«Das Eröffnungswochenende war super», sagt Nicole Ruf. «Wir sind nicht nur von den Gästen, sondern auch von den Nachbarlokalen mit vielen lieben Worten empfangen worden.» Ja, das Schierser Beizenbermudadreieck ist seit Anfang Mai wieder komplett und neben dem Sternen und dem Augenblick kann man im Dorf neben der Kirche nun auch wieder in das Pub mit dem Mundartnamen einkehren.
Der lange Weg zur eigenen Beiz
Ruf hat eigentlich Polymechanikerin gelernt und musste ihren Traumjob leider aus gesundheitlichen Gründen an den Nagel hängen. «Obwohl ich meine Arbeit sehr gerne gemacht habe, musste ich mir eingestehen, dass ich die Branche wechseln muss. Ich reagiere eben auf Schmierstoffe und leide unter einer Feinstauballergie.» Doch der Branchenwechsel sei eine regelrechte Odysee gewesen und nicht von einem Tag auf den anderen vonstatten gegangen. Sie habe fast sechs Jahre mit der IV um eine Teilrente gekämpft und dürfe auch heute nur 50 Prozent arbeiten. Durch die Liebe zu ihrem Martin ist die Churerin in Schiers gelandet und hat dann vor knapp eineinhalb Jahren beim Restaurant Rätikon am Bahnhof angefangen zu arbeiten. Als sie dort die Kündigung erhalten habe und gleichzeitig der Vermieter ihrer Wohnung eine Wirtin für das Pub im Erdgeschoss gesucht habe, sei alles perfekt aufgegangen. «Da wusste ich, das ist der richtige Moment, um selber ein Pub auf die Beine zu stellen, welches auch meinem Gusto entspricht.»
Die Jungen im Tal behalten
Über einen Monat hinweg hat sich Nicole und ihr Martin mächtig ins Zeug gelegt und «S’chleina Pub» umgebaut. Ott, der seinem Schatz stets zur Seite steht, erklärt, dass vor allem Nicole die treibende Kraft hinter dem Lokal ist, welches jeweils am Donnerstag, Freitag und Samstag offen hat. «Ich bin glücklich mit meinem Job als Chauffeur beim Coop. Ab und zu am Wochenende gute Musik auflegen zu können, genügt mir völlig.» Eine gute Zeit sollen die Leute bei ihnen haben. «Wir passen uns dem Publikum an und spielen neben Rockmusik, auch Pop und Schlager, wie es sich die Besucher:innen eben so wünschen.» Das Zielpublikum sei schon bunt gemischt, doch eine Gruppe von Leuten liegen Nicole Ruf besonders am Herzen. «Wir wollen die Jungen anlocken, die in den vergangenen Jahren wegen Corona auf Vieles verzichten mussten.» Man müsse schliesslich heute nicht mehr unbedingt aus dem Tal hinaus, um eine gute Zeit zu haben, sagt Ruf, der man die Freude an ihren Gästen bei jedem Wort ansieht. Anders als in städtischen Gebieten seien hier in Schiers die Jugendlichen sehr anständig. Das merke man nicht nur bei ihnen im Lokal, sondern auch an den Schülerinnen und Schülern der EMS, die sie alle immer freundlich grüssen. Es sei wichtig, auch ihnen auf Augenhöhe und freundlich zu begegnen, dann wachse nicht nur die Kundschaft nach, auch das Dorfleben gewinne allgemein viel dazu. «Wir haben sehr viel Wertschätzung für unsere Gäste und lassen auch mal Shotrunden aufs Haus springen, was viele andere Beizer heute leider nicht mehr so machen.» Dieses und viele weitere Goodies seien für sie ganz natürlich. «Die Leute kommen zu mir nicht primär, weil sie Durst haben, sondern weil sie sich bei uns wohl und willkommen fühlen.» Pläne haben Ruf und Ott noch viele. Über den Sommer wolle man beispielsweise enger mit den Nachbarlokalen zusammenarbeiten, was auch Sinn mache, denn gemeinsam gehe es bekanntermassen besser, als wenn jeder nur für sich schaue.
