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Kultur
06.01.2023

Himmel, A.... und Zwirn

Bild: zVg
Nicht zuletzt in diesen Tagen haben Redewendungen und Sprichworte hohe Zeit – bereits ein erster Ansatz einer Redewendung, und was für ein Begriff, diese «Redewendung» oder auch das «Sprichwort». Unsere Sprache und die darin vorkommenden Worte und Wortverbindungen faszinieren mich immer wieder. Mein Gespräch mit Kuonz Bebi-Krättli, aber auch die Deutsch-Stunden mit «meinem» türkischen Flüchtlingspaar führen mich immer wieder in die Ursprünge und das aufmerksame Beobachten unserer Sprache zurück.

Die meisten unserer Redewendungen und Sprichworte verwenden Worte und Begriffe, welche nicht ihrer Bedeutung entsprechend benutzt werden, sondern für sich oder in Kombination in übertragenem Sinn zur Anwendung gelangen. Gemäss Duden ist eine Redewendung eine "feste Verbindung von Wörtern, die zusammen eine bestimmte, meist bildliche Bedeutung haben". Die Gesamtbedeutung ergibt sich also nicht aus dem Sinn der einzelnen Worte und man benutzt eine Redewendung oft, wenn man etwas betonen oder hervorheben will. Ein Sprichwort ist eine feste Wendung, die eine Lebensweisheit enthält und steht in genau der Form, die es hat, eine Anpassung an Personen oder Zeiten findet nicht statt. Zudem ist es in aller Regel ein ganzer Satz. Unsere Redewendungen und Sprich-worte sind für Personen, welche nicht deutscher Muttersprache sind, zumeist sehr schwer verständlich.

«Himmel, A . . . . und Zwirn» ist eine solche Redewendung, welche mir letzthin entgegen kam. «Entge-gen kam», bereits wieder so eine sprachliche Besonderheit. – Aber was hat das Firmament, das Gesäss und ein Bindefaden mit einer Situation der Überraschung, des Erstaunens oder vor allem des Ärgers zu tun?

Für die erwähnte Redewendung, welche auch einem Fluch gleichkommen kann, sind mir drei Auslegungen bekannt. Die erste steht sinnbildlich für alle Dinge von A bis Z und wird durch das Wort «Himmel» zu einem besonders starken und alles umfassenden Fluch. Die zweite ist schon etwas komplexer: der Himmel galt stets als Sitz der Götter. Menschen stellen sich vor, dass das Glück dort vollkommen ist. Im Gegensatz dazu steht das Wort «Arsch». Es wird oft als Ausdruck der Erniedrigung oder Demütigung benutzt. Dennoch hat dieses Wort auch einen positiven Ursprung. Früher, als übernatürliche Mächte noch allgegenwärtig waren, benutze man einen nackten Arsch zur Abwehr gegen das Böse. Alleine schon das Wort galt als stark. Man glaubte, es auszuspre-chen würde genügen, um sich vor bösen Mächten zu schützen. Und der «Zwirn» besteht aus mehre-ren fest miteinander verbundenen Fäden und ist deshalb auch besonders stark. Alle drei Begriffe tra-gen die Eigenschaft «stark» in sich und weisen darauf hin, dass wenn diese Redewendung als Fluch angewandt wird, damit ein besonders starker Ausdruck verwendet werden soll.

Und die dritte stammt aus der Bauernsprache und aus dem ursprünglichen «Himmel, Arsch und Wol-kenbruch» also aus einer Bezeichnung für schlechtes Wetter. Und da die Bauern den Regen vermeiden wollten, versuchten sie den Himmel mit einem Zwirn zuzunähen.
Mit Bestimmtheit kennen und benutzen Sie auch viele Redewendungen und Sprichworte. Achten Sie sich einmal darauf, wie oft wir diese besonderen Wortkombinationen in unsere Gespräche einflechten.

Peter Müller