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Schiers
12.04.2022
12.04.2022 19:22 Uhr

Zum 2000. Mal den Fadeuer bestiegen

Urban Troxler aus Schiers besteigt seit bald 30 Jahren immer wieder «seinen» Fadeuer.
Urban Troxler aus Schiers besteigt seit bald 30 Jahren immer wieder «seinen» Fadeuer. Bild: Urban Troxler aus Schiers besteigt seit bald 30 Jahren immer wieder «seinen» Fadeuer.
Als Urban Troxler am Sonntag mit dem Snowboard den Fadeuer erreicht hat, war dies für ihn das 2000. Mal seit 1995. Auf seiner Jubiläumstour haben ihn einige Freunde begleitet. Auf dem Gipfel durfte der ehemalige Lehrer für Zeichnen und Gestalten an der EMS Schiers dann wohl nicht nur Gratulationen für seinen «Rekord» entgegennehmen.

Troxlers Tour startet jeweils in Furna (1409 m). Vom Hinterberg führt seine Route zuerst gemütlich durch ein Waldstück. Danach folgt ein kurzer Abschnitt über ein offenes Feld vorbei am Untersäss bevor es nochmals in den Wald führt. Noch vor dem Obersäss ist die Waldgrenze erreicht und die Wegführung folgt dem Ostgrat auf den 2058 m hohen Fadeuer. Die Tour liesse sich derzeit gut mit dem naheliegenden Wannenspitz verbinden und beeindruckt durch variantenreiche Abfahrten zurück nach Furna.

Urban Troxler, der mit seiner Ehefrau Daniela in Schiers lebt, ist nicht nur Rekordhalter, was die Anzahl an Besteigungen des Fadeuers betrifft. «Von 1979 bis 2019 unterrichtete ich an der EMS Zeichnen, Gestalten und Kunstgeschichte. Mit 40 Jahren Dienstzeit als Lehrer bin ich zusammen mit einer ehemaligen Violinlehrerin ebenfalls eine Art Rekordhalter.» Der Stadtzürcher, den es mit 25 Jahren als Lehrer nach Schiers verschlagen hat, erinnert sich: «Als Junglehrer an der EMS war ich damals nur vier Jahre älter als die älteste Schülerin.» Der berg- und naturbegeisterte Troxler nutzte in seiner Freizeit jede Gelegenheit, um die Bergwelt des Prättigaus zu erkunden. «So nahm ich jeweils mit meiner Vespa Wald- und Alp-wege unter die Räder und fuhr soweit hinauf, wie es erlaubt war.» Schon als Bub faszinierten ihn die Berge. «Von unserem Balkon in Zürich Höngg konnte man das Alpenpanorama in der Ferne erkennen. Dieses zog mich magisch an und löste eine schwer beschreibbare Sehnsucht aus.» Als Kind nahm ihn sein Vater mit in die Berge. Später unternahm er anspruchsvolle Berg- und Klettertouren mit seinen Kameraden.

Alle 4000er erklommen

So bestieg er unter anderem alle 4000er-Gipfel der Schweiz. Das sind 48 Berge an der Zahl. Dies machte Lust auf mehr. Es lockten die hohen Gipfel Südamerikas (Alpamayo 5947 m). Natürlich konnte Troxler der Faszination der Bergriesen im Himalaya-Gebiet nicht widerstehen. So bestieg er mehrmals das Dach der Welt. Von den Riesen über 8000 Meter erreichte er 1997 den Manaslu-Westgipfel (8020 m). Und bereits zuvor, 1992, versuchte er sich am Makalu (8485 m). Der passionierte Snowboarder reiste später zum höchsten Berg im Iran. Dort zog er am über 5600 Meter hohen Damawand seine Linien in den Schnee. Neben all den prestigeträchtigen Bergen steht der unscheinbar anmutende Fadeuer in einem seltsamen Kontrast.

  • Jungbergsteiger Urban Troxler 1981 im Biwak im Aufstieg zum 4317 Meter hohen Grand Combin. Bild: zVg
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  • In einer umfangreichen Serie hält Maler Troxler seine Eindrücke wie ein Chronist fest. Bild: E. Felix
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  • Blick vom Kamelbuckel auf den Fadeuer. Bild: Urban Troxler
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Wie ein Hundespaziergang

Warum immer und immer wieder auf den Fadeuer? «Er ist mit seinen 650 Höhenmetern für mich wie ein Hundespaziergang, einfach ohne Hund.» Da er zu allen Jahreszeiten hochsteigt, ist ihm sein Hausberg in all den Jahren nie verleidet. Im Gegenteil: «Es ist jedes Jahr von Neuem ein Naturschauspiel, wenn beispielsweise im Juni/Juli die ganze Blumenpracht spriesst. Im August können diverse Pilzarten gesammelt werden. Und Ende August sind jeweils die Heidelbeeren reif.» Daneben bietet ihm das Beobachten der Tierwelt interessante Einblicke in das vielfältige Zusammenwirken der Natur. An ein ganz besonderes Ereignis erinnert sich der Naturliebhaber immer wieder: «Es war morgens um sechs Uhr. Praktisch auf dem Gipfel erblickte ich ein Tier. Es war kein Fuchs, es sah eher wie ein Schäferhund aus, aber mit gräulicherem Fell. Ich bin zu 99 Prozent überzeugt, dass es ein Wolf war.»

Berge und Kunst

Als zweite grosse Passion neben dem Bergsteigen hat er sich der Malerei verschrieben. So sind im Laufe der Jahre unzählige Bilder des Fadeuers im A4-Format entstanden. Eine Art Chronik, welche Eindrücke, Beobachtungen und Stimmungen in mannigfachen Variationen dokumentiert. Mit welchen Gefühlen macht er sich morgen Sonntag zum 2000. Mal auf den Weg in Richtung Fadeuer? «Eine gewisse Nervosität ist spürbar. Aber ich glaube, es kommt wettermässig nicht schlecht.» Und apropos Gipfeltrunk gibt Urban Troxler seinen Lieblingswitz zum Besten: Ein Zürcher sagt: «Wasser ist einfach das Beste.» Der Prättigauer darauf: «Man muss nicht immer das Beste haben. Prost!»

Ernesto Felix