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Conters
01.12.2024

«Adam Quadroni muss entschädigt werden»

Bild: Christian Imhof
Eine unlängst lancierte Petition, die sich an die Bündner Regierung richtet, fordert für den Unterengadiner Whistleblower Adam Quadroni Gerechtigkeit und somit eine finanzielle Entschädigung für dessen Aufdeckung des Bündner Baukartells. Dadurch sparte Adam Quadroni dem Kanton und dem Steuerzahler Kosten in Höhe eines zweistelligen Millionenbetrages.

Mitinitiantin der Petition ist auch Ruth Clavadetscher aus Conters. Sie verfolgt die bald achtjährige Whistleblower-Geschichte von Adam Quadroni und die damit verbundenen Ungerechtigkeiten, die ihm seither widerfahren sind. «Als ich damals von dem Fall hörte, habe ich Adam Quadroni geschrieben und ihm zu seinem Mut, den Bauskandal auffliegen zu lassen, gratuliert.» Mit der Zeit hätten sich so freundschaftliche Begegnungen entwickelt. Ruth Clavadetscher hatte denn auch Adam Quadroni für den Prix Courage 2018 der Zeitschrift «Beobachter» angemeldet. Der Preis wird an Menschen verliehen, die sich durch unerschrockenes Handeln und mutige Taten auszeichnen. 

Bestrafung statt Wertschätzung
Adam Quadroni musste in der Folge für seinen Mut viel erleiden. Von vielen Menschen wurde er zur Persona non grata degradiert. Nachdem Adam Quadroni den Bauskandal aufdeckte, hat er alles verloren: Bauaufträge, soziales Ansehen, die Familie und insbesondere seine Kinder, da seine Frau auszog und ihm die Kinder weitgehend entzog. «Den Umgang mit dem Whistleblower finde ich sehr bedenklich. Er wird für die Aufdeckung des Bauskandals bestraft, anstatt dass man ihn dafür wertschätzt», sagt Ruth Clavadetscher, pensionierte Heilpädagogin. Sie setze sich für Gerechtigkeit ein, gerade auch im Falle des Whistleblowers. Da im Unterengadin verschiedene Menschen ihn nun meiden, sind seine sozialen Kontakte mit der Zeit weniger geworden. «Ich wurde zu seiner Zuhörerin, denn kaum noch jemand wollte mit diesem Mann etwas zu tun haben.» Behörden, Politiker, Bauunternehmer und andere nehmen es Quadroni teilweise übel, dass er den Bauskandal aufgedeckt hat. «Das kann man so eigentlich nicht verstehen und nicht so stehen lassen», zeigt sich Ruth Clavadetscher überzeugt. «Diesen Umgang mit Adam Quadroni kann ich persönlich nicht gutheissen.» Mit der Zeit beschlich Ruth Clavadetscher das Gefühl, dass, wenn man in der Öffentlichkeit nicht mehr über diese Sache spricht und alles unter den Teppich kehrt, einfach Gras darüber wachsen könnte. «Doch das ist der falsche Weg». Im Laufe der Zeit hat Ruth Clavadetscher darum immer wieder Leserbriefe geschrieben und sich für die «Sache Quadroni» eingesetzt. «Denn», so sagt sie, «gelogen wurde nun genug.» Und weiter: «Zwar hat sich der ehemalige Regierungspräsident Mario Cavigelli nach der PUK-Untersuchung im Grossen Rat bei Adam Quadroni entschuldigt, aber eine finanzielle Entschädigung ist bis heute ausgeblieben.» 

Das Wichtigste sind die Kinder
Adam Quadroni habe Ruth Clavadetscher gegenüber erklärt, dass er die Teilnahme am Baukartell mit der Übergabe des väterlichen Baugeschäfts im Jahr 2000 mit übernommen habe. Denn sein Vater habe schon gegen das Preisabsprache-System, das Jahrzehnte zurückreiche, gekämpft. Dieser habe jedoch nicht die Kraft gefunden, sich noch länger damit auseinanderzusetzen. Ruth Clavadetscher:  «Als Adam Quadroni für sich dann später entschied, er wolle in diesem Preisabsprache-System nicht mehr mitmachen, zahlte er einen hohen Preis dafür: Inzwischen ist Adam Quadroni finanziell ruiniert, psychisch stark belastet und allein.» Ein Besuchsrecht für die drei Kinder habe er zwar, aber seine ehemalige Frau beeinflusse die Kinder gegen ihn. Darum würden 2 der Töchter ihn leider nicht mehr sehen wollen. Für Adam Quadroni sei dies das Allerschlimmste.

Quadroni will sein Haus retten
Sein Haus und seine Waldhütte sollen nun auch noch versteigert werden, um die Schuldner zu befriedigen. Das Haus und die darin wohnenden Erinnerungen aber seien das Einzige, was er noch habe. «Adam Quadroni erhält einzig eine kleine IV-Rente, von der ein grosser Teil direkt an die Kinder bezahlt würde. Er selbst habe kaum mehr etwas um zu leben», weiss Ruth Clavadetscher. Es scheine ihr, dass insbesondere die Regierung einfach auf Zeit spiele, weil sie bislang keine Entschädigung leisten wolle. Auch darum sei ihr der Kampf gegen das Vergessen ein wichtiges Anliegen. Als die Petition «Gerechtigkeit für Adam Quadroni», die von verschiedenen Menschen getragen wird, aufgegleist wurde, habe sie sich sofort bereit erklärt, als Mitinitiantin aufzutreten. Innert rund einer Woche hätten bereits über 2000 besorgte Bürgerinnen und Bürger die Petition unterschrieben. Das freue sie sehr, sagt Ruth Clavadetscher. Und sie hofft, dass auch die Bündner Regierung endlich ein Einsehen hat und Adam Quadroni finanziell entschädigt – aus menschenrechtlichen und moralischen Gründen. Die Petition für die Genugtuung für Adam Quadroni kann noch bis Dienstagmittag, 2. Dezember unter folgendem Link unterschrieben werden: 
https://act.campax.org/petitions/gerechtigkeit-fur-quadroni 

Christian Imhof