Es gebe ein übergeordnetes Gesetz vom Bund, welches vom Kanton an die Gemeinde gehe und dort umgesetzt werden müsse. Das sorge hin und wieder für Irritationen in der Bevölkerung. «Man muss so viel den Leuten erklären. Wir machen aber nicht einfach irgendwas, sondern setzen um, was von oben kommt.» Glücklicherweise müssen sie in Maienfeld laut Dürler nicht auszonen. So ein Thema wie Seewis habe, hätten sie nicht. «Aber auch dann haben wir eine Baulandmobilisierung. Das bedeutet, wenn du ein Stück Land hast, musst du in einer gewissen Frist überbauen, was auch ein Eingriff ins Eigentum ist. Das ist immer schwierig zum Diskutieren.»
Strasse immer noch zu
Zusätzlich gebe es in Maienfeld den Streitpunkt um die Erweiterung des Arbeitsplatzgebiets. «Wir haben für das Gewerbe keine Bauplätze mehr auf dem Stadtgebiet. Dagegen wehrt sich die Landwirtschaft. Sie wollen nicht einzonen.» Am 7. Mai werde das vor die Gemeindeversammlung gebracht. Allgemein hat Maienfeld hin und wieder Auseinandersetzungen, wenn es um den Platz geht. Im Januar 2023 ging beispielsweise die Geschichte durch die Schweizer Medien, als ein Anwohner die Strasse vor seinem Haus komplett sperrte. Auch wenn der Anwohner inzwischen weggezogen sei, an der verzwickten Situation habe sich leider noch nichts geändert, sagt Dürler. «Ich bin nicht traurig, dass er weggezogen ist, lieber wäre mir jedoch, wenn die Strasse wieder offen wäre. Da sind immer noch verschiedene Rechtsstreitigkeiten im Raum.» Daraus habe er aber als Stadtpräsident gelernt. «Wenn in der Schweiz jemand etwas privatrechtlich verhindern möchte, ist unser Justizsystem unendlich.» Für die Öffentlichkeit ist die Strasse nun bald schon zwei Jahre gesperrt. Vor allem Fussgänger und Biker seien von der Situation betroffen. Wer vom Weiler Rofels her den Muldenweg beschreitet oder befährt, sieht ein gewaltiges Holzgatter, das die Strasse verbarrikadiert. Von der anderen Seite das gleiche Bild: Auch hier versperrt eine Holzkonstruktion die Strasse. Auch mit dem neuen Mieter habe sich nichts daran geändert, sagt Heinz Dürler. «Auf die Eigentumsverhältnisse hat das keinen Einfluss. Die privatrechtlichen und öffentlich-rechtlichen Verfahren sind zwei verschiedene Schienen. Doch ich bin zuversichtlich, dass wir irgendwann zu einer Entscheidung kommen.»
Sorge der Gesellschaft halten
Viele Dinge seien nicht in den Händen der Exekutive von Maienfeld, sagt Heinz Dürler. Dazu gehöre auch, bezahlbaren Wohnraum für die Bevölkerung bereitzustellen. «Ich habe eine Tochter mit drei Kindern im Alter von zwei bis sieben. Auch sie hält mir immer vor, dass man in Maienfeld keinen bezahlbaren Wohnraum findet. Ich solle doch etwas dagegen unternehmen.» Das sei Angebot und Nachfrage, was die Preise bestimme. «Zum Glück ist es in Maienfeld noch nicht so verschärft wie in den klassischen Tourismusorten, wo es noch schwieriger ist für die Einheimischen. Doch man sieht auch bei uns schon, dass der Markt spielt und wir sicher eine teure Wohngegend sind.» Es gebe aber auch in der Bündner Herrschaft Altbauten, die bezahlbar seien. «Ich sage immer, es ist wichtig, dass die Mischung stimmt. Wenn du wie beispielsweise Zollikon am ‘Zürisee’ nur noch die im obersten Segment hast, hast du keine Gesellschaft mehr. Man muss schon Sorge halten, dass die Gesellschaft stimmt.» Doch als Stadtpräsident habe er wenig Einfluss auf den Immobilienmarkt. «Wir können höchstens mal eine Parzelle, die der öffentlichen Hand gehört, für Familien freigeben.»