Vor 50 Jahren kamen die Legewachteln aus dem asiatischen Raum nach Europa. Von daher gesehen, ist das laut Kurt Gansner noch eine relativ junge Nutztierart. «Darum gilt das Tier immer noch als Wildvogel und es müssen bestimmte Auflagen erfüllt werden, dass man sie überhaupt halten darf. Sobald man gewerblich Wachteln hält, im Kanton Graubünden ab 50 Stück, dann muss man einen mehrtägigen Kurs sowie eine Prüfung absolvieren, inklusive eines dreimonatigen Praktikums. Die Haltung wird kontrolliert vom Kantonstierarzt und auch die Lebensmittler kommen regelmässig vorbei zur Kontrolle.» Wie er lachend erklärt, seien sie im Prinzip wie Bauern, einfach ohne Subventionen, weshalb man ganz anders anfangen müsse zu rechnen. Ursprünglich Schuld daran, dass die Gansners überhaupt Wachteln halten werden, war eine Voliere, die vor 12 Jahren frei wurde. Dort hatten die Kinder zuvor Wellensittiche gehalten. Während Nina lieber Hühner gehabt hätte, entschieden sie sich letztendlich aber doch für zehn Wachteln, wie Kurt sagt. «Irgendwann wurden es zwanzig Wachteln, dann vierzig und plötzlich fingen die Leute an zu fragen, ob sie nicht die Wachteleier kaufen könnten.» Nach und nach habe sich das Ganze dann entwickelt.
Die Eier voller Überraschungen
«Wenn wir es voll auslasten würden, hätten wir eine Grossvieheinheit. 240 Wachteln entsprechen dieser», ergänzt Nina Gansner. «Die sind bewilligt, aber wir haben natürlich bei weitem nicht so viele.» Dies sei ihnen zu kommerziell und sei sonst auch nichts für sie, sagt Kurt. «Für uns ist es genau diese Balance zwischen Tierwohl und dem, was der Markt hergibt, die stimmen muss.» Die Produkte aus Wachteleiern finden vor allem bei denjenigen, die Allergien haben und normale Hühnereier nicht vertragen grossen Absatz. «Es gibt keine nachweisbaren allergischen Reaktionen bei Wachteleiern. Im Gegenteil: Viele brauchen es auch bei Kleinkindern für Therapien gegen Allergien und Heuschnupfen beispielsweise. Auch wenn es wissenschaftlich nachgewiesen worden ist, dass es tatsächlich funktioniert, darf man es nicht als Heilmittel anpreisen. Dies ist nämlich verboten.» Doch die Stammkunden, die jede zweite Woche kämen, um ihre Wachteleier zu holen, seien Allergiker, denen die Produkte helfen besser durch den Alltag zu kommen.
Ein profitables Haustier
Der Absatz der kleinen Eier, welche dank den individuellen Mustern auf der Schale der jeweiligen Wachtel zugeordnet werden können, habe sie animiert, ihr Sortiment zu vergrössern. «Aus dem heraus sind dann eben auch Teigwaren oder Capuns aus Wachteleiern und Wachteleilikör entstanden. Das ist die Nische, die wir bewirtschaften und der Rest wird an die Gastronomie verkauft. Wir müssen ja nicht davon leben, aber mit der ganzen Produktpallette hat sich inzwischen ein kleiner Nebenerwerb entwickelt.» Einen Grossteil ihrer Kundschaft kennen Nina und Kurt nicht und wenn man schaue, von wie weit her die Leute zum Teil kommen, um sich mit ihren Produkten einzudecken, könne einem schon mal schwindlig werden. Auch wenn die Eier der Wachteln ziemlich flexibel einsetzbar seien, das Fleisch der Vögel zu verwerten und zu essen komme für Kurt und Nina Gansner nicht in Frage, wie die ehemalige Gemeindepräsidentin von Seewis sagt. «Wir haben zwar immer wieder Anfragen, weil es eine Delikatesse ist. Aber wir haben ja Legewachteln, die gar nicht für das ausgelegt sind. Das Wachtelfleisch, welches beispielsweise im Handel erhältlich ist, stammt von Fleischrassen aus dem Ausland. Und man sieht auch, die Tiere sind wirklich sehr klein und gar nicht ertragsreich.» Hinzu komme laut Kurt Gansner, dass es in der Region gar keine Geflügelschlachterei mehr gebe und er deshalb sehr weit fahren müsste, was wenig Sinn ergebe. Zudem seien die Wachteln für sie wie Haustiere, die ihnen auch sehr ans Herzen gewachsen seien. Wenn jemand Fleisch kaufen wolle, gebe es bei ihnen im Hoflädeli direkt an der Strasse immer noch Wild, dass die Beiden selbst gejagt haben. Neben den eigenen hausgemachten Spezialitäten finden sich auch Produkte von anderen Produzenten wie Käse, Nussschindeln und Honig etc. aus der Region. Der Konkurrenzgedanke mit den anderen Hofläden finde in Gansners Augen gar nicht statt, da sich die Produkte ergänzen und in Seewis lieber miteinander statt gegeneinander gearbeitet werde. Weitere Informationen zu den Seewiser Wachtelprodukten finden Sie unter www.alpin-wachtel.ch.