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Schiers
04.08.2024

«Wir möchten auf keinen Fall weg aus Schiers»

Bild: Christian Imhof
Bei Salgina Optik an der Dorfstrasse 42 in Schiers scheint es kein Sommerloch zu geben. Kaum eine Minute scheint unverplant zu sein und Menschen auf der Suche nach besserer Sicht geben sich gegenseitig die Türklinke in die Hand. Obwohl der Terminkalender randvoll ist, bleibt es in den Geschäftsräumen ruhig und das Team bedient mit Gelassenheit und Ruhe. Auch im Auge des Sturms nehmen sie sich üppig Zeit für ihre Kundschaft, was auch erklärt, weshalb das Optikgeschäft trotz starker Konkurrenz immer noch hervorragend läuft und nun sogar noch ausbaut.

Die Faszination für das Auge ist bei Marcel Marchion in jedem Moment greifbar. Dies sicher, weil er schon seit der 3. Klasse selbst eine Brille trägt. Der in Valendas Aufgewachsene erinnert sich gut an seine erste Begegnung mit dem Optiker. «Als Kind habe ich oft einen Baum abgezeichnet, der fünf Meter von meinem Fenster weg stand. Die Äste und Verzweigungen konnte ich aber nur erahnen und habe deshalb die Blätter jeweils braun gemalt.» Als er dann jedoch endlich eine Brille mit der richtigen Korrektur anhatte, sei er sicher eine Viertelstunde vor dem Baum gestanden und habe diesen bestaunt, was er als sehr prägendes Erlebnis in Erinnerung behalten hat. Kurz danach habe er noch eine Operation gehabt, die sein Schielen behob.

Konkurrenz: nur bedingt
Auch als er ins Berufsleben einstieg, begleitete Marchion die Faszination für das Korrigieren von Sehschwächen. «Ich habe die Lehre als Optiker gemacht und anschliessend habe ich eine Fachschule besucht und habe dort das Europadiplom gemacht. Eine Weile habe ich dann in Ilanz gearbeitet und dann hat es sich hier ergeben und ich kam wie die Jungfrau zum Kinde.» Mit dem Kind meint Marcel Marchion das Geschäft Salgina Optik, welches 2004 gegründet wurde. Es trat an die Stelle von der Firma Disch Optik, die Thomas Disch ursprünglich ins Leben gerufen hatte. Im Geschäft gleich neben dem Volg in Schiers sind auch heute noch Schwestern vom früh verstorbenen Disch beschäftigt. Nachdem eine Kollegin von ihm nach Bern gezügelt war, habe sich die Situation ergeben, dass Marchion das Optikergeschäft übernehmen konnte und somit 2008 nach Schiers zügelte. In den vergangenen sechzehn Jahren ist einiges passiert mit der Konkurrenz im Internet. Grosse Discounter graben ihnen laut ihm jedoch nicht das Wasser ab. «Mitbewerber gibt es viele, doch die können gar nicht so viel anbieten, wie wir es können», gibt der Augenfachmann selbstbewusst zu Protokoll. «Weder vom Fachlichen noch vom Zeitlichen her kommt das an unser Geschäft heran. Wir nehmen uns bewusst Zeit für die Kundschaft. Zu jedem Augenuntersuch gehört bei uns eine Netzhautbetrachtung, das Anschauen des Augenhintergrunds und eine Augendruckmessung, das Anschauen der Linsen und vorderer Augenabschnitt. Mir ist das wichtig, dass man das anschaut, weil ich von der Ausbildung her aus dem medizinischen Sektor komme. Darum möchte ich den Fokus darauf lenken, dass ich auch nichts verpasse bei den Kunden.» Sie seien weit weg von einer «Drive-in»- Mentalität wie sie beispielsweise bei grossen Ketten gehandhabt werde und setzten, zumindest wenn es um das Sehen gehe auf eine Rundumbetreuung.

Weit, kurz und verkrümmt
Das genaue Hinschauen beim Auge und das Erklären der Fakten sei ihm wichtig, denn so könne frühzeitig etwas unternommen werden und Kunden zu einem Augenarzt weitergeleitet werden. Viele Sehschwächen könne man zwar nicht direkt heilen, doch es bestehe die Möglichkeit durch die richtige Sehhilfe eine Verschlechterung zu verlangsamen. Die Arbeit des Optikers sei die schönste, die er sich überhaupt vorstellen könne, sagt Marchion. Dieser Tätigkeit im Prättigau nachgehen zu können sei ein Geschenk. «Wir sind hier verwurzelt und kennen einen Grossteil unserer Kundschaft persönlich. So ist es auch möglich, dass wir unterschiedliche Fassungen zum Ausprobieren den Leuten mitgeben können, was bei einem grossen Geschäft logistisch wohl kaum möglich ist.» Personen, die das Glück haben, gute Augen geerbt zu haben, können sich nur schwer vorstellen, welche Sehschwächen die es überhaupt gibt. Auch für diese hält Marcel Marchion eine Lösung bereit. Mit einem grossen Gestell und verschiedenen Korrekturen kann man sich als gut sehender Mensch ebenfalls mal hineinfühlen, wie es denn wäre, wenn man selbst kurz- oder weitsichtig ist oder mit einer Verkrümmung der Netzhaut zu tun hat. Zur besseren Erklärung holt der Optiker ein überdimensionales Augenmodell hervor und zeigt so sehr kurzweilig auf, welche Regionen bei einer Sehschwäche inwiefern betroffen sind.

Schiers ist perfekt
Das Feuer für seine Tätigkeit, die sich eher nach Berufung als nach Beruf anfühlt, ist ansteckend. Ähnlich begeistert spricht Marcel Marchion auch vom Standort von Salgina Optik. «Schiers und die Leute hier sind super. Von der Anbindung her an das Spital und allem. Also wir möchten auf keinen Fall weg von Schiers.» Aus diesem Grund hat Marchion eine Immobilienfirma gegründet und das Gebäude der ehemaligen Druckerei Schiers gekauft, nachdem der Bau auf der anderen Strassenseite bei der Braui ins Stocken geraten ist. Im aktuellen Gebäude seien sie nur eingemietet und wegen dem stark frequentierten Geschäft in der Vergangenheit oft an die Grenzen gestossen. Die Pläne, wie das Geschäft dann direkt an der Bahnhofsstrasse aussehen wird, bringen ihn ins Schwärmen. «Die Verkaufsfläche wird zwar nicht viel grösser, als hier, aber die Räume für Sehtests, die Werkstatt, in der wir arbeiten und das Lager sind viel grosszügiger angelegt.» Um Salgina Optik am neuen Standort barrierefrei zu gestalten, werde hinter der Drucki eine Eingangsrampe gebaut. Das Gebäude, in welchem im Herbst 2025 Salgina Optik neu eröffnen wird, soll laut Marchion seinen Charme behalten und nicht verschleiern, was zuvor dort alles produziert wurde.

Christian Imhof