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16.06.2024

DAVOS FESTIVAL 2024 – «UTOPIA»

Allein im Museum - Konzert im Kirchner Museum Davos
Allein im Museum - Konzert im Kirchner Museum Davos Bild: Pressedienst
Mehr als 20 Hauptkonzerte, zahlreiche kostenfreie Veranstaltungen, Festivalwanderungen und einmalige Musikerlebnisse erwarten das Publikum.

Das DAVOS FESTIVAL ist seit 39 Jahren fester Bestandteil des Schweizer Festivalkalenders. Vom 3. bis 17. August 2024 präsentiert Intendant Marco Amherd das diesjährige Festival unter dem Motto «Utopia». Rund 60 junge Künstler*innen aus aller Welt gestalten dieses Jahr in mehr als 50 Konzerten und Veranstaltungen ein aussergewöhnliches Festivalerlebnis, welches erneut zahlreiche kostenfreie Angebote einschliesst. Organist und Dirigent Marco Amherd ist seit 2020 Intendant. Mit neuen Formaten und innovativen Programmen entwickelt er das Festival stets weiter. Programmatisch liegt der Akzent auf der Pflege der Musik des 20. und 21. Jahrhunderts.

Regionale Vielfalt
Das DAVOS FESTIVAL bespielt die ganze Region Davos und verbindet den musikalischen Genuss mit lokaler Architektur, Landschaft und Geschichte. Mit Konzerten in Kirchen, in der Natur, am Bahnhof, in Schulen, im Hockeystadion oder auch im Physikalisch-Meteorologischen Observatorium ist das Festival stark in Davos verwurzelt.
In den Programmen nimmt das Festival immer wieder konkret Bezug auf die Region und aktuelle Geschehnisse: Sei es die Begeisterung für Eishockey, das grosse Jubiläum «100 Jahre Zauberberg», Davos als Kurort aber auch führender Forschungsstandort für Sonnenstrahlung.

Uraufführung von Michal Rebekka Muggli
Für die Festivalausgabe 2024 hat Intendant Marco Amherd die Schweizer Komponistin Michal Rebekka Muggli mit einem neuen Werk beauftragt. Das Werk für Klarinette und Violoncello wird im Rahmen des Wandelkonzerts «Marslandung» im Physikalisch-Meteorologisches Observatorium Davos uraufgeführt.

DAVOS FESTIVAL Offene Bühne
Zwei Offene Bühnen sorgen für Festivalstimmung in Davos! Regelmässig treten Young Artists in unterschiedlichsten Kammermusikformationen und solistisch an zwei Standorten mitten in Davos auf und intervenieren musikalisch in das Davoser Alltagsleben. Täglich finden in der Kirche St. Theodul Kurzkonzerte mit dem Titel «Zurück in die Zukunft» statt, in denen barocke Orgelwerke auf zeitgenössische Kompositionen treffen. Ausserdem macht das Festival einen musikalischen «Zwischenhalt» für Wander*innen, Pendler*innen und alle Interessierten im Bahnhof Davos Platz. Der Eintritt ist frei.

DAVOS FESTIVAL Konzertlabor
Für die Festivalausgabe 2024 hat das DAVOS FESTIVAL erstmals eine Ausschreibung für innovative Konzertideen lanciert. Aufgabe war es, einen Konzertabend zu konzipieren, der programmatisch auf das Festivalthema «Utopia» und auf den Ort Davos eingeht. Aus über 80 Bewerbungen wurden das COLLIDE Quartett, MindMusic und [sic]nals ausgewählt, ihr Projekt am Festival 2024 zu präsentieren. Sie wurden während eines Jahres bei der Konzeption und Durchführung durch das DAVOS FESTIVAL Team gecoacht und erhielten so die Möglichkeit, nicht nur als Musiker*innen dazuzulernen, sondern auch als Feldforscher*innen, Visionär*innen und Planer*innen aktiv zu werden.

