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Prättigau
11.10.2022

Musikgesellschaft Pany – 100 Jahre jung

Die ersten Grussworte und Glückwünsche stammten vom  Gemeindepräsidenten, Christian Kasper.
Die ersten Grussworte und Glückwünsche stammten vom Gemeindepräsidenten, Christian Kasper. Bild: Peter Müller
Am vergangenen Samstag lud die Musikgesellschaft Pany zum Herbstkonzert ins Schulhaus Pany. Doch diesmal war es ein ganz besonderer Anlass – stand er doch im Zeichen des 100-jährigen Bestehens dieses Musikvereins.

Alt und Jung traf sich am Samstagabend zu diesem besonderen Konzert – das ganze Dorf schien auf den Beinen zu sein. Bereits im Foyer erhielt man einen Vorgeschmack, wurden doch alte Uniformen der Musik ausgestellt und auf verschiedenen Bildtafeln war einiges über die Geschichte des Vereins zu erfahren. Aber alles schön der Reihe nach.

Die Anfänge der MG Pany

Am 14. März 1922 trafen sich 15 Gründungsmitglieder um die Musikgesellschaft Pany aus der Taufe zu heben. Gemäss Überlieferungen war das musikalische Können dieser Männer eher bescheiden, aber ein Anfang war gemacht. Und um den Probenbesuch etwas zu verbessern, wurde ein Strafgeld von 20 Rappen eingeführt, für denjenigen welcher der Musikprobe fernblieb – wer zu spät kam musste noch 5 Rappen bezahlen!

In der Anfangszeit wurde noch in Privatkleidern musiziert und erst 1949 gelangte die MG Pany zur ersten Uniform, eine Occasion aus Frenkendorf. Im Jahr 1953 zählte die MG Pany als Organisatorin des Bezirksmusikfests rund 400 Teilnehmende, wobei der Anlass am ersten geplanten Datum infolge heftigen Schneefalls in diesen Tagen nicht stattfinden konnte! Zu diesem Anlass erhielt der Verein auch die jetzige Vereinsfahne. Zudem wurde in Verbindung mit dieser Veranstaltung die Trachtengruppe gegründet, welche seit dieser Zeit mit der MG Pany eng verbunden ist. Aber auch von Teilnahmen an Musikanlässen mit Bewertung wurde ein Müsterchen erwähnt. Am Bezirksmusikfest 1952 in Grüsch befanden die Juroren, dass das Zusammenspiel der Musiker schon in Ordnung gewesen sei, dass aber die Posaune von Beginn bis zum Schluss des Vortragstückes schauderhaft getönt habe.

Im Jahr 1978 durften erstmals Frauen im Korps mitspielen, und 1984 gab es am 30. Dezember sogar eine Fernsehübertragung mit Wisel Gyr aus St. Antönien, bei welcher die MG Pany mitwirkte. Allerdings war es so kalt, dass schon nach kurzer Zeit die Ventile der Blasinstrumente eingefroren waren und nur noch zaghafte Töne zu vernehmen waren.

... und heute

Auch nach 100 Jahren ist die Musikgesellschaft Pany sehr aktiv, motiviert und fest im Dorf verankert. Die Präsidentin, Vreni Tischhauser, begrüsste mit launigen Worten und liess es sich nicht nehmen auch einen Blick in die jüngste Vergangenheit zu werfen. So war Corona und damit verbunden der Ausfall aller Proben und Aktivitäten ein Prüfstein für die 17 Musikantinnen und Musikanten – mit etwas Schalk meinte sie: 17 Mitglieder entspricht auch 17 verschiedenen Meinungen. – Oder als es um die Auswahl der Schuhfarbe für die neuen Uniformen ging, hätten sich alle Frauen weisse Schuhe gewünscht, alle Männer sicher keine weissen Schuhe; man habe sich aber zusammengerauft und eine Lösung gefunden: weisse Schuhe. Die Musikgesellschaft Pany ist auch heute fester Bestandteil des Dorflebens; dies zeigt sich nicht nur darin, dass auch eine Theatergruppe angegliedert ist, welche die jeweiligen Konzertabende mit ihren Aufführungen bereichert. Nein, wo gibt es das sonst, dass auch der Dorfpfarrer in der Musikgesellschaft aktiv mitspielt?

