Ein wenig versteckt ist das Eigenheim von Urs und Jasmin Widmaier am Schuochterbödeliweg in Schiers. Durch die etwas erhöhte Lage ergibt sich auf der Terrasse ein herrliches Panorama. Von hier aus sieht man sogar bis zum Eisfeld, welches vom Grossvater Walter betrieben wird. Doch für den 13-jährigen Enyo und seinen zwei Jahre jüngeren Bruder Myro war das Eishockeyspielen nie eine Option. Zu grob und wild sei das für sie gewesen, wie Mutter Jasmine erklärt. Die Faszination für das Turnen habe sich schon früh ganz natürlich ergeben. «Ich habe, als ich noch im Kindergarten war, bei den GKB Sportkids ein Turnprospekt gesehen und wollte das auch ausprobieren», sagt Enyo. Ähnlich sei es bei seinem Bruder Myro gewesen, seine Leidenschaft für den Sport wurde durch das Programm Futurestar geweckt.
Von Maienfeld nach Wil
Aus den anfänglichen zwei Trainings pro Woche wurden innerhalb von einem halben Jahr gleich sechs, sagt Enyo, der in seinem Jahrgang zu den sechs besten im Schweizer Kader gehört. «Inzwischen trainiere ich um die 25 Stunden die Woche.» Dieser enorme Zeitaufwand neben der Schule habe irgendwann zu einem Konflikt geführt, erklärt Mutter Jasmine. «Im Prättigau ist es eben so, dass vor allem Wintersportarten gefördert werden. Wenn jemand beispielsweise professionell im Ski- oder Eishockeyzirkus einsteigen will, gibt es beispielsweise in Davos das Sportgymnasium. Für jemanden, der einen ‹Sommersport› wie Kunstturnen betreibt, wird es einfach schwierig. Zudem findet eine Förderung von Sportlern meist erst ab der Oberstufe statt und das ist im Fall eines Kunstturners oftmals viel zu spät.» Aus diesem Grund haben die Widmaiers sich entschieden einen Schritt weiter zu gehen, um ihren Jungs den Traum einer Sportkarriere nicht zu verbauen. «In Maienfeld hat es einen Cheftrainerwechsel gegeben und die neuen Trainingsmetoden waren für uns nicht tragbar.» Nachdem auch andere Turner das Turntenue an den Nagel gehängt hätten, was für sie nicht in Frage gekommen sei, sei Enyo dank seines Talents und Leistungen bis dato im Regionalen Leistungszentrum in Wil aufgenommen worden. Myro habe dank seines Könnens im TZ Fürstenland Unterschlupf gefunden, welches in der selben Halle trainiere. «Wir waren und sind ausserordentlich dankbar, dass das RLZO und das TZ Fürstenland Enyo und Myro die Chance gegeben haben, ihren Kunstturntraum weiter zu leben.»