AUSGEWÄHLTE PROGRAMMHIGHLIGHTS DES 39. DAVOS FESTIVAL

Samstag | 3. August | 20.30 Uhr | Kongresszentrum Davos
Die beste aller Welten – Eröffnungskonzert
«Wir leben in der besten aller Welten», verkündet der Hauslehrer in Voltaires Roman Candide. Und der naive Jüngling glaubt jedes Wort, das sein Meister von sich gibt. Es folgen Naturkatastrophen, Ungerechtigkeiten un Missstände. Candide erlebt die Welt mit all ihren Schrecken, und ihm kommen mehr und mehr Zweifel an der Botschaft von «der besten aller möglichen Welten». Die Philosophie des Optimismus prallt auf die brutale Wirklichkeit. Wie viel Optimismus braucht der Mensch, um Schreckensnachrichten zu verarbeiten und auszuhalten?
Optimismus als Ausrede, um sich nicht der Realität stellen zu müssen, oder als bitter nötige Form der Resilienz?

Sonntag | 4. August | 11 Uhr | Kirchner Museum Davos
Im Grunde gut
Der niederländische Autor und Historiker Rutger Bregman stellt in seinem Bestseller die These auf, dass die Menschheit «im Grunde gut» ist. Er vermittelt ein positives Menschenbild und zeigt in zahlreichen Beispielen, dass wir eher kooperieren und uns altruistisch verhalten, als anderen mutwillig zu schaden. Bregman behauptet, dass uns Ausnahmesituationen wie Kriege nicht automatisch zu Barbar*innen machen. Als Hitler im September 1940 den Blitzkrieg einleitete und 348 Bomber nach London schickte, wollte er mit der Bedrohung auch die Psyche der Menschen brechen und Panik auslösen. Doch entgegen den Erwartungen blieben die Menschen ruhig, halfen sich gegenseitig und waren füreinander da. Ähnliche Verhaltensweisen sind auch in anderen Kriegsgebieten zu beobachten. Es lässt sich aber nicht von der Hand weisen, dass Kriege unnötig grausame Handlungen provozieren und Menschen im Blutrausch all ihre Hemmungen verlieren. Trotzdem stimmt es hoffnungsvoll, dass es in der Geschichte zahlreiche Beispiele dafür gibt, dass Menschen sich vorwiegend für das Gute entscheiden und das Gemeinwohl anstreben.

Sonntag | 4. August | 17 Uhr | Eisstadion Davos
Unmusikalisch
Unter «Amusie» versteht sich ein neuropsychologisches Defizit, das zur Unfähigkeit führt, Musik aufzufassen oder zu musizieren. Bei Franz Kafka kann man wohl kaum von einer Amusie sprechen, doch bezeichnete er sich selbst als höchst unmusikalisch. 1911 schrieb er in seinem Tagebuch: «Das Wesentliche meiner Unmusikalität, dass ich Musik nicht zusammenhängend geniessen kann, nur hie und da entsteht eine Wirkung in mir, und wie selten ist die eine musikalische.»
Kafkas Poesie, sprachliche Virtuosität und Rhythmik hat dennoch musikalische Qualitäten und inspirierte zahlreiche Komponist*innen zu eigenen Werken. Die vielleicht berühmteste Vertonung beruht nicht auf den Romanen
Kafkas, sondern auf seinen Briefen und Tagebüchern. György Kurtág notierte sich daraus über Jahre hinweg einzelne Sätze in sein Skizzenbuch. Einige davon dauern nur wenige Sekunden. Kurze Musikdramen, die ganz unterschiedliche Stimmungen und Nuancen zeichnen. «Ihre Welt aus knappen Sprachformeln, erfüllt von Trauer, Verzweiflung und Humor, Hintersinn und so vielem zugleich, liess mich nicht mehr los», sagte er einmal dazu.

