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REKA-Dorf oder Feriensiedlung Traza ? ( Teil 1 )

Heinrich Fiechter-Sidler v/o «Fick» (1930–2022), die «treibende Kraft» hinter dem Projekt  der Feriensiedlung Traza in Pany.
Heinrich Fiechter-Sidler v/o «Fick» (1930–2022), die «treibende Kraft» hinter dem Projekt der Feriensiedlung Traza in Pany. Bild: zVg
Vor ziemlich genau 50 Jahren hat sich das Ortsbild von Pany – zumindest im Zentrum – stark zu verändern begonnen. Sagt Ihnen der Ausdruck «Jamboree-Ferienzentrum Traza» etwas? Vermutlich kaum; aber die REKA-Siedlung kennen Sie!

Lassen Sie mich der Reihe nach erzählen (ich stütze mich auf die Chronik der «Genossenschaft Jamboree-Hotels» von Heinrich Fiechter-Sidler, verfasst im Frühjahr 2002). Auslöser für diese Rückschau war eine Todesanzeige, welche ich in einer Zürcher Tageszeitung las. Heinrich Fiechter verstarb im hohen Alter von 91 Jahren. Aber, wer ist diese Person?

Modell Stockwerkeigentümer

Der Ingenieur mit Pfadfindernamen «Fick» war, zusammen mit seiner Frau, eine treibende Kraft bei der vor 50 Jahren erfolgten Gründung der «Genossenschaft Jamboree-Hotels». Projektiert war, den Bau eines Familienhotels zu verwirklichen. Aus der Chronik geht hervor, dass der damalige Skischulleiter von Pany (Thomas Bardill) um die Entwicklung des Tourismus in Pany bangte und so die Gruppe von Alt-Pfadfindern aus Zürich dazu brachte, ihr Projekt in Pany zu planen. Allerdings gestaltete sich die Umsetzung dann um einiges schwieriger als erwartet. Die Bereitstellung der erforderlichen finanziellen Mittel – als Genossenschaftskapital – erwies sich als zu hohe Hürde und so wurde auf das Modell «Stockwerkeigentümer-Gemeinschaft» umgestellt. Auch die Planung wollte nicht so recht vorankommen. Einerseits wurde die Baufreigabe durch die gleichzeitig laufende Ortsplanung in der Gemeinde beeinträchtigt und andererseits kam es zu ernsthaften und auch juristischen Auseinandersetzungen mit einem damaligen Verkäufer des Grundstückes und mit den projektierenden Architekten. Dies führte in der Folge zum Wechsel der Architekten und weiteren Verzögerungen.

2. Bauetappe (Haus 3) im Sommer 1982. Bild: zVg

Im Planungsstadium stecken geblieben

Am 6. April 1981, also beinahe 10 Jahre nach den ersten Ideen, erfolgt der Baustart. Und nur gut acht Monate später ist das erste Gebäude – das mittlere der drei Wohnhäuser – am 19. Dezember 1981 fertiggestellt und bezugsbereit! Nun ging es zügig weiter mit der Realisierung dieses für Pany doch besonderen Bauvorhabens. Anfangs Juli 1983 ist das 2. Haus fertiggestellt und im Gemeinschaftshaus sind Untergeschoss und Autoeinstellhalle erstellt. Zu dieser Zeit wurde auch der Kreisel zwischen VOLG und Gemeinschaftshaus geplant und erstellt. Und wieder gerät das Projekt ins Stocken. Der Verkauf der Appartements will nicht wie erwünscht vorankommen. Es dauert bis in den Herbst 1986 hinein, bis zum Bau des 3. Wohntrakts und dem Weiterausbau des Gemeinschaftshauses. Das dritte Haus ist am 1. November 1987 bezugsbereit und auch die Vollendung des Gemeinschaftshauses rückt näher; Mitte 1989 wird der Café-Restaurantbetrieb eröffnet. Allerdings konnten in diesem Gebäudetrakt wegen fehlender finanzieller Mittel nicht alle geplanten Ausbauten realisiert werden. So blieben Kegelbahn, Hallenbad und Clubraum im Planungsstadium stecken. Fortan finden im Ferienzentrum Traza auch internationale Pfadfindertreffen statt und anfangs der 90er-Jahre bewegen sich die Zahlen für Logiernächte um die 26 000. Für die Kinder wurde ein Betreuungsprogramm angeboten, so dass die Eltern jeweils vor dem Nachtessen einige freie Zeit für sich zur Verfügung hatten.

Aber die finanziellen Lasten drücken, einerseits durch Forderungen einzelner Genossenschafter, nicht zuletzt auch durch unvorteilhafte Veränderungen auf dem Hypothekarmarkt. Ein Auf und Ab begleitet dieses Projekt. Anstelle des geplanten Hallenbads wird im dortigen Raum eine Minigolfanlage installiert.

«Impressum» der Chronik. Bild: zVg

Neuorientierung vor dem Millenium

Im Jahr 1999 muss eine neue Lösung für den Betrieb und auch für die finanzielle Konsolidierung der Ferienanlage gefunden werden und gegen Ende des Jahres steigt die REKA in Pany ein und übernimmt Besitz und Betrieb von der Genossenschaft.

Der Elan und Enthusiasmus der Initianten fand so ein abruptes Ende; und einige Fragen und Feststellungen gehen aus der Chronik von Hch. Fiechter hervor:

• wir machten eine falsche Beurteilung der Schwierigkeiten bei der Verwirklichung eines solchen Vorhabens in einer touristischen Berg-Agglomeration
• wir gerieten in eine langfristige Hochzinsperiode für Bankkredite während der kritischen Zeit unseres Bauvorhabens und des späteren Betriebs
• wir haben es nicht geschafft, die zusätzlich noch nötigen Appartements zu verkaufen, was uns finanziell rentabel gemacht hätte
• wir stellen mangelnde Solidarität unter uns Pfadfindern fest – jeder kocht sein eigenes Süppchen. Dies sollte uns zu denken geben, wo wir uns doch so völkerverbindend geben
und
• warum lässt man in unserem Werk in Pany alle Hinweise auf uns verschwinden? Wäre unser jahrelanges Engagement nicht einen kleinen Hinweis wert?

Postkarte aus dem Jamboree-Ferienzentrum Pany, 1991. Bild: zVg
Peter Müller