Das neue Nomadenleben zwischen Maiensäss und Wohnwagen scheint inspirierend zu sein für Marco Schnell, der in Schiers bekannt ist wie ein bunter Hund. Seine jahrzehntelange Laufbahn beim P&H mündete in seine Selbstständigkeit mit der Firma Fokus 24, Kommunikation in Wort und Bild. Nun kehrte er besonders häufig nach Schiers zurück, um mit seiner Drohne besondere Blickwinkel über das gesamte Gemeindegebiet einzufangen. Dafür erwarb er die Drohnenfluglizenz A2 und bildet mit seinen Drohnen und Kameras das Filmteam. So entstand ein rund halbstündiger Film, der garantiert Schiers so zeigt, wie es noch nie jemand gesehen hat, meist von oben sowie in unzugänglichen Winkeln. Das wollten die Schierserinnen und Schierser erleben, und nicht nur die! An die Filmpremiere für «Von der Landquart bis zur Drusenfluh» am 4. Juni kamen rund 230 Personen in den Gemeindesaal in Schiers. Die Stelser Buaba und ein Apéro, gesponsert vom Claro Weltladen, taten das ihre zu einem gelungenen Abend.
Ein Zeitdokument
In seinen Ausführungen zum Film berichtet Schnell unter anderem von den Dreharbeiten: «Ein solcher Film zeigt nicht nur einen Querschnitt durch die Gemeinde und schöne Aufnahmen, sondern ist ja immer irgendwo auch ein Zeitdokument.» Beispielweise staubt es im Film. Es sind Spuren des grossen Felssturzes an der Sulzfluh am 2. September 2021 zu sehen. Hätte es der Zufall gewollt, dass Marco Schnell nur zehn Minuten früher mit seiner Drohne in der Luft gewesen wäre, so wären spektakuläre Bilder gelungen. Doch auch ohne Felssturz entstand ein wohlkomponierter Film mit Sinn für Details. So sehen wir anfangs den Flug über die Schwellenen in dem Moment als zwei rote Züge der RhB einander begegnen. Die Spuren der winterlichen Langlaufloipe zeichnen eine Struktur in den gelben Wiesenteppich. Der Film beginnt nämlich ganz unten an der Landquart. Dort spielt sich reges Leben ab: Der Filmer schaut dem Gewerbe über die Schulter. In schnellen Filmschnitten wird gemalt, geschraubt, telefoniert oder werden Haare frisiert, Teller angerichtet und Blumen gebunden. Wir erhalten Einblick in einige der wichtigsten Player in Schiers, die zu Partnern des Films wurden: das Bildungszentrum Palottis, die Evangelische Mittelschule, das Spital der Flury Stiftung und der Fleischverarbeiter Albert Spiess. Wir sind also im Unterricht dabei, geniessen am Mittagstisch, teilen sorgsam die Ernte, fiebern mit, ob die Latte beim Stabhochsprung hält, werden rührselig im Säuglingszimmer oder nachdenklich, wenn ein Patient für eine Opera-tion vorbereitet wird.
Hoch hinaus
So lebendig das Leben unten im Dorf ist, so beschaulich wird es, wenn die Drohne in die Höhe fliegt. Wir sehen zunächst sich sanft durch die grüne Landschaft schlängelnde Strassen mit der majestätischen Salginatobelbrücke als einem der Höhepunkte. Die Drohne scheint unten durchzufliegen. Mit dem Flug über das Schraubachtobel wird die Begleitmusik schneller und kulminiert im Wasserfall. Die meditativen Seerosen des Stelsersees wechseln dann mit schnellen Wolken über die Drusenfluh. Mit den Stimmen des Jodelquartetts Rosenberg aus Schiers im Ohr fliegen wir zu den Maiensässen. Zur Alp Bärg geht es am Schrägzaun entlang und immer weiter und weiter bis Marco Schnell nicht nur das Alpleben begleitet, sondern auch noch Gämsen aufspürt. Immer dramatischer wird es im Hochgebirge mit den Schattenwürfen im Geröll. Richtig ins Staunen geraten wir, wenn sich ein röhrender Hirsch um diverse Damen bemüht. Ob er erfolgreich war, verschweigt uns der souveräne Filmer allerdings. Zwischendurch, viel zu kurz, ertönt die Schierser Kirchenorgel, gespielt durch den Organist Ernst Wanner. Während sich Berge und Landschaft wohl nur langsam verändern werden, zeigt sich der Film hier als wertvolles Zeitdokument, das wir konsultieren können, wenn es die Orgel nicht mehr gibt.
Bezugsquellen
Der Film kann für 27 Franken im schmucken Case auf USB-Stick bei der Gemeindeverwaltung Schiers und im Claro Weltladen bezogen werden. Auf www.fokus24.ch kann er zudem downgeloadet beziehungsweise gestreamt oder per Post bestellt werden.