Berggemeinden dank der grossen Unterstützung ihrer Gönnerschaft Berggemeinden und anderen öffentlich-rechtlichen Körperschaften bei der Finanzierung von Projekten helfen. Luzein ist unter anderem eine dieser Gemeinden im Prättigau, die im Zuge der aktuellen Gesamtmelioration von der Patenschaft finanziell unterstützt wird.

Zahlreiche Berggemeinden stehen vor grossen Herausforderungen – sei es beispielsweise, weil das alpine Gelände Schutzmassnahmen gegen Steinschlag, Lawinen oder andere Naturkatastrophen verlangt und daneben alte Wasserleitungen und Reservoire repariert werden müssen, oder sei es, weil Zugangs- und Waldstrassen ausgebaut und Schulhäuser oder Altersheime saniert werden müssen. Finanzschwache Berggemeinden können dabei an ihre Grenzen stossen. In solchen Fällen bietet dann unter anderem auch die Schweizer Patenschaft für Berggemeinden Hand an. So geschehen auch bei der Gemeinde Luzein, der die Patenschaft im Rahmen ihrer Gesamtmelioration, die ein Generationenprojekt ist, vorerst einen Betrag in Höhe von 100 000 Franken entrichtet hat. Dies mit der Begründung, dass bei diesem weitsichtigen Projekt durch die Vereinfachung der Eigentümerstrukturen und die Modernisierung des Wegnetzes Grundlagen für eine zukunftsorientierte Landwirtschaft geschaffen werden. Insgesamt bedeute dies eine Aufwertung der Landwirtschaft und der Pflege von Kulturland und damit verbunden steige auch die Attraktivität der Gemeinde.

Grundsatzentscheid der GV

«Für den Start einer derart umfangreichen Melioration braucht es die Zustimmung zum Grundsatzentscheid durch die Gemeindeversammlung», erklärt Christian Kasper seines Zeichens Gemeindepräsident von Luzein, die rund 1610 Einwohner:innen zählt. «Daran sind schon einige zukunftsweisende Projekte gescheitert, was dann zu massiven Verzögerungen geführt hat.» Bis mit der ersten Bauetappe Luzein–Mittelberg, wobei der miserable Zustand des Weges hervorzuheben sei, habe begonnen werden können, habe der Prozess etliche Jahre in Anspruch genommen, führt Kasper aus. Den Grundsatzentscheid fällte die Gemeinde im April 2005. Danach erfolgte die Projektphase mit den verschiedenen Planauflagen. Worauf laut Gemeindepräsident wie bei solchen Projekten üblich auch Einsprachen eingegangen sind. Die Behebung dieser Einsprachen habe dann wieder sehr viel Zeit in Anspruch genommen, wodurch der Zustand der Zufahrtsstrassen zu den verschiedenen Landwirtschaftsbetrieben und Dauerwohnbauten nicht besser geworden sei.

Das Hauptaugenmerk liegt bei diesem Generationenprojekt auf der Erschliessung der Parzellen und der Modernisierung des Wegnetzes. Bild: zVg

20,4 Millionen Franken

Den Kredit für das Generationenprojekt bewilligte die Gemeindeversammlung mit grossem Mehr im Juni 2016. Baubeginn war im August 2019, und der Abschluss ist im Jahr 2035 geplant. Das eingezogene Gebiet umfasst 1296 Hektaren. Das Hauptaugenmerk liegt wie bereits erwähnt auf der Erschliessung der Parzellen und der Modernisierung des Wegnetzes. Ein Umweltverträglichkeitsbericht mit Auflagen ist Bestandteil des Projekts. Insgesamt werden 102 Wegstücke ausgebaut oder neu erstellt. Die Arbeiten sollen in zwei Phasen realisiert werden, wie der ersten Ausgabe der Patenschaft-Post, dem Publikationsorgan der Schweizer Patenschaft für Berggebiete zu lesen ist. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 20,4 Millionen Franken. In den vergangenen Jahren wurden die ersten Etappen gebaut, das heisst 2019 Luzein–Mittelberg, 2020 Rosenberg–Castanna und 2021 Bovastrasse–Schurliegg. Nach der Melioration Putzerberg ist dieses Meliorationsprojekt laut Christian Kasper das zweitgrösste der Gemeinde Luzein. «Ein Projekt von dieser Grösse wäre ohne umfangreiche Bundes-, Kantons- und Gemeindebeiträge nicht realisierbar», sagt der Gemeindepräsident. Die Restkosten würden nach Bauvollendung auf die vom Projekt erschlossenen Eigentümer durch die Schatzungskommission ermittelt und verteilt. Genau diese Restkosten würden durch den grosszügigen Beitrag von 100 000 Franken der Schweizer Patenschaft für Berggebiete reduziert.

Wasserversorgungsprojekte

«Ohne diese Meliorationen, wobei es in erster Linie um die Erschliessung mit Strassen geht, könnten die Streusiedlungen und die umfangreichen landwirtschaftlichen Nutzflächen nicht erschlossen werden», sagt er weiter. Dadurch wäre eine Bewirtschaftung längerfristig nicht gesichert, was negative Auswirkungen auf das Landschaftsbild hätte. «Zusammengefasst geht es um die Sicherung unserer zukünftigen Strukturen und um den Erhalt unseres Lebensraums.»

In der Gemeinde Luzein und St. Antönien wurden in der Vergangenheit schon mehrere Projekte von der Schweizer Patenschaft für Berggemeinden unterstützt. Dabei handelte es sich neben Meliorationen auch um diverse Wasserversorgungsprojekte. Dies ist aktuell eine Schwerpunktförderung, wie Christian Kasper erklärt. In diesem Bereich würden im laufenden Jahr sehr umfangreiche Bautätigkeiten ausgeführt. Die jeweiligen Kredite seien von der Gemeindeversammlung im August letzten Jahres genehmigt worden. «Wir möchten uns für die grosszügige Unterstützung bei der Schweizer Patenschaft für Berggemeinden ganz herzlich bedanken.»

Ladina Steinmann