Wildhüter sein hört sich irgendwie verträumt und romantisch an. Den ganzen Tag in Gedanken versunken fernab der Zivilisation auf der Pirsch, dem Rauschen der Tannen lauschen, ab und zu ein krankes oder verunfalltes Tier von seinen Leiden erlösen, um anschliessend wieder irgendwelche Fährten zu studieren. Auch wenn der Beruf diskussionslos sehr viele schöne Seiten hat: Ganz so idyllisch präsentiert sich der Alltag doch nicht, wenn man den Wildhütern Rauch und Gujan zuhört. Selbstverständlich findet die Arbeit grösstenteils in der freien Natur statt. Und ja, sich von Amtes wegen mit dem Verhalten der Wildtiere auseinanderzusetzen gehört zur zentralen Aufgabe eines Wildhüters. Dabei kommt die Wildhut aber immer auch zum Einsatz, wenn Verkehrsunfälle mit Wildtieren geschehen oder jemand ein krankes, verletztes oder sich auffallend verhaltendes Tier meldet. Um hier sinnvoll organisiert und rasch am Einsatzort zu sein, wurde der Jagdbezirk 11, welcher die Region Herrschaft-Prättigau umfasst, in fünf Teilregionen aufgeteilt. Jeder Abschnitt wird von einem Wildhüter betreut. Seit dem 1. Mai 2016 ist Stefan Rauch als Wildhüter im Prättigau im Einsatz. Per 1. September 2021 konnte er das Amt als Bezirkschef übernehmen. Vertreten wird er von Martin Gujan, welcher per 1. Februar 2022 zum Team zurückkehrte und dabei das Aufsichtsgebiet Schiers, Grüsch, Fanas vom langjährigen Wildhüter Heinz Guler übernahm.
Feldornithologe Rauch
Für Stefan Rauch, gelernter Ofenbauer und Plattenleger, ging mit seiner Wahl zum Wildhüter ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung. Das Prättigau konnte der Engadiner zuvor als Hüttenwart kennenlernen. Während sechs Jahren war er für den Erfolg der Silvrettahütte des SAC oberhalb Klosters verantwortlich. Als stark naturverbundener Mensch konnte er sich bereits da viel mit dem Kreislauf der Natur befassen. An seiner heutigen Aufgabe schätzt er denn auch besonders, wie mit wissenschaftlichen Projekten zahlreiche Thesen über das Verhalten von Tieren bestätigt und/oder neue Erkenntnisse gewonnen werden können. Für den zusätzlich in Feldornithologie geschulten Rauch war denn das Besenderungsprojekt «Steinadler», welches zusammen mit der Vogelwarte Sempach durchgeführt wurde, entsprechend kurzweilig und lehrreich.
Rückkehrer Gujan
Martin Gujan seinerseits schätzt an seiner Arbeit besonders, wie er über lange Zeit die Möglichkeit hatte, seinen Auftrag auch mit Unterstützung seines Hundes ausüben zu können, um die gesuchten Tiere rascher auffinden zu können. Daneben ist für den gelernten Karrosserie-Spengler das Besenderungsprojekt «Rätikon», Rothirsch, im Prättigau in besonders positiver Erinnerung. Über vier Jahre hinweg wurden im Dreiländereck Prättigau, Vorarlberg und Fürstentum Liechtenstein gezielt Rothirsche besendert. Daraus konnten wertvolle Erkenntnisse gezogen werden in Bezug auf das Bewegungsmuster der Tierart, welches sich nicht nur in unterschiedlichen Ländern, sondern, für die Wildtiere deutlich entscheidender, in drei verschiedenen Jagdsystemen bewegt. Martin Gujan gehört dem Team der Prättigauer Wildhut mit einem zweijährigen «Älpler»-Unterbruch bereits seit 2002 an.