Figuren zum Nachdenken
Mit der Kettensäge gibt Reich einem gewöhnlichen Stück Holz eine neue Form, Grösse und Struktur. Ein hängendes Paar Schuhe, ein Menschenkopf, ein riesiges Zündholz, ein Labyrinth – die unterschiedlichsten Formen finden ihren Platz in der Ausstellung. Seine Werke tragen Namen wie, «KI», «Amnestie», «G7-Gipfel», «Systemfehler» oder «die Vergessenen». Zusammen mir ihrem Namen regten mich die einzelnen Figuren immer wieder zum Nachdenken an. «Was meint er wohl damit?» Diese Frage schwirrte mir immer wieder durch den Kopf. Irgendwann kam ich zum Schluss, dass es wohl eher darum geht, wie es bei mir ankommt und was ich damit mache.
«Systemfehler»
Die Figur, die mich am meisten fasziniert hat, war die namens «Systemfehler». Das Holz wurde so bearbeitet, dass zehn Waben (Fünfecke) entstanden sind. Drei waren jedoch nicht so perfekt, wie die anderen. Sie waren entweder unvollkommen oder durch einen Ast verformt. Man achtet glaub ich automatisch auf die unperfekten, da diese interessanter sind als die perfekten. Ich übertrug das auf das Leben. Interessant ist das, was anders ist.
Filigran und bunt
Linien, Punkte und Farbkleckse. Diese Formen zeichnen die unterschiedlich grossen Werke von Michael Grässli aus. Die Kringel mögen zunächst keinen Sinn ergeben, doch bei näherer Betrachtung entdeckt man hie und da Zahlen oder Wörter. Mit dieser filigranen Arbeit stehen Grässlis Gemälde im starken Gegensatz zu den groben Holzfiguren von Reich. Mit Wasserfarben, Monotypie, Spraydosen, Aquarellfarben, Tusche und Buntstiften experimentiert der Künstler aus Kaltbrunn schon seit einigen Jahren.
Kunst liegt in der Familie
Die Vernissage eröffnete Walter Grässli, ebenfalls Künstler und Vater von Michael Grässli. Er beschrieb die künstlerischen Begabungen und der Werdegang der zwei Ausstellenden. Auch Michaels Onkel war künstlerisch tätig. Die Familie folgt also im Allgemeinen einer künstlerischen Ader. Michaels Onkel und sein Vater stammen zudem aus dem Werdenberg.
Unterschiedlich und doch gleich
Kunst verbindet. Das denke ich zumindest häufig. Wahrscheinlich habe ich es mal irgendwo gelesen, ich weiss nicht mehr, woher ich das habe. Jetzt kann ich es wieder sagen: Die Kunst verbindet so zwei unterschiedliche Künstler und vereint sie in einem Raum. Wenn die Werke auch verschieden sein mögen, die Leidenschaft für Kunst ist bei beiden Künstlern zu sehen. Somit haben sie trotzdem etwas gemeinsam.