Wer noch nie oben – hoch über Seewis - im Jugendhaus war, wird überwältigt sein von der grandiosen Aussicht. Kein Wunder, kehren viele Gäste immer wieder an die Oase der Stille und der Einkehr inmitten der Natur zurück. «Genau genommen trifft der Name ‹Jugendhaus› heute nicht mehr zu, vielmehr haben wir uns zu einem Gästehaus für alle Altersgruppen entwickelt», sagt JHS-Leiter Marcel Schnell. Die Trägerschaft des Jugendhauses ist seit den Anfängen als Verein mit evangelischer Ausrichtung organisiert. Und gleichzeitig auch eine Art Familienunternehmen, geprägt durch die Familie Schnell. «Schon meine Eltern (Ruedi und Rosmarie Schnell) haben oft gesagt: ‹Wir müssen uns nicht zu wichtig nehmen.› Die Wurzeln unserer Arbeit sind klar der Dienst am Menschen. Es ging nie um Massen, sondern darum, dass einzelne Jesus begegnen dürfen», so Schnell. Im JHS weht ein offener Geist; auch wenn der Verein christlich verankert ist, suchen auch Menschen mit anderem religiösen Hintergrund Erholung und Inspiration oberhalb von Seewis.
Das Jugendhaus feiert sein 50-jähriges Bestehen


JHS im Wandel der Zeit
Da das JHS in den letzten Jahren immer vielseitigere Anfragen bekam – beispielsweise eine Masterarbeit zu schreiben, Abdankungen durchzuführen, Hochzeiten zu feiern, Familienfeste abzuhalten, Auszeiten zu nehmen oder Langzeitaufenthalte als Mieter zu verbringen – zeigt sich das JHS den neuen Bedürfnissen gegenüber offen und flexibel. Die JHS-Leitung hat deshalb entschieden, ab dem Jahre 2023 das JHS nur noch Gruppen (Gemeinden, Hauskreisen und weiteren) mit bis zu 60 Personen zur Verfügung zu stellen. «Wir haben sonst zu viele Sperrdaten in unserer Agenda, sodass wir die Vielfältigkeit und Spontanität nicht gewährleisten können», ist sich die gesamte JHS-Leitung einig. Dieser gehören neben Marcel Schnell auch seine Ehefrau Susanne Schnell sowie Pascal und Cornelia Signer an. «Stand früher die Missionsarbeit im Zentrum, so ist heute vermehrt individuelles Coaching gefragt.» Es sei wichtig, die Bedürfnisse der Menschen wahrzunehmen, um sie abholen zu können. So konnte das JHS in den vergangenen Monaten einige Familien in Notsituationen aufnehmen. Anderen wurde eine Langzeitmiete ermöglicht. Wieder andere haben das JHS tageweise als Rückzugsort genutzt. «Wir werden immer mehr und mehr zu einem Begegnungsort, einer Oase für Menschen aus nah und fern», freuen sich die Verantwortlichen.

Beginn in den 60er-Jahren
Begonnen hat alles in den 1960er-Jahren, klein und unscheinbar in einer Stube mit jungen Menschen, die aus tiefstem Herzen Gott gesucht haben. Im Kreise mit Ruedi und Rosmarie Schnell wurde gemeinsam die Bibel gelesen, gebetet und gesungen. Nach einigen Jahren Lagerarbeit, während denen Hunderte von Menschen zum Glauben fanden, häufte sich die Zahl der Anmeldungen derart, dass schlichtweg keine geeigneten Häuser mehr gefunden werden konnten, um die Veranstaltungen abzuhalten. So entschieden sich Ruedi und Rosmarie Schnell 1972 oberhalb von Seewis zum Bau eines Jugendhauses – obwohl sie kein Geld hatten. Über Jahrzehnte haben Hunderte von Freiwilligen beim Bau, Umbau, Ausbau und bei der Renovation des JHS mitgeholfen. Der Verein Jugendhaus Seewis finanziert sich seit den Anfängen bis heute allein durch Spendengelder, also ohne finanzielle Unterstützung durch die öffentliche Hand. Es sind vorwiegend Einzelpersonen, die dem JHS teilweise seit Jahrzehnten die Treue halten. «Letzthin bekamen wir von einer betagten Frau einen Brief – mit zittriger Hand geschrieben –, in dessen Couvert eine Zehnernote beigelegt war.»

Die Türen des JHS sind 365 Tage im Jahr offen. Die moderne Infrastruktur bietet einen Kinderpool, Spielplatz, eine Turnhalle, Spielräume sowie eine Cafeteria. Zur Verfügung stehen unter anderem fünf Ferienwohnungen und sechs Ferienzimmer. Am JHS-«Fescht» vom 17. und 18. September steht ein Erlebniszelt mit Bullriding und Essständen für Jung und Alt bereit. Weitere Infos unter: www.jhs.ch