Konzert und Gratulationen

Corina Egli-Thöny, bekannt als Moderatorin bei Tele Südostschweiz, führte elegant durch das Konzertprogramm und streute auch immer wieder Anekdoten aus dem Vereinsleben ein, welche ihren Niederschlag auch im ersten Abschnitt dieses Beitrags finden. Unter der Stabführung von Bettina Thöny, welche die MG Pany bereits seit 2009 dirigiert, wurden Musikstücke verschiedenster Couleur gespielt. Das erste Stück noch hinter verschlossenem Vorhang – die Uraufführung des Stücks «Panyergruass», welches eigens für dieses Jubiläum von Jürg Valer komponiert wurde.

Zwischen den einzelnen Beiträgen kamen immer auch wieder Gratulanten zu Wort. So liess es sich Gemeindepräsident Christian Kasper, welcher mit dem gesamten Gemeindevorstand Luzein anwesend war, nicht nehmen «seiner» Dorfmusik zu gratulieren. Aber auch der Präsident des bündnerischen Musikverbandes, Andy Kollegger, wusste mit markigen Worten die Bedeutung der Musik, nicht zuletzt auch in diesen turbulenten Zeiten, als wichtig hervor zu streichen. Er betonte, dass er die Musik als «Lebensmittel» für die Gesellschaft betrachtet, da darin nicht nur Freizeitbeschäftigung, sondern auch Erholung und Ablenkung vom hektischen Alltag gefunden werden kann – Mittel welche für das heutige Leben von grösster Bedeutung sind.

Die MG Pany bot ein vielfältiges Programm neben Marschmusik und Polkas wagte sie sich auch an konzertante Stücke und Filmmelodien und auch Chris Barber’s «Wild Cat Blues» mit Solist Walter Weber erhielt den verdienten Applaus.

Für mich beeindruckend war, dass sich die Musikantinnen und Musikanten zusammen mit ihrer Dirigentin auch an anspruchsvolle Stücke heranwagten. Und mit dem Bewusstsein im Hinterkopf, dass es sich hier um eine Dorfmusik handelt, begeisterte der Vortag nicht nur mich sondern das gesamte Publikum, sodass eine Zugabe unerlässlich war.

... und dann gab es doch noch Theater

Nach einer Pause für den Bühnenumbau, in welcher die Lose für die reichhaltige Tombola verkauft wurden, trat die Schauspielgruppe mit dem Stück «Hollywood bim Güggelstein» auf. Erfreulich, dass sich vor allem jüngere Personen in dieser Theatergruppe engagieren. Unter der Regie von Doris Moos wurde ein Schwank inszeniert, welcher die Zuschauer immer wieder zum Lachen brachte. Auf gekonnte Art und Weise wurde das Thema der Tourismusförderung, absolut angepasst auf das Panyer Skigebiet, mit viel Witz dargeboten. Als einer, der in jüngeren Jahren auch oft bei Laientheateraufführungen mitgewirkt hat, kann ich dieser Panyer Truppe zu ihrer Leistung nur gratulieren!

Gemütlicher Ausklang

Ganz zu Beginn dieses Abschnitts sind die Damen des lokalen Turnvereins zu erwähnen, welche die Besucher unermüdlich mit Speis und Trank versorgten. Auch dies ein typisches und schönes Merkmal für das Zusammenleben im Dorf – man hilft einander!
Und so, wie es sich gehört für einen derartigen Anlass, gibt es ja jeweils einen «Nachspann». Für die eher jüngere, aber zahlreich anwesende, Generation war im Foyer eine Bar eingerichtet, wo Klänge aus dem Lautsprecher klangen, welche bestens zu diesem Alterssegment passten. In der zum Festsaal umfunktionierten Turnhalle spielte die Panyer Hengertmusig zum Tanz auf. Und selbstverständlich gehörte eine – diesmal besonders reich bestückte – Tombola zu diesem festlichen Anlass. Ich jedenfalls freue mich auf den Verzehr meine «Beute» mit Spezialitäten von «Scarnuz Grischun».

Peter Müller