Am Bahnhof Schiers herrscht reger Betrieb. Diverse Pendler, aber auch Leute aus dem Dorf besuchen in diesen Tagen das Bistro Bahnhöfli. Auch wenn die Temperaturen es aktuell möglich machen, draussen Platz zu nehmen und ein kühles Blondes zu zischen, lassen sich es die Gäste von Brigitte Buchli nicht nehmen und werfen auch noch ein Auge in das Innere der grossen Containeranlage. Was aussen rustikal und anonym, wie die Ticketbaracke von der Rhätischen Bahn wirkt, ist im Innern liebevoll eingerichtet. Die gemütlichen Tische und Stühle sowie die grosse Bar aus Holz strahlen eine angenehme Wärme und «Heimeligkeit» aus. Man füllt sich beim Betreten des Lokals augenblicklich herzlich willkommen. Auffällig viele Blumen stehen aktuell auf dem Tresen und an den Fenstern. Diese sommerliche Dekoration habe aber nicht sie angeschafft, sagt Brigitte Buchli. «Aktuell bringt mir fast jeder Gast eine Blume mit, was mich sehr berührt. Es zeigt auch ein wenig, dass ich wohl nicht alles ganz falsch gemacht habe und dass sich die Leute freuen, dass wir wieder loslegen mit der Beiz.» Die Beizerin hat seit kurzem wieder sieben Tage die Woche auf. «Auch, wenn ein Verein oder eine Organisation neben den Geschäftszeiten beispielsweise das Enzianzimmer für eine Versammlung reservieren will, genügt ein Anruf und ich komme sofort.»
Wenn eine Welt zusammenbricht
Die Erleichterung ist bei Brigitte Buchli gross, denn der Austausch mit den Leuten vom Dorf in dieser Form habe ihr doch sehr gefehlt. Es scheint auch fast ein wenig so, als habe sich der Druck, der auf ihr gelastet hat, verflüchtigt und es stände nur noch Vorfreude auf die Eröffnung im Raum. «Auch wenn vieles vielleicht nicht so gut gelaufen ist, wie ich es mir gewünscht hätte, bin ich doch heute froh, dass ich das Ganze gemacht habe.» An die Nacht vom 2. auf den 3. August 2021 denkt Buchli nicht gerne zurück, verständlicherweise. «Damals hat meine Putzfrau angerufen und gesagt, dass der Bahnhof brenne. Ich selber hatte es nicht bemerkt, da ich in Pusserein wohne. Zuerst habe ich für mir gedacht, dass das wohl ein Aschenbecher sein musste, der sich entzündet hat. Als ich dann realisierte, dass das Feuer den ganzen Schuppen betroffen hat und mein Lokal durch die Löschversuche der Feuerwehr schwere Wasserschäden davontrug, ist schon irgendwie eine Welt für mich zusammengebrochen.» Genau drei Jahre und einen Tag sei sie in dem Lokal eingemietet gewesen, sagt die Beizerin aus Leidenschaft. «Eigentlich hätte ich ja einen zehn Jahre andauernden Pachtvertrag mit der RhB gehabt.» Gebeizert hätte sie wahrscheinlich bis zu ihrer Pension beim Bahnhof Schiers. Aus diesem Grund habe sie auch das ehemalige Lokal ohne Inventar übernommen und liebevoll umgestaltet. Doch zu viele Gedanken an das unbrauchbare Material oder gar an den Brandstifter und sein noch hängiger Gerichtsfall wolle Buchli nicht verlieren, denn sie sei ein Mensch der gerne aus solchen Situationen das Positive rausziehe und optimistisch in die Zukunft blicke.
Grosse Solidarität von allen Seiten
Bestärkt in ihrem Glauben, dass das Bistro Bahnhöfli wieder eröffnen wird, habe sie die enorme Solidarität von allen Seiten. «Nicht nur die Spendenaktion, die lanciert wurde, hat mir sehr geholfen, sondern auch die Sachspenden und auch gratis Dienstleistungen von diversen Handwerkern haben dafür gesorgt, dass wir jetzt endlich wieder loslegen können.» Die gesamte Containeranlage zu erwerben und liebevoll einzurichten, habe nur funktioniert, durch die Sammelaktion im Dorf, gute Wünsche und viel Hilfe von der Familie und Freunden. «Ich bin sehr dankbar und glücklich soviel Solidarität zu erleben, denn ohne sie hätte ich wahrscheinlich irgendwann aufgehört, das Projekt nach vorne zu treiben.»