Es sei schon aussergewöhnlich, bei einem Format mitmachen zu können, bei welchem Künstler mit dabei seien, mit welchen sie sonst nicht unbedingt Berührungspunkte habe, sagt Gigi. Da es zudem noch ziemlich bekannte Künstler seien, mache es nicht einfacher für ihre Nervosität. «Ich habe versucht, mich möglichst wenig damit zu befassen, was sie alles schon erreicht haben. Je weniger du über sie weisst, desto weniger baust du eine Mauer aus Bewunderung auf.» Es sei viel angenehmer gewesen, die anderen Musikerinnen und Musiker vor Ort und somit auch die Personen hinter der Musik kennenzulernen. «Die ganze Sendung war eine super Erfahrung und hat mir sehr viel gebracht.»
Bewusst präsenter
Die Karriere der Musikerin nahm rapide Fahrt auf, als sie 2022 erstmals beim Radioformat «Bounce Cypher» auf Virus teilnahm. Dieser Auftritt hat Eindruck hinterlassen, denn anschliessend kam man in der Schweizer Medienwelt einfach nicht mehr um die Wortakrobatin aus der Bündner Herrschaft herum. Bei all den Dingen, die passieren, wenn man auf der Erfolgswelle reitet, kann einem leicht schwindlig werden. Doch Gigi hat da eine Eigenschaft an sich, die in diesem schnelllebigen Geschäft diverse Vorteile mit sich bringt. «Manchmal ist das gut, manchmal aber auch nicht: Ich bin ein Mensch, der nach vorne denkt. Darum verpasse ich manchmal auch Sachen, weil wenn ich etwas mache, schon beim Nächsten bin.» Das könne ihr sehr in die Karten spielen, wenn viel laufe und sie trotzdem einen kühlen Kopf bewahre. Sie müsse sich hin und wieder aber fast ein wenig zur Reflexion zwingen, sagt Giulia Gort. «Es gibt schon viele Momente, an die ich zurückdenke und merke, wie schade es war, dass ich sie nicht mehr genossen habe.» Sie spreche viel mit ihrer Familie darüber und versuche, bewusster anwesend und auch präsent zu sein.
Im richtigen Moment am richtigen Ort
Die Begeisterung für Reime geht bei ihr weit zurück. «Ich habe immer schon viel geschrieben, meist aber auf Englisch. Bei den schweizerdeutschen Sachen war ich einfach im richtigen Moment am richtigen Ort und ich muss sagen, dass ich fast ein wenig in die Szene reingerutscht bin.» Dass sich das Leben von Gort durch den Rap dermassen auf den Kopf stellen wird, hätte sie am Anfang wahrscheinlich selbst nicht gedacht. «Es war sehr schnell ein grosses Interesse an mir da, weil es eben nicht wirklich viele Frauen in diesem Sektor gibt. Doch ich habe immer wieder im richtigen Moment die richtige Person kennengelernt.» Einer, der Gigi früh gepuscht hat und ihr wichtige Türen geöffnet habe, sei der Physical-Shock-Labelchef Dardan Demaj. Er habe sie zu seinem Label gebracht, wo ihre Karriere sich entwickeln konnte. Dazu gehörte auch, dass Giulia Gort ihren musikalischen Horizont erweitern musste. «Meine ganze Familie war nicht wirklich im Hip-Hop zuhause. Ich hatte aber Freude daran in meiner Jugend.» Beim Schreiben sei ihr dieses Unvoreingenommene sehr zugute gekommen. «Ich wusste nicht, dass es da Regeln gibt, die man beachten sollte. Das musste ich zuerst lernen, was ich aber als spannend wahrnahm.» Durch das, was sie dort im Umfeld mit bekannten Rappern wie EAZ und XEN gelernt habe, sei ihr auch klar geworden, wieso sie Hip-Hop so gerne habe.