«Oh mein Gott, heute ist der beste Tag meines Lebens. Annik hat mir die Hand geschüttelt» erzählte ein euphorisiertes Mädchen ihrer Kollegin beim Hinaufschlendern. Auch wenn es sonst im Leben nicht immer optimal ist, sein Idol zu treffen, bei der ersten Prättigauerin, die an olympischen Sommerspielen teilgenommen hat, konnte man am vergangenen Freitag nichts falsch machen. Annik war für alle da, strahlte und zeigte sich zutiefst dankbar für die Unterstützung von ihr beim Abenteuer in Paris.
Die Superlativen gehen aus
Nach einem kurzen Ständchen der MG vor dem Rosengarten, zog die Gesellschaft in den Garten des Kulturhauses und Gemeindepräsident Marcel Conzett sagte, was allen vor Ort schon lange auf der Seele brannte. «Im Namen der gesamten Bevölkerung von Grüsch möchte ich dir zu deinem sensationellen Erfolg an der Olympiade in Paris gratulieren.» Dieser Gratulation folgte ein ausufernder Applaus. «Im Blick stand, ‘Kälin holt den schönsten vierten Rang der Spiele’ – Dieser Meinung schliessen wir uns natürlich an. Die erste Prättigauerin an olympischen Sommerspielen, vierter Rang und Diplom im Siebenkampf. Wieder einmal Schweizer Rekord, was eigentlich schon nichts mehr Aussergewöhnliches ist», fuhr Conzett mit einem Schmunzeln auf den Lippen seine Lobrede fort. «Eine neue Bestleistung im Hürdenlauf… sensationell. Wir sind stolz auf dich und euer Team. Und es wird immer schwieriger mit euch. Wir sind gespannt, was noch auf uns zukommt. Wir hoffen natürlich noch auf viele weitere Erfolge, bei denen wir mitfiebern dürfen.» Conzett unterstrich, wie wichtig Gerda Pleisch und die zahlreichen Helfer für die Public Viewings in Fanas gewesen seien. Dort sei die Post abgegangen, wie damals beim Donnschtigsjass. «Ich kann dir versichern, dass du sehr viele Fans in dieser Gemeinde hast und eine riesige Unterstützung. Wahrscheinlich sogar mehr als ich.» Man könne den Erfolg, der zu einem grossen Teil auch dem Umfeld und der Familie gehöre, nicht genug hoch einschätzen. Im Auftrag des Tennisclubs wurde Conzett zudem beauftragt, auszurichten, dass Grüsch bald einen Tennis Court habe, der den Namen Annik Kälin tragen werde.
Nachwuchsförderung leicht gemacht
In die gleiche Kerbe schlug auch die Präsidentin vom kantonalen Leichtathletikverband, Denise Rudin. «Es ist nicht genug gross einzuschätzen, was Annik geboten hat an diesen Tagen in Paris. Es war mega, ihr zuzusehen. Jedes Bild von ihr könnte man in ein Lehrbuch stellen. Es ist Leichtathletik auf höchstem Niveau.» Dann war es endlich soweit und die Olympionikin übernahm sichtlich überwältigt vom Andrang das Mikrophone. «Die ganze Unterstützung, die ich immer erhalte und alles, was hier organisiert wird, ist echt unglaublich. Ich habe euch alle schreien gehört in Paris und alles gegeben, um noch schneller zu laufen.» Es sei eine riesige Reise, bei der sie immer wieder mal kurz innehalten und zurückblicken müsse. «Ich muss hin und wieder reflektieren, wo es überhaupt angefangen hat. Es wird wie selbstverständlich mit den Europameisterschaften und Weltmeisterschaften. Zuerst bist du bei den Junioren dabei, plötzlich bei den Aktiven und plötzlich an der Weltspitze und bei den olympischen Spielen. Wenn mir das jemand vor zehn Jahren gesagt hätte, hätte ich wohl eher nicht geglaubt.» Es sei nicht immer einfach gewesen. Doch Verletzungen und Rückschläge brauche es auch, um die Persönlichkeit zu entwickeln. Nach einem kurzen Intermezzo, bei welchem Kälin von den Kartenbetten, den immensen Essenssälen im olympischen Dorf und vielen einzigartigen Erlebnissen erzählte, nahm sie sich dann ausgiebig Zeit für alle. Sie unterschrieb Kleider, Autogrammkarten und Arme von den Kleinen und wechselte auch mit den Erwachsenen ein paar Worte. Dass sie trotz ihrem immensen Erfolg mit beiden Beinen auf dem Boden geblieben ist, zeigt der Umstand, dass sie die Kleider von den olympischen Spielen kurzerhand verloste. Um an ein Stück Sportgeschichte zu kommen, wurden Lose feilgeboten. Der komplette Gewinn aus dieser Aktion ging an die Jugi Grüsch, was zeigt, dass die Spitzensportlerin Annik nicht vergessen hat, wo sie ursprünglich mal angefangen hat und dass ihr die Nachwuchsförderung am Herzen liegt.