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Gemeinde rettet Volg und Eishalle

Bild: Christian Imhof
Am vergangenen Donnerstagabend lud Grüsch zur Gemeindeversammlung. Laut Gemeindepräsident Marcel Conzett wurden an diesem Abend hauptsächlich Themen behandelt, die sie als Gemeindevorstand nicht unbedingt gesucht hätten. «Doch auch solche Projekte müssen Platz haben und wir haben uns dafür Zeit genommen.» Vor allem der Erwerb der Eishalle Grüsch und die Unterstützungsgelder für den Volg in Fanas sorgten dafür, dass mit 140 Stimmberechtigten aussergewöhnlich viele den Weg in die Mehrzweckhalle fanden.

Als erstes Traktandum des Abends stand die Jahresrechnung 2022 des Schulverbandes Grüsch/Seewis auf dem Plan. Diese wurde von Kirstin Meier vorgestellt, welche sichtlich Freude hatte eine so grosse Zuhörerschaft vorzufinden. Bei diesem ersten Anliegen, welchem von der Gemeindeversammlung einstimmig zugestimmt wurde, gab es auch nicht wirklich viele Abweichungen von der geplanten Rechnung. Die Mehrkosten, die aufgrund der Erteilung von Deutschunterricht für Fremdsprachige zustande gekommen ist, wurde grösstenteils vom Kanton zurückerstattet.

Schwankungen bei den Steuereinnahmen

Erklärungsbedürftiger war hingegen die Jahresrechnung der Gemeinde, die mit 168’000 Franken schlechter abschloss als erwartet. Dies ist laut Gemeindepräsident Marcel Conzett vor allem darauf zurück zu führen, dass die juristischen Steuereinnahmen sehr schwierig zu kalkulieren sind und die im 2022 fehlenden 1,6 Millionen Franken erst im Dezember kommuniziert wurden. Somit sei der Spielraum für ein Handeln aus zeitlichen Gründen stark eingeschränkt und auch der Finanzausgleich der Gemeinden korrigiere die fehlenden Einnahmen erst mit einer Verzögerung von zwei Jahren. Laut Conzett seien die einzigen verlässlichen Steuereinnahmen der Gemeinde die Hundesteuern. Der Rest sei praktisch unmöglich zu beeinflussen. «Es gilt somit in einem guten Jahr mit beiden Beinen auf dem Boden zu bleiben und in einem schlechten Jahr den Kopf nicht allzu sehr hängen zu lassen.» Ein kleiner Lichtblick bot das dritte Traktandum, welches sich um die Gewährung eines Darlehens gegenüber der EGU drehte und von Johannes Berry vorgestellt wurde. Den anders als bei den vorherigen Geschichten profitiert die Gemeinde durch die Übernahme des Pumpwerks 2 im Bereich Lenzaboda Überlandquart sogar von Zahlungen, anstatt nur investieren zu müssen.

Dorfladen als Treffpunkt
Weil ein Unglück selten alleine kommt, trat auch noch die Konsumgenossenschaft Fanas in dem herausfordernden Jahr an den Gemeindevorstand heran, da sie über keine flüssigen Mittel verfügen. Als Soforthilfepaket schlug die Gemeinde dem Dorfladen ein zinsloses Darlehen in Höhe von 100'000 Franken zu. Längerfristig sei geplant, dass Grüsch auch in Zukunft in die Bresche springt und im Gegenzug bürgt die Konsumgenossenschaft mit der Immobilie als Gegenleistung. Vorbilder für dies seien die Dorläden in Fideris und St. Antönien, die ebenfalls von den Gemeinden massiv gestützt würden. Laut Conzett übernimmt der Dorfladen als Treffpunkt in Fanas eine wichtige Funktion als Treffpunkt und ist elementar für das Dorf, da längst nicht alle Bewohner:innen mobil seien. Die Gemeinde Grüsch wolle etwas für alle Bevölkerungsgruppen machen und dann könne man von 80-Jährigen nicht verlangen, dass sie für ihre Einkäufe ins Tal fahren. Die Bevölkerung sah das Ganze ähnlich und stimmte lediglich mit einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen für das Dorfladen-Rettungspaket.

Einstimmig für den Nachwuchs
Beim Traktandum fünf war es dann endlich soweit und die über ein Jahr andauernde Seifenoper um die Eishalle Grüsch fand doch noch ein glückliches Ende. Nach der erneuten Aufrollung der Geschichte durch Marcel Conzett ergriff ein Vater von zwei Hockeyjunioren das Wort und bat die Anwesenden doch bitte für den Erwerb zu stimmen, da ohne den Eisbetrieb in der Au definitiv viele Kinder im Tal oder auch von ausserhalb plötzlich ohne sinnvolle Freizeitbeschäftigung wären. Gefruchtet hat seine emotionale Rede auf jeden Fall, denn 134 stimmten dafür. Auch wenn es vier Enthaltungen und zwei Nein-Stimmen gegeben hatte, war die Erleichterung beim HCPH-Präsidenten Stephan Weber gross, der als Gast an der Gemeindeversammlung teilgenommen hatte. Relativ zügig wurde dann noch das letzte Traktandum, der Ersatz der Ölheizung im Schulhaus Usserfäld durchgewunken. Mitteilung liess der Gemeindevorstand weg, da die ganze Angelegenheit sich schon ein wenig gezogen hatte. Conzett bedankte sich für das grosse Interesse und erwähnte abschliessend, dass es schön wäre, wenn auch zukünftig so viele Personen an den Gemeindeversammlungen teilnehmen würden, auch wenn es nicht gerade um die Rettung des Volgs oder der Eishalle gehe.

Christian Imhof