Inwiefern sein Vater, der auch schon Gemeindepräsident von Jenaz gewesen ist, ihn motiviert habe, ebenfalls in seine Fussstapfen zu treten, sei schwierig zu beantworten, doch es habe sicher einen gewissen Anteil gehabt, dass bei der Familie Bär zuhause gerne politisiert worden sei. «Doch ursprünglich in die Politik gegangen bin ich, weil ich der Bevölkerung etwas zurückgeben wollte. Das ist auch heute noch mein tägliches Ziel und mein Motivator», sagt Werner Bär im Sitzungszimmer der Gemeindeverwaltung Jenaz, wo bis vor einigen Jahren noch Schule gegeben wurde. «So ein Amt fordert viel Energie. Man muss bereit sein hinzustehen und sich für die Gemeinde und auch für das Tal einzusetzen. Dabei muss man unbedingt neutral und unabhängig, aber vor allem auch sich selber treu bleiben.» Sein Schreinerei-Geschäft und die Gemeindeangelegenheiten trennt Bär strikt.
Die bescheidenen Jenazer
In den vergangenen Jahren habe sich vieles verändert, sagt Werner Bär. «Es ist schon ein bisschen so, dass der Kanton immer mehr Aufgaben an die Gemeinden abschiebt, welche dann zu bewältigen sind.» Trotz dem starken Wandel mache er seinen Job extrem gerne, da er so direkt für Jenaz und mit seiner «Elefantenrunde», der Präsidentenkonferenz auch viel für das Tal bewegen könne. Obwohl es gegen aussen hin und wieder so scheine, dass Jenaz still stehe, sei das überhaupt nicht der Fall. Im Gegenteil. «Die Kommunikation von jedem kleinen Projektchen, das in der Gemeinde gerade angegangen wird, ist immer auch eine Frage der Philosophie. Wir gehören in diesem Bereich ganz klar nicht zu den lautesten Gemeinden, doch es passiert definitiv vieles bei uns», erklärt Bär. «Wichtig ist doch hauptsächlich, dass die finanziellen Mittel gut investiert sind und die Bevölkerung dahinterstehen kann.» Zu den wichtigsten Projekten der 1200-Seelen-Gemeinde gehört aktuell die Ortsplanrevision, die Strassensanierungen in der Kuhgasse und auf Elsaruot, die Sanierung der Wasserversorgung der Jenazer Kuhalpen, die Modernisierung der Wasserversorgung, die Revision sämtlicher Gemeindegesetze, der Ausbau der Liegenschaft Kalberalp auf Danusa, der Ausbau des Ultrabreitband-Netzes und der Ausbau des Bahnhofes Jenaz durch die RHB.
Jenaz als Wohngemeinde etablieren
Diese ganzen Projekte finden laut Werner Bär neben dem Tagesgeschäft statt. Als besonders wichtiges Anliegen erachtet er es, dass Jenaz sich als attraktive Wohngemeinde in den nächsten Jahren positioniert. «Wie alle anderen Gemeinden ist natürlich auch bei uns die Raumplanung ein grosses Thema. Wir wollen da aufzeigen, wie schön die Wohnlage bei uns ist und bewusst Bauland schaffen. Es ist wunderschön in Jenaz und vor allem ist der Wohnraum hier im Mittelprättigau noch erschwinglich.» Auf «seinem» Territorium sieht Bär auch trotz der Raumplanungsrevision einige Möglichkeiten, die viele vielleicht noch nicht ins Auge gefasst haben. «In Jenaz ist es beispielsweise so, dass viele alte ‘Ställe’ seit Jahren ungebraucht rumstehen. Was aber die wenigsten wissen, ist der Umstand, dass eben genau diese Bauten oft noch in den Bauzonen stehen und man dort, umgeben von viel Platz ein wunderbares Einfamilienhaus bauen könnte.» Man dürfe nicht vergessen, dass die Gemeinde neben der ruhigen Lage sehr viel für junge Familien anbiete. «Aktuell haben wir in der Gemeinde 27 aktive Vereine. Das hat den Grund, dass im Dorf noch aufeinander geschaut wird und der Kit in der Bevölkerung einfach gut ist. Ausserdem schätze ich es sehr, dass in Jenaz noch wirklich miteinander diskutiert wird.» Auf der Ebene als Präsident der Region Prättigau/Davos stehen im 2023 auch noch einige wichtige Projekte an. Werner Bär ist erleichtert, dass das «Prättigau Marketing» zu Stande kommt, wie er abschliessend erzählt. «Ziel ist es dort die Region und die Regionalentwicklung zu stabilisieren. Es ist schön zu sehen, dass bei diesem Projekt alle am gleichen Strick ziehen und dafür sorgen, dass die Marke Prättigau erhalten bleibt.»