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Zizers
09.04.2025

«Gesellin» Yvonne packt bei Signers an

Yvonne sammelt Berufs- und Lebenserfahrung.
Yvonne sammelt Berufs- und Lebenserfahrung. Bild: E. Felix
Seit zweieinhalb Jahren ist Yvonne als sogenannt fremde Bäckerin innerhalb der «Vereinigten Löwenbrüder und -schwestern Europas» (VLE) auf der Walz. Die gelernte Bäckerin aus Ludwigshafen arbeitet derzeit in der Signer Bäckerei in Zizers. Wer sich als Wandergesellin oder Wandergeselle verpflichtet, ist mindestens drei Jahre und einen Tag unterwegs. Schon bald zieht die 26-Jährige wieder ihres Weges.

«Bisher war ich ausser in meinem Heimatland Deutschland schon in Österreich, Schweiz, Dänemark, Frankreich, Spanien und Marokko unterwegs.» Die junge Gesellin hat viel zu erzählen. In der Schweiz wollte sie ursprünglich in einer Tourismusregion Arbeit suchen. Sie hatte ans Engadin gedacht. Dass sie im Betrieb von Peter und Antonia Signer-Würms gelandet ist, bereut sie keineswegs. «Ich habe das Glück, von einem sehr engagierten und innovativen Chef profitieren zu dürfen. Er lebt seinen Beruf mit Herzblut. Er stellt zwar hohe Anforderungen an seine Mitarbeitenden, aber auch an sich selbst. Das gefällt mir», sagt Yvonne. Qualität wird bei Signers bekanntlich seit 30 Jahren grossgeschrieben. Wer jetzt denkt, die Praktikantin suche auf der Walz nur neue Erfahrungen in ihrem angestammten Berufsfeld, liegt falsch. Yvonne packte schon bei einem Ofenbauer an oder half als Malerin aus. So auch in Zizers: Sie erweitert ihre Berufskenntnisse als Bäckerin in der Sparte Confiserie. Und da die Osterzeit naht, wird dort momentan auf Hochtouren an feinen Produkten gearbeitet. Mit einem gerüttelten Mass an neuen Erfahrungen wird Yvonne vor Ostern – nach zweieinhalbmonatigem Einsatz in Zizers – wieder weiterziehen.

Signers würden  es wieder tun

Für Peter und Antonia Signer-Würms ist jetzt schon klar, dass sie bei Gelegenheit wieder eine Wandergesellin im Betrieb aufnehmen würden. Peter erinnert sich, als Yvonne im Februar im Betrieb in Zizers auftauchte und Antonia fragte, ob sie bei ihnen arbeiten könne. «Wir haben uns sehr schnell entschieden. Innert 24 Stunden hatten wir für Yvonne gegenüber von unserem Betrieb schon eine Unterkunft gefunden», freut sich Signer. Darüber galt es auch noch rechtliche und versicherungstechnische Fragen zu klären. Auch dies erledigten Signers in ihrer bekannt effizienten Art und Weise. Durch Effizienz zeichnete sich auch Yvonnes Arbeitsstil aus. «Sie hat sich in unserem Team sehr schnell integriert und hat sich motiviert gezeigt, Neues zu lernen», so Signer. Darüber hinaus habe ihr Einsatz auch seinem angestammten Team gutgetan. «Es wirkt für uns alle inspirierend, Impulse von aussen zu bekommen», zieht Signer Bilanz.

Bild: E. Felix

Wanderjahre bringen Berufs- und Lebenserfahrung

Auf die Wanderschaft – die sogenannte Walz – begeben sich Gesellinnen und Gesellen nach Abschluss der Lehrzeit. «Wir sind dabei nicht dauernd am Arbeiten, wie viele meinen. Die Walz bietet mannigfache Möglichkeiten, Abenteuer und Freiheit zu erleben», erklärt Yvonne. So lernen sie innert Kürze die kulturellen Unterschiede zwischen verschiedenen Ländern und Regionen kennen. «Natürlich wird dabei nicht ausser Acht gelassen, im gelernten Handwerksberuf besser und besser zu werden», so Yvonne. Sie gehört dem Schacht der «Vereinigten Löwenbrüder und -schwestern Europas» an. Dabei handelt es sich um eine relativ junge Gesellenvereinigung. Sie wurde im Jahr 2016 gegründet. Ihr gehören Lebensmittelhandwerkende wie Bäcker, Fischwirte, Köche, Konditoren, Landwirte, Mälzer, Gärtner, Molker, Müller, Fleischer und Winzer an.

Die Anstecknadel – Ehrbarkeit genannt – verweist auf die «Löwengeschwister». Bild: E. Felix

Grundwerte hochhalten

Als Erkennungszeichen – Ehrbarkeit genannt – tragen die Löwengeschwister eine goldene Anstecknadel auf Herzhöhe. Die Regeln auf der Walz orientieren sich an den Grundwerten wie Anstand, Respekt und Achtsamkeit. Die Wanderschaft dauert mindestens drei Jahre und einen Tag, durch Deutschland und die Welt. Dabei dürfen sich die Mitglieder nicht weniger als bis auf 50 Kilometern ihrem Heimatort nähern. Mobiltelefone mitzuführen ist nicht erlaubt. Wer innerhalb der Gesellenvereinigung reisen will, muss schuldenfrei, unverheiratet, ohne Vorstrafen, kinderlos und unter 30 Jahre alt sein. Übrigens werden die Nachnamen während der Wanderschaft abgelegt. «Die Bezeichnung ‘fremde Bäckerin’ stammt daher, dass wir für die Wanderschaft in der Heimat fremdgeschrieben werden und überall, wo wir reisen und ar­beiten, ‘fremd’ sind», erklärt Yvonne.

Ernesto Felix