Mittwoch | 7. August | 20.30 Uhr | Hotel Schatzalp
Total sozial
Nikolai Andrejewitsch Roslawez war ein Pionier der Neuen Musik in der Ukraine und Russland. Er verband die Förderung neuer Ideen mit der Bewahrung traditioneller Werte. Diese Haltung brachte ihn ins Visier der offiziellen Kulturideolog*innen, die eng mit der sowjetischen Geheimpolizei verbunden waren, was letztlich zu einem Berufsverbot führte. 1931 verliess er Moskau und arbeitete am Musiktheater von Taschkent. Zurück in Moskau lebte er ab 1933 als Aushilfslehrer und Taglöhner. Über viele Jahrzehnte wurde Roslawez als Volksfeind stigmatisiert und gehörte zu den geächteten Komponist*innen in der Sowjetunion.
Kurz nach seinem Tod durchsuchten Vertreter*innen der Geheimpolizei Roslawez’ Wohnung und beschlagnahmten seine Manuskripte. Trotzdem gelang es Roslawez’ Witwe, einen Teil seines Werks zu verstecken. Später übergab sie die Sammlung an das Zentrale Staatliche Archiv für Literatur und Kunst. Erst 1967 begann eine Rehabilitation dieses Komponisten.

Samstag | 10. August | 15 Uhr | Physikalisch-Meteorologisches Observatorium Davos
Marslandung
Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun. Die Planeten des Sonnensystems und die Geschichte des Weltraums faszinieren. Astrologie und Astronomie. Ist ein Leben auf dem Mars möglich, und wer glaubt eigentlich noch an Horoskope? Über die Mondlandung ranken sich weiterhin Verschwörungstheorien, und viele wünschen sich, dass Elon Musk endlich auf dem Mars landet und dort bleibt.
Das Physikalisch-Meteorologische Observatorium Davos dient als internationales Kalibrierzentrum für meteorologische Strahlungsmessinstrumente und erforscht unter anderem den Einfluss der Sonneneinstrahlung auf das Erdklima. Dem Komponisten William Herschel hätte es wohl gefallen, dass seine Musik an diesem Ort erklingt.
War er doch nicht nur ein bekannter Musiker und Komponist, sondern auch der Entdecker des Planeten Uranus.
Er erstellte ausserdem die erste detaillierte Karte der Milchstrasse und entwickelte in seiner Zeit hochmoderne Teleskope.

Mittwoch | 14. August | 20.30 Uhr | Kongresszentrum Davos
Politeia
In Platons Politeia wird eine utopische Gesellschaftsordnung dargestellt, die an der Spitze von Philosoph*innen geleitet wird. Aus den Erfahrungen der Athenischen Demokratie im 5./4. Jh. v. Chr. entwickelte Platon das Modell eines Idealstaates, in dem jeder Person gemäss ihren Fähigkeiten und Neigungen ein Platz zugeteilt wird. Ziel ist es, Gerechtigkeit und Harmonie in der Gesellschaft zu erreichen. Ein streitbarer Text, der Demokratien und Autokratien gleichermassen als Anregung dient.
Constantin Regamey wurde 1907 als Sohn einer polnischen Mutter und eines Waadtländer Vaters in Kiew geboren.
Er unterrichtete altindische Philologie in Warschau und schloss sich im Zweiten Weltkrieg dem polnischen Widerstand an unter einem Decknamen. Nach der Niederschlagung des Warschauer Aufstands von 1944 wurde er festgenommen und in das KZ Stutthof bei Danzig gebracht. Dank seines Schweizer Passes gelang es ihm, in die Schweiz zu fliehen. Später wurde er Professor in Freiburg und Lausanne und war stets als autodidaktischer Komponist tätig.
Sein virtuoses Quintett schloss er 1944 in Warschau ab.

Details zu diesen und allen weiteren Veranstaltungen des DAVOS FESTIVAL 2024:
Tickets gibt es in der Geschäftsstelle DAVOS FESTIVAL, Promenade 65, 7270 Davos Platz, +41 81 413 20 66,und über den Ticketshop unter
Die Ticketpreise gehen von CHF 15 für Studierende und Lernende bis zu einer Dauerkarte für alle Konzerte von CHF 580 (für Studierende und Lernende nur CHF 120).
Diverse Konzerte und das Programm «DAVOS FESTIVAL entdecken» sind gratis. Falls nicht anders genannt, ist der Eintritt für junges Publikum bis 16 Jahre kostenlos.

Zuflucht in Davos - Konzert im Kongresszentrum Bild: Pressedienst
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