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Maienfeld
18.12.2024

«Man muss der Gesellschaft Sorge halten»

Heinz Dürler
Heinz Dürler Bild: Ch. Imhof
Das Jahr 2024 sei für Maienfeld geprägt gewesen durch die Gesamtrevision der Ortsplanung, sagt Stadtpräsident Heinz Dürler. «Wenn die Politik nur aus Ortsplanung bestehen würde, hätten wir die Hälfte an Politikern. Das ist extrem reguliert und die Autonomie der Gemeinde ist leider nicht mehr sehr hoch.»

Es gebe ein übergeordnetes Gesetz vom Bund, welches vom Kanton an die Gemeinde gehe und dort umgesetzt werden müsse. Das sorge hin und wieder für Irritationen in der Bevölkerung. «Man muss so viel den Leuten erklären. Wir machen aber nicht einfach irgendwas, sondern setzen um, was von oben kommt.» Glücklicherweise müssen sie in Maienfeld laut Dürler nicht auszonen. So ein Thema wie Seewis habe, hätten sie nicht. «Aber auch dann haben wir eine Baulandmobilisierung. Das bedeutet, wenn du ein Stück Land hast, musst du in einer gewissen Frist überbauen, was auch ein Eingriff ins Eigentum ist. Das ist immer schwierig zum Diskutieren.»

Strasse immer noch zu

Zusätzlich gebe es in Maienfeld den Streitpunkt um die Erweiterung des Arbeitsplatzgebiets. «Wir haben für das Gewerbe keine Bauplätze mehr auf dem Stadtgebiet. Dagegen wehrt sich die Landwirtschaft. Sie wollen nicht einzonen.» Am 7. Mai werde das vor die Gemeindeversammlung gebracht. Allgemein hat Maienfeld hin und wieder Auseinandersetzungen, wenn es um den Platz geht. Im Januar 2023 ging beispielsweise die Geschichte durch die Schweizer Medien, als ein Anwohner die Strasse vor seinem Haus komplett sperrte. Auch wenn der Anwohner inzwischen weggezogen sei, an der verzwickten Situation habe sich leider noch nichts geändert, sagt Dürler. «Ich bin nicht traurig, dass er weggezogen ist, lieber wäre mir jedoch, wenn die Strasse wieder offen wäre. Da sind immer noch verschiedene Rechtsstreitigkeiten im Raum.» Daraus habe er aber als Stadtpräsident gelernt. «Wenn in der Schweiz jemand etwas privatrechtlich verhindern möchte, ist unser Justizsystem unendlich.» Für die Öffentlichkeit ist die Strasse nun bald schon zwei Jahre gesperrt. Vor allem Fussgänger und Biker seien von der Situation betroffen. Wer vom Weiler Rofels her den Muldenweg beschreitet oder befährt, sieht ein gewaltiges Holzgatter, das die Strasse verbarrikadiert. Von der anderen Seite das gleiche Bild: Auch hier versperrt eine Holzkonstruktion die Strasse. Auch mit dem neuen Mieter habe sich nichts daran geändert, sagt Heinz Dürler. «Auf die Eigentumsverhältnisse hat das keinen Einfluss. Die privatrechtlichen und öffentlich-rechtlichen Verfahren sind zwei verschiedene Schienen. Doch ich bin zuversichtlich, dass wir irgendwann zu einer Entscheidung kommen.»

Sorge der Gesellschaft halten

Viele Dinge seien nicht in den Händen der Exekutive von Maienfeld, sagt Heinz Dürler. Dazu gehöre auch, bezahlbaren Wohnraum für die Bevölkerung bereitzustellen. «Ich habe eine Tochter mit drei Kindern im Alter von zwei bis sieben. Auch sie hält mir immer vor, dass man in Maienfeld keinen bezahlbaren Wohnraum findet. Ich solle doch etwas dagegen unternehmen.» Das sei Angebot und Nachfrage, was die Preise bestimme. «Zum Glück ist es in Maienfeld noch nicht so verschärft wie in den klassischen Tourismusorten, wo es noch schwieriger ist für die Einheimischen. Doch man sieht auch bei uns schon, dass der Markt spielt und wir sicher eine teure Wohngegend sind.» Es gebe aber auch in der Bündner Herrschaft Altbauten, die bezahlbar seien. «Ich sage immer, es ist wichtig, dass die Mischung stimmt. Wenn du wie beispielsweise Zollikon am ‘Zürisee’ nur noch die im obersten Segment hast, hast du keine Gesellschaft mehr. Man muss schon Sorge halten, dass die Gesellschaft stimmt.» Doch als Stadtpräsident habe er wenig Einfluss auf den Immobilienmarkt. «Wir können höchstens mal eine Parzelle, die der öffentlichen Hand gehört, für Familien freigeben.»

Der Städtlimarkt wird unterstützt

Als Heinz Dürler in Maienfeld aufgewachsen sei, habe es im Städtli noch einen Volg, zwei Usegos, oben im Städtli und unten je eine Metzgerei gegeben. Inzwischen gibt es nur noch den Städtlimarkt. Dieser werde neu mit 15 000 Franken für das Führen der Postagentur unterstützt. Zumindest einen Laden in Maienfeld zu erhalten, sei wichtig. «Ich glaube, einen Laden braucht es unbedingt in Maienfeld. Doch ob die Genossenschaftslösung, wie sie den Laden führen, wirklich die richtige ist, müssen sie selber wissen.»

Bahnhof wird weiterentwickelt

Auf Gemeindeebene brauche man keine Partei, sagt der SVP-Politiker, der auch Grossrat ist. Da sein langjähriger Mitstreiter Christof Kuoni Ende Jahr demissioniert und aktuell fleissig Nachfolger nominiert werden, kommt natürlich die Frage auf, wie lange Dürler noch mitmachen will. «Ich war bei der Verfassungsrevision 2013 dabei. Dort hat man intensiv über Amtszeitbeschränkung diskutiert.» Maienfeld kenne keine, was aber nicht bedeutet, dass er ewig Stadtpräsident bleiben wolle. «Mittlerweile bin ich der Überzeugung, dass zwölf Jahre eine angemessene Lösung wären.» Der 58-Jährige lässt sich im Februar für die nächste, seine inzwischen dritte Legislatur aufstellen, weist aber darauf hin, dass es nicht ein Absitzen der Amtszeit sei. Es gebe noch einiges zu tun. «Jetzt haben wir dann die Umsetzung der Gesamtrevision. Dann haben wir die planerische Sicherheit, sodass wir verschiedene Projekte weiterentwickeln können.» Ein grosses Projekt sei noch, dass der Bahnhof, der nur von der SBB befahren wird, neu entwickelt werden kann. «Der Bahnhof ist momentan Zone für öffentliche Bauten, den wollen wir umzonen. Dann können wir dort etwas Schönes draus machen.» Auch wenn die RhB nicht mit im Boot sei bei dem Projekt, ganz alleine müsse Maienfeld das Projekt nicht stemmen. «Wir haben verschiedene Partner: die SBB, die Bürgergemeinde und Private, die dort sind. So kann am Bahnhof sicher ein modernes Projekt entstehen.»

Bild: zVg
Ch. Imhof