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Maienfeld
08.06.2022

Pro Guscha feiert 50. Geburtstag

Die Guscha war bis 1969 ganzjährig bewohnt und zählte einst bis zu 170 Einwohner.
Die Guscha war bis 1969 ganzjährig bewohnt und zählte einst bis zu 170 Einwohner. Bild: Marco Schnell
Die Pro Guscha feiert dieses Jahr ihren 50. Geburtstag. Am letzten Wochenende trafen sich fünf der sechs Gründer (einer ist verstorben) nach Jahren wieder einmal gemeinsam auf der Guscha zum geselligen Beisammensein.

Es ist nicht selbstverständlich, dass fünf der Gründungsmitglieder des Vereins Pro Guscha am letzten Wochenende in der ehemaligen Walsersiedlung oberhalb der St. Luzisteig nach 50 Jahren ein Wiedersehen feiern konnten. Man schrieb das Jahr 1972 als Manfred Kuoni, Burk Komminoth, Reto Möhr, Fortunat Ruffner, Peter Zürcher und Konrad Kuoni selig die Zerstörung und den Zerfall der schmucken Bergsiedlung verhindern wollten und dies mit einer gemeinsamen Absichtserklärung besiegelten. Nach diversen Gesprächen mit der Armee und der Stadt Maienfeld konnten sie 1974 den Verein Pro Guscha aus der Taufe heben und die Verfolgung ihrer Ziele auf breiter Basis konkretisieren.

Erfreuliches Wiedersehen

Fünf Jahrzehnte später durften die fünf Gründungsväter am letzten Wochenende im Rahmen eines Vereinsarbeitstages vor Ort stolz auf das Erreichte zurückblicken und im Beisein vieler Kinder gleichzeitig die dritte Pro-Guscha-Generation kennenlernen. Heute zählt der Verein Pro Guscha rund zwei Dutzend Mitglieder.

Bis 1969 bewohnt

Die Guscha – ehemals Mutzen genannt – bildet einen Überrest der ehemaligen Walsergemeinde «Am Berg». Diese bestand aus Stürfis, Vatscherinerberg, Rofels, Bovel sowie Guscha. Während Stürfis und Vatscherinerberg als Siedlungen längst eingegangen sind, wurde Rofels und Bovel 1633 mit der Stadt Maienfeld vereinigt. Auf der Guscha lebten einst bis rund 170 Einwohner, deren Kinder in einer eigenen Schule unterrichtet wurden. Bis Ende 1969 war die Siedlung mit der Familie Mathis Just ganzjährig bewohnt; danach wurden die verlassenen Liegenschaften, inklusive 16 Hektaren Umschwung, vom Bund als Sicherheitszone für den Waffenplatz St. Luzisteig erworben.

Manfred Kuoni, Burk Komminoth, Reto Möhr, Fortunat Ruffner, Peter Zürcher (v.l.) und Konrad Kuoni selig legten vor 50 Jahren den Grundstein zum Erhalt der ehemaligen Walsersiedlung Guscha. Bild: Marco Schnell

Robuste Selbstversorger

Der Überlieferung zufolge hatten die Walser auf der Guscha ein einfaches und genügsames Leben mit Selbstversorgung geführt. Sie lebten in Grossfamilien mit nicht selten zehn und mehr Kindern. Als Bergbauern übten sie einen beschwerlichen Beruf aus. Sie lebten von der Tierhaltung und den Milchprodukten, dem Holz- und Stickelverkauf sowie ein wenig vom Ackerbau. Es waren geübte und leidenschaftliche Jäger. Erwähnenswert ist, dass schon damals Korn angepflanzt wurde. Das Jahrzeitbuch berichtet: «Item anno 1516 ist uff Mutzen ein grosser schad geschehen und hat der hagel hew (Heu) und Korn gantz zerschlagen.» Aus dem Tal benötigten die Einwohner damals hauptsächlich Salz. Der Weg – ein einfacher Saumweg – war steil, und die Guschner hatten Mühe, ihr Vieh zum Verkauf ins Tal zu treiben. Der heutige Guschaweg wurde erst 1901 erbaut.

Marco Schnell