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Sport Regional
25.06.2025

Leidtragende des eigenen Erfolgs

Jugendliche profitieren von der Unterstützung für den Sport.
Jugendliche profitieren von der Unterstützung für den Sport. Bild: zVg
Zurzeit geht eine Welle der Empörung durch die schweizerische Sportwelt und die Jugendverbände. Die Bundesgelder für Jugend+Sport (J+S) sollen massiv gekürzt werden. Was steckt dahinter?

Seit über 50 Jahren zahlt der Bund im Rahmen von J+S Beiträge an Organisationen und Vereine, welche sich um sportliche Freizeitaktivitäten von Jugendlichen bemühen. Entsprechende Zahlenwerte findet man in der Liste der Subventionsempfänger des Bundes.

Blick in die Liste der Subventionsempfänger

Der Bund zahlt pro Jahr rund 48,5 Milliarden Franken an verschiedenste Subventionsempfänger aus. Die markantesten dabei sind die AHV mit 10,3 Milliarden Franken, der Bahninfrastrukturfonds mit 5,9 Mia. und die IV mit 4,2 Mia. Für J+S wurden 2024 gut 113 Millionen Franken ausbezahlt, was gerade einmal 0,23 % der Gesamtsumme der Subventionen entspricht. Zum Vergleich: Die gesamten Bundesausgaben 2024 beliefen sich auf 84,3 Milliarden Franken, 4 % mehr als im Vorjahr. Bei der nachfolgenden Betrachtung geht es nicht darum, einzelne Subventionsempfänger gegeneinander auszuspielen. Vielmehr geht es um die Wertehaltung   und die Frage der Prioritätensetzung.

Wert der Jugendsport-Förderung

Als J+S-Leiter der ersten Stunde, mit ersten Leiterkurs-Besuchen vor über 50 Jahren, weiss ich nur allzu gut, wovon hier gesprochen wird und wie wertvoll und hilfreich diese Gelder sind. So konnten die Kosten für den Besuch eines Jugendsportlagers für Jugendliche aus sozial schwächeren Verhältnissen verbilligt werden. Damit konnte auch die gesellschaftliche Integration der Betroffenen gefördert werden. Es sind ja nicht nur die Sportorganisationen und -vereine, welche sich für sportliche und sinnvolle Freizeitaktivitäten engagieren. Es sind auch Pfadfinder, Blauring und andere, welche um die finanzielle Unterstützung ihres Angebots froh sind.

J+S – ein bewährtes Erfolgsmodell

Mehr als 680 000 Kinder und Jugendliche nehmen jährlich an J+S-Kursen und -Lagern teil, und dies in über 85 Sportarten. J+S steht auch international für eine nachhaltige Nachwuchsförderung. Eine Studie aus dem Jahr 2024 belegt: Wer früh Sport treibt, profitiert ein Leben lang – gesundheitlich, sozial und bildungsmässig. Die meisten Leitenden im Jugendsport arbeiten ehrenamtlich. Sie übernehmen Verantwortung, bilden sich weiter und vermitteln den Jugendlichen wichtige Werte und Kompetenzen. Bei neutraler Betrachtung darf behauptet werden, dass diese freiwillige Leistung jeden Franken vervielfacht, welchen der Bund investiert. Die J+S-Gelder fliessen direkt vom Bund an die Vereine – wirkungsvoll und ohne Umwege. 

Es ist eben doch eine Kürzung

Auch wenn von Verantwortlichen des Bundes gesagt wird, dass es sich nicht um eine Beitragskürzung handelt, da der Gesamtbetrag der Subventionsgelder nicht gekürzt werde, so ist dies nur die halbe Wahrheit. Wurde bisher 1.30 Franken pro Teilnehmenden und Lektion ausbezahlt, so soll sich dieser Betrag auf 1.04 Franken reduzieren. Für die betroffenen Subventionsbezüger entspricht dies einer Kürzung von 20 %. Etwas blauäugig erscheinen diese Massnahmen begründet, sprechen wir doch sonst überall von Angebot und Nachfrage. Gerade im J+S-Bereich sind die Teilnehmerzahlen in den letzten Jahren markant angestiegen, was zu höheren Unterstützungszahlen führte. Wenn nun der Gesamtbetrag gedeckelt wird, so ist die logische Folge davon, dass die Leistungen pro Einheit gekürzt werden. Ob dies sinnvoll ist und so die Prioritäten beim Bund richtig gesetzt werden, ist infrage zu stellen. Die aktuelle Situation legt offen, dass J+S Opfer seines eigenen Erfolgs wird.

Bundesgelder sinnvoll eingesetzt

Wie eingangs erwähnt sollen nicht Subventionsempfänger gegeneinander ausgespielt werden. Allerdings, ein kritisches Hinterfragen verschiedener Bundesausgaben sei hier erlaubt. Im gleichen Departement, wo auch der Sport und das Bundesamt für Sport BASPO angesiedelt sind, waren verschiedene «Rohrkrepierer» in Informatikprojekten zu verzeichnen. Dabei handelte es sich um Beträge in den Hunderten von Millionen, welche in den Sand gesetzt wurden. Wenn ein Bruchteil davon in der Sportförderung für Jugendliche eingesetzt worden wäre, so wäre dieser Beitrag nicht notwendig gewesen. Leider zeigt die Realität ein anderes Bild und es ist zu hoffen