«Im Quartier des Munots bin ich aufgewachsen. Ich mag mich gut erinnern, als es auf der Zinne noch einen Kiosk gab. Da gingen wir Kinder natürlich zum ‹Chrömle› hin», sagt Sabine Hinz, die neue Munotwächterin, schmunzelnd während eines Gesprächs mit dem «Bock» auf der windigen Zinne. An solch einem geschichtsträchtigen Ort zu wohnen und zu arbeiten sei ein einzigartiges Privileg. Sie finde es zudem wunderbar, dass dieses Schaffhauser Wahrzeichen zu den Sehenswürdigkeiten der Region gehöre, welche Einheimische ohne einen Grund, wie etwa Gäste, besuchen würden. «An den Rheinfall geht man gefühlt nur dann, wenn Besuch da ist.»
Jetzt oder nie
Es sei der perfekte Moment gewesen, um ein so anspruchsvolles und besonderes Amt zu übernehmen, erklärt die ehemalige Friseurin. «Als Eltern ist man ständig auf Trab und gewissermassen unter Strom. Diese Energie, dieser Drive, haben meinen Mann Andreas und mich dazu bewogen, nach gründlicher Überlegung auf die Ausschreibung zu reagieren und uns für dieses Abenteuer zu bewerben.» Die Nachricht, dass sie in der engeren Auswahl seien, habe sie sehr gefreut. Danach habe alles seinen Lauf genommen.
Wurde nicht über Nacht zur Wächterin
Sabine Hinz bekam zwar am 1. Mai offiziell die Schlüssel des Munots überreicht, war aber schon einiges länger in die vielschichtigen und arbeitsintensiven Prozesse involviert. Nach dem mehrteiligen Bewerbungsprozess und der Zusage durch das Gremium, bestehend aus der Munot-Vereinspräsidentin und den Vorgesetzten vom Hochbauamt sowie Grün Schaffhausen, ging es nahtlos in die beinahe zwölfmonatige Vorbereitung über. «Da ich bereits Stellvertreterin der Munotwächterin war, hatte ich schon gewisse Vorkenntnisse. Total neu war deshalb die Einführung nicht für mich», stellt Hinz klar. Den Wechsel vom privaten in den öffentlichen Sektor habe sie unter anderem daran bemerkt, dass Anfragen und Anpassungen über verschiedene Zuständigkeitsbereiche laufen – diese mussten sie und ihr Team zunächst alle kennenlernen. Doch von allen Seiten hätten sie viel Unterstützung erhalten.
Was sicher ihre volle Aufmerksamkeit benötige, sei die Ausbildung Fachspezifische Berufsunabhängige Ausbildung (FBA) Hirsche, welche nebst ihrem Mann auch sie absolviere. «Nach dem Abschluss könnten wir hier weitere Wildtiere halten, wie beispielsweise Bisons.», sagt die neue Munotwächterin mit einem Zwinkern. Zwischen den Schulungen, welche jeweils auf verschiedenen anderen Höfen in der ganzen Schweiz stattfanden, seien Selbstvertiefungsarbeiten an der Reihe gewesen. Mit der Ausbildung ginge es bei ihnen darum, zu wissen, wie sie ihre neuen «Haustiere» betreuen müssen. «Für die meisten Teilnehmenden des FBA hat die Wirtschaftlichkeit einen höheren Stellenwert. Die Hirsche sollen einst dessen Kuhherden ersetzen.» Offiziell ist Andreas Hinz als «Hüter über die Tiere» eingestellt. Da sie nebst der Oberaufsicht auch für die Führungen zuständig ist, habe sie sich in einen Bücherwurm verwandelt und verschlinge gerne Lektüren zu geschichtlichen, wirtschaftlichen und politischen Themen aus den Zeiten, als der Munot als militärische Anlage genutzt wurde. «Meine beiden Jungs haben eine Riesengaudi, dass sie nun hier leben und stolzieren freudig mit ihren aus Holz geschnitzten Hellebarden auf der Zinne umher.»