Bestatterin wurde die gelernte Pflegerin und Hebamme Anna Blaser eigentlich eher zufällig. «Mein Mann war damals als Chauffeur bei Hans Hartmann unterwegs und hat gesagt, dass man dies auch gut selber machen könnte. Ich für meinen Teil sagte zuerst, dass ich nur das Büro machen würde und sicher nicht mitkommen würde. Doch schon bald kam ich in die Branche und habe geholfen, wo es ging.» Vor 12 Jahren starb Annas Mann an einem Herzinfarkt, und nach langem Überlegen entschied sie sich, das Geschäft weiterzuführen. «Ich wollte einfach nicht das Geschäft schnell und zu einem hohen Preis verkaufen und nachher kommt jemand ins Prättigau, arbeitet vielleicht nicht mit dem gleichen Fingerspitzengefühl wie wir und verärgert die Kundschaft.»
Einfach da sein
Beim Gespräch mit Anna Blaser fällt es sofort auf: Die Menschen stehen bei ihrer Arbeit immer im Fokus. «Der Umgang mit den Leuten ist das A und O meines Berufs.» So gibt es auch immer wieder Aufträge, die auch ihr nahe gehen. «Wenn jemand junges stirbt, ist das immer schwierig nachzuvollziehen. Aber auch Suizide oder Unfälle lassen mich nie kalt.» Sie finde bei solchen Fällen Trost beim Kopf-Lüften in der Natur oder auch bei Gesprächen mit ihren Mitarbeitenden oder ihren Kindern. Genau aus diesem Grund hat die zierliche Frau auch lediglich ihr Büro bei sich zu Hause und geht im Falle eines Todes zu den Angehörigen nach Hause oder ins Spital. Die Toten werden jeweils in die Aufbahrungshalle oder ins Krematorium gebracht und nicht zu ihr ins Geschäft. Diese Distanz sei wichtig. Ausserdem brauche es für den Beruf eines Bestatters zudem eine gewisse Resilienz, das heisst, man müsse als Person gefestigt sein und mit beiden Beinen im Leben stehen. Es gehe natürlich nicht, wenn die Bestatterin komme und auch in Tränen ausbreche. Das helfe niemandem. «Der Tod kommt oft unerwartet. Wenn ich jeweils vor Ort ankomme, gilt es im ersten Moment einfach, für die Trauernden da zu sein und ihnen zuzuhören. Tröstende Worte müssen mit Bedacht gewählt werden, doch wichtiger ist immer das Zuhören.» Nachher übernehme die Bestatterin bei den Trauernden die Planung für einen Moment und schaue, wie es weitergehe.