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Prättigau
07.05.2025

Wenn Drohnen Leben retten

Sie wurden geschützt und gerettet.
Sie wurden geschützt und gerettet. Bild: zVg
Nun kommt sie, die Zeit wo alles grünt und wächst. Einher geht für das Schalenwild die Setzzeit und damit die Gefahr für die Rehkitze, den Mähtod zu erleiden. Seit einiger Zeit nun sind Freiwillige dabei, mittels Drohnenflügen und Wärmebildkamera Jungtiere zu lokalisieren und so für deren Schutz zu sorgen. P&H hatte die Gelegenheit, an einem Informations- und Weiterbildungsanlass in Luzein dabei zu sein.

Wenn das Gras wächst, erfreut dies den Bauern. Gleichzeitig wird der Nachwuchs von Rehen zum Schutz in das wachsende Gras gesetzt. Erlitten so in früheren Jahren unzählige Jungtiere den grausamen Mähtod, so sind heute Freiwillige unterwegs, um nach Aufgebot durch den Bauern die Parzelle nach versteckten Rehkitzen abzusuchen und diese zu schützen.

Wer sind diese Freiwilligen?

Am vergangenen Dienstag traf sich ein gutes Dutzend Personen für den Informations- und Übungsabend auf Rofflers Hof im Bargis in Luzein. Mitglieder der Jägersektion Prättigau sowie Nichtjäger setzen sich mit Engagement und Begeisterung für die Rettung von Rehkitzen während der Mahd in den Vorsommermonaten ein. Andrea Wieland, Vorstandsmitglied und Hegeobmann der Jägersektion Prättigau, begrüsste die Anwesenden und führte ins Programm dieses Anlasses ein. Im Vordergrund standen Neuerungen im Ablauf und im System und dann insbesondere das Auffrischen des Umgangs mit den fliegenden Objekten.

Der Drohnenflug muss geübt werden

Obwohl heutzutage viele Leute, auch Kinder, mit solchen Fluggeräten die Luft über unseren Köpfen «bevölkern», muss der Drohnenflug für die Rehkitz-Rettung besonders geübt werden. Diese für diesen Zweck eingesetzten Drohnen sind mit viel Technologie ausgerüstet und bieten vielerlei Möglichkeiten. So ist die Handfertigkeit nach dem Winterhalbjahr wieder zu üben. Mit der Wärmebildkamera kann am effektivsten in der Dämmerung gearbeitet werden, deshalb sind die Einsatzzeiten meist in den frühen Morgenstunden. Sobald erste Sonnenstrahlen den Boden erwärmen, wird es schwieriger, einzelne Wärmequellen zu unterscheiden. Dasselbe gilt am Abend, wobei dann Steine und Maushaufen die Wärme noch lange speichern. Hier braucht es dann ein gut geschultes Auge und Erfahrung, um ein Rehkitz erkennen zu können.

Die Einsätze sind für die Landwirte kostenlos, denn im Vordergrund steht die Verhinderung von Tierleid. Nach der Anmeldung durch den Bauern wird die entsprechende Parzelle mit einer Drohne, ausgerüstet mit einer Wärmebildkamera, abgeflogen. Dabei wird auf die Sicherheit sehr grossen Wert gelegt, denn die Beschädigung oder der Verlust einer Drohne geht ins Geld. Die Fluggeräte, welche hier zum Einsatz gelangen, kosten gut und gerne 6000 Franken.

Die rettende Drohne im Anflug. Bild: zVg

Für die Beschaffung von Drohnen und die Abgeltung von Fahrspesen sind die Rehkitz-Retter auf finanzielle Unterstützung angewiesen und sie freuen sich über jeden finanziellen Zustupf. Für alle Freiwilligen ist die Begeisterung gross, und ein gewisser Stolz ist berechtigt, wenn sie ein Jungtier auffinden und so schützen und vor dem Tod bewahren können.

Böse Zungen

Da bei den Freiwilligen sich auch Jägerinnen und Jäger engagieren, behaupten böse Zungen, dass sie dies nur tun würden, um sich für die Jagdzeit fette Beute zu sichern. Dies ist bei Weitem nicht so! Die Angehörigen der Waidmanns-Zunft haben sich nicht nur das Jagen auf die Fahne geschrieben; mindestens ebenso wichtig, wenn nicht wichtiger für sie ist Hege und Pflege. Einerseits für die Tiere, aber auch für den Lebensraum derselben, die Natur. Dies ist auch im Gespräch mit den Freiwilligen an diesem Abend gut herauszuhören. Im Vordergrund steht die Rettung und von Jagd war kein einziges Mal die Rede.

Einige Zahlen

Im Gespräch mit den Drohnenpiloten und ihren Helfern war zu erfahren, dass es schon einmal vorkommen kann, dass an einem Morgen gleich mehrere Jungtiere aufgefunden und gerettet werden können. Aber wie stellen sich die Zahlen dann über einen ganzen Sommer hinaus dar? Dafür hat sich P&H bei der zuständigen kantonalen Amtsstelle erkundigt. 2024 wurden im Prättigau mit 510 Einsätzen 93 Rehkitze gerettet. Die Tendenz ist steigend. Jedes gerettete Kitz ist ein Erfolg. Der grosse, unermüdliche Einsatz der Rettungsteams ist beeindruckend und sehr erfreulich. Leider erlitten im gleichen Zeitraum im Prättigau 14 Kitze den Mähtod.

Peter Müller