P&H: Die Veranstaltung trägt den Titel «Funktioniert meine Solaranlage einwandfrei?» und richtet sich laut Plakat an Solaranlagenbesitzerinnen und -besitzer. Was können die Besucher:innen des Referats für ihr alltägliches Leben mitnehmen?
Rolf Ziegler: Die Betreiber der Solaranlagen erhalten Informationen, in welchen Zyklen sie ihre thermischen und Photovoltaik-Anlagen überprüfen und anschauen sollen. Sie erhalten zudem wertvolle Hinweise, wie sie ihre Solaranlagen unterhalten können.
Es gibt Spezialisten, die im Falle einer Störung oder eines Problems bei einer Solaranlage hinzugezogen werden können. Warum also dieses Angebot?
Ich bin der Meinung, dass die Anlagebetreiber, wenn sie ihre Anlage selbstständig regelmässig warten, besser kennenlernen, dadurch auch besser Störungen erkennen können und somit auch weniger Störungen haben.
Wie sieht es bei Hausbesitzern aus, die sich Gedanken über eine allfällige Installation einer Solaranlage machen? Was können diese aus diesem Anlass für sich mitnehmen?
Natürlich ist der Anlass auch für zukünftige Solaranlagenbesitzer interessant. Sie können dort Besitzer bestehender Anlagen aus ihrer Region kennenlernen und diese zu ihren Erfahrungen befragen. Ausserdem steht ein sehr kompetenter Referent, das heisst Jürg Marti von der Marti Energietechnik mit Sitz im zürcherischen Stäfa, für alle Fragen zur Verfügung. Offene Fragen, die am Anlass in Schiers nicht direkt beantwortet werden können, nimmt die SSES entgegen und beantwortet sie später.
Es gibt zwei Typen von Solaranlagen: Die Photovoltaik- und die Solarthermieanlagen? Was ist der Unterschied? Können Sie diesen unserer Leserschaft in wenigen Sätzen erklären.
Mit Photovoltaikanlagen wird Strom produziert, sei dies für den Eigengebrauch oder sei dies für die Einspeisung ins Netz. Bei der Solarthermie wird Warmwasser für den Warmwasserverbrauch und die Heizung erzeugt. Das Preis-/Leistungs-Verhältnis und der Wirkungsgrad sind bei der Solarthermie wesentlich höher als bei Photovoltaik. Der Verbrauch von fossilen Energien wird durch die Solarthermie wesentlich vermindert.
Sie besitzen eine Solaranlage. Warum haben Sie sich dafür entschieden?
Der Hauptgrund war die Faszination, mit Sonne meine eigene Energie produzieren zu können – und das schon vor 20 Jahren. Der Architekt meines Hauses war dagegen. Er meinte eine Solaranlage funktioniere in Schiers nicht. Er hat sich offensichtlich geirrt. Die für damalige Verhältnisse hohen Investitionen habe ich mit grosser Überzeugung getätigt, und sie haben sich längst gelohnt.
Welche Vorteile bringt Ihnen ihre Solaranlage?
Meine Photovoltaik- und meine Solarthermieanlage produzieren übers Jahr gesehen zirka 50 Prozent meines Energieverbrauchs bezogen auf Wärme und Stromverbrauch im Wohnhaus. Die Nebenkosten meiner Liegenschaft sind dadurch stark gesunken. Aktuell, das heisst wegen der politischen Lage und den damit einhergehenden hohen Energiekosten wären die Einsparungen noch höher.
Was gibt es aus Ihrer Sicht bei diesen beiden Anlagen noch zu verbessern?
Die zwei Anlagen funktionieren seit Jahrzehnten tadellos. Heute würde ich eine Fernüberwachung übers Handy installieren lassen. Solaranlagen haben eine Lebensdauer von mindestens 25 bis 30 Jahren. Es sind einfache, robuste Systeme: Da kann man fast nichts verbessern. Für heutige Photovoltaik-Module erhält man bereits Garantien von bis zu 30 Jahren. Weiter kann ich den Energieverbrauch im Haushalt so steuern, dass er dann am höchsten ist, wenn die Sonneneinstrahlung am intensivsten ist. So lässt sich der lukrative Eigenverbrauch weiter optimieren.
Welche alternativen Energien machen Sie sich sonst noch zunutze?
2006 haben wir die Ölheizung durch eine Wärmepumpe mit Tiefenbohrung ersetzt. Seit 2011 fahren wir ein Voll-Hybrid-Auto. Mit einem vollelektrischen Fahrzeug liesse sich der Eigenverbrauch weiter erhöhen.
Es gibt Hausbesitzer, die von einer Solaranlage nichts wissen wollen, weil das Einspeisen des Solarstroms ins Stromnetz angeblich zu kostenintensiv ist und sich daher die Investition in eine Anlage überhaupt nicht rentiert. Was sagen Sie dazu?
Das kann man so nicht sagen. Die Investitionskosten für Solaranlagen sind in den letzten Jahren massiv gesunken, insgesamt um den Faktor 10. Das teuerste an der Installation ist heute die Arbeit des Installateurs. Die Repower bezahlt im Prättigau eine Rückvergütung von zwölf Rappen pro eingespiesener Kilowattstunde. Hier muss man aber eine Mischrechnung mit dem Eigenverbrauch machen, mit dem ich den Strom wesentlich günstiger beziehe als aus dem Netz. Zudem ist absehbar, dass die Strompreise und damit auch die Rückvergütungen mittelfristig eher steigen werden. Neu kann Sonnenenergie über einen Zusammenschluss Energieverbrauch (ZEV) Mieter oder Nachbarn verkauft werden. Die Energiewende schaffen wir nur, wenn noch mehr Solaranlagen auf dem Dach, an der Fassade und bestehender In-frastruktur gebaut werden. Anlagen ohne Eigenverbrauch müssen sich künftig auch lohnen. In der Politik ist in diesem Bereich einiges im Gange.
Die Veranstaltung ist eine Zusammenarbeit des SSES und der Gemeinde Schiers. Welcher Grundgedanke liegt dahinter?
Die Schweizerische Vereinigung für Sonnenenergie (SSES) will den Bau von Sonnenenergieanlagen fördern. Aus diesem Grund suchen wir den Kontakt mit verschiedenen Partnern für Anlässe mit dem Thema «Sonnenenergie». Wir erhoffen uns mit dieser Veranstaltung eine Intensivierung des Baus von Solaranalgen in der Gemeinde Schiers. Vielleicht wird der Gemeindevorstand den Bau von Solaranlagen unterstützen. Zum Beispiel mit einem vereinfachten Anzeigeverfahren oder mit einer einmaligen Entschädigung an die Investitionskosten.