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Malans
23.10.2024

Vereinsreise der Männerriege nach Neuenburg

Bild: zVg
Malanser Männerriegler gelten gemeinhin als sesshafte Wesen, deren Aktionsradius sich auf das überschaubare Rayon zwischen Mehrzweckhalle und Gleis 3 (ehemals Balans) beschränkt. Einmal im Jahr aber zieht es die wackeren Mannen hinaus in die weite Welt. Die diesjährige Vereinsreise führte in die schöne Gegend rund um Neuenburg.

Frühmorgens am Samstag traf sich eine noch etwas verschlafene Truppe von 20 Männerrieglern beim Bahnhof Malans. Die lange Zugreise ins Welschland wurde genutzt, um Qualitätsmängel in der Wanderausrüstung eines Neumitglieds vereinsintern zu beheben, während unser Frauenversteher vom Dienst seine einschlägigen Talente bereits kurz nach Solothurn ein erstes mal erfolgreich einsetzte. Um 10 Uhr erreichten wir Noiraigue, den Ausgangspunkt für die Wanderung auf den Creux du Van. Wir Bündner belächeln gerne mit gönnerhafter Überheblichkeit die Hügel des Mittellandes und des Juras. Der steile Aufstieg von 700 Höhenmetern zum Creux du Van erwies sich aber doch für den einen oder anderen als veritable Herausforderung, zumal eine unangenehme Bise blies. Oben angekommen erwartete uns nicht nur ein feiner Apero, sondern auch ein überwältigendes Panorama in den imposanten Kessel des Creux du Van und in die liebliche Juralandschaft mit ihren sanften Hügeln und weitläufigen Dörfern, in denen das Konzept des verdichteten Bauens noch nicht angekommen zu sein scheint. Den Rückweg gingen wir dann ein wenig gemütlicher an und erwiesen dabei der einen oder anderen «Ferme» unsere Aufwartung.

Frisch geduscht und in unsere schwarzen Männerriegen-Hemden gewandet, ging es später zum Abendessen in eine traditionelle Brasserie, wo wir mit exquisiten Köstlichkeiten verwöhnt wurden. Der weitere Verlauf des Abends erwies sich allerdings als grösste programmtechnische Herausforderung der gesamten Reise. Da partout keine Beiz 20 Sitzplätze für durstige Männerriegler bereitstellen konnte, landeten wir schliesslich in einer Gartenbeiz mitten auf einem zugigen Altstadtplatz. Jammern gehört nicht ins Repertoire von Männerrieglern, und so nippten die wackeren Mannen stoisch an ihren eiskalten Amberbieren, während sich das Geräusch der heulenden Bise mit dem Klappern der Zähne vermischte. Die Lust auf einen zweiten Absacker wich dann aber doch dem Wunsch nach einem warmen Bett. Und so war bei den meisten Männerrieglern bereits vor Mitternacht Lichterlöschen, ein dem Vernehmen nach ein extrem seltenes Ereignis.

Dafür waren am Sonntagmorgen in den Gesichtern der Männerriegler weder schwarze Augenringe noch andere Spuren einer durchzechten Nacht auszumachen. Nach einem gemütlichen Morgenessen erfuhren wir im Rahmen einer Stadtführung, dass die Neuenburger Altstadt weit mehr zu bieten hat als die für Schweizer Innenstädte inzwischen übliche Anhäufung von Kebab-Ständen, Shisha-Bars und Barber-Shops, in denen angeblich nicht nur Haare gewaschen werden. Unsere charmante Führerin erzählte uns viel Interessantes und Kurioses aus der Geschichte von Neuenburg und Umgebung und zeigte uns die schönsten Villen und Brunnen der Stadt. Bei einem dieser Brunnen kamen wir in den Genuss eines bis vor wenigen Jahren verbotenen, sagenumwobenen Getränks: Absinth. Für die verwöhnten Geschmacksknospen der Männerriegler fühlte sich die «grüne Fee» mit ihrem penetranten Geschmack nach Mundspülung allerdings eher gewöhnungsbedürftig an.

Weiter ging’s mit einer Führung durch den imposanten Weinkeller Caves du Prieuré in Cormondrèche. Bei der anschliessenden Weindegustation waren sich die meisten Männerriegler einig, dass sich die Malanser Winzer – zumindest was die Qualität anbelangt – nicht vor der Neuenburger Konkurrenz fürchten müssen. Das Mittagessen nahmen wir erneut in einer Brasserie ein, wo es der Anstand gebot, den hauseigenen Gerstensaft ausgiebig zu kredenzen. Bestens gelaunt trat die muntere Truppe anschliessend den Heimweg an. Während die einen mehr oder weniger erfolglos versuchten, im Zugabteil eine ergonomisch akzeptable Schlafposition zu finden, lief das Mundwerk bei anderen bis nach Landquart munter weiter. Beim Abschied waren sich alle einig: Es war eine perfekt organisierte Reise mit vielen eindrücklichen und lustigen Erlebnissen. Merci beaucoup!

Kurt Brändli