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Seewis
04.04.2024

Kurt Kuster – Von 0 auf 100 in drei Monaten

Bild: Michael Meier
Turbulent ging es in der Gemeinde Seewis in den letzten Monaten zu und her. Gemeindepräsidium, Gemeinderat und Geschäftsprüfungskommission wurden fast vollständig ausgewechselt. Welche Hürden hat der neue Gemeindepräsident angetroffen? Wie ist er unter diesen Vorzeichen gestartet und was liegt ihm am Herzen

An Spannung war die Gemeindeversammlung vom 8. Dezember 2023 kaum zu überbieten, als die 156 Stimmberechtigten die Seewiser Gemeindebehörden neu wählten. In einer Kampfwahl entschied der bisherige Präsident der Baukommission, Kurt Kuster, dabei das Rennen für sich. Seit Anfang Jahr ist er nun offiziell im Amt. Doch nicht nur er ist neu Mitglied im fünfköpfigen Gemeinderat: Auch Jakob Egger und Martin Trester sind frisch dazugestossen. Einzig Hans Jegen und Reto Zampatti galten als Bisherige. Soweit die Ausgangslage. Kurz nach Jahresbeginn dann die nächste Überraschung: Reto Zampatti trat ausserordentlich und per sofort von seinem Amt zurück. Seine Aufgaben mussten auf die verbleibenden Gemeinderäte verteilt werden, was natürlich mit einem Mehraufwand für alle verbunden ist. Am 4. April steht die Ersatzwahl an, doch bis alle Behördenmitglieder ihre Rolle gefunden haben und sich darin richtig entfalten können, wird es noch einen Moment dauern.

Zahlreiche Herausforderungen

Als ob die Einarbeitung in die neue Aufgabe als Gemeindepräsident, nicht schon Herausforderung genug wäre, stehen in der Gemeinde grosse Herausforderungen an, die mit vielen Emotionen verbunden sind: Die Umsetzung des revidierten Raumplanungsgesetz zum Beispiel, diverse anstehende Infrastruktur-Projekte oder die unbefriedigende Parkplatz-Situation im Dorf, um nur einige Stichworte zu erwähnen.

Baustelle «Raumplanung»

Das derzeit wichtigste Projekt betrifft die Raumplanung, denn der für Bauten zur Verfügung stehende Boden ist begrenzt, die Zersiedelung der Landschaft nimmt zu. Die Politik hat entschieden, dass dagegen Massnahmen ergriffen werden müssen und entsprechende Gesetze und Verordnungen erlassen. Der Kanton Graubünden hat die Bündner Gemeinden angehalten die Revision der Ortsplanung umzusetzen. Die Gemeinde Seewis verfügt nach kantonalen Vorgaben über zu viel Bauland. In Seewis merkt man schnell, welch heikles Minenfeld man betritt. Denn sobald es um die eigene Parzelle geht, die in Zukunft vielleicht anders genutzt werden soll, will natürlich jeder Eigentümer den grösstmöglichen Nutzen für sich herausschlagen.
Kurt Kuster kennt das Dossier glücklicherweise bereits aus seiner Zeit als Präsident der Baukommission. Damals war er mit der Kommission hingegen lediglich der «verlängerte Arm» der Gemeindebehörde, denn gemäss Baugesetz ist der Gemeindevorstand die Baubehörde und diese ist «verantwortlich für eine professionelle und sachgerechte Erfüllung ihrer Aufgaben innert nützlicher Frist.». Die Baukommission bereitet die Baugeschäfte für die Baubehörde vor und stellt Anträge an die Baubehörde. Eine Nuance, die in der öffentlichen (emotionalen) Diskussion oft und gerne vergessen wird. Hier ist die Baukommission gerne der Sündenbock, wenn ein Projekt zu Diskussionen führt. Nun ist er Teil der Gemeindebehörde und hat ein klares Ziel vor Augen: «Bis zu den Sommerferien möchte ich die Mitwirkungsauflage eröffnet haben, damit wir im Herbst dieses Jahres die Revision der Ortsplanung der Gemeindeversammlung vorlegen und möglichst rasch zuhanden der Regierung des Kantons Graubünden verabschieden können», so Kuster. «Die Bevölkerung ist eingeladen, sich engagiert und ernsthaft an der Mitwirkungsauflage zu beteiligen und sich am Gemeinwohl zu orientieren.»

WIR-Gefühl stärken

Mit transparenter, offener und klarer Kommunikation will Kuster seinem Umfeld vertrauensvoll begegnen. Selbsterklärend, dass sich alle Parteien entsprechend loyal gegenüber der Gemeindebehörde und der Bevölkerung verhalten sollen. Unterschiedliche Meinungen sind dabei nicht nur erwünscht, sondern sollen auch helfen, in der Sache besser zum Ziel zu gelangen. «Nebst kritischen Stimmen,» so Kuster, «schätzte ich die vielen positiven Rückmeldungen, die ich nach meiner Wahl aus der Bevölkerung erhielt. Solche Stimmen motivieren mich, mich mit ganzer Kraft für eine attraktive und möglichst eigenständige Gemeinde einzusetzen. Ich wünsche mir, dass sich die Bevölkerung wieder vermehrt am Gemeindeleben beteiligt, dass sie sich zusammen mit der Behörde und in den Vereinen dafür einsetzt, eine attraktive Gemeinde mit einem aktiven Dorfleben zu bleiben. Die Einwohnerinnen und Einwohner sollen sich wohl fühlen und gerne hier leben. Dafür will ich mich einsetzen und ich danke allen, die mich dabei unterstützen

Michael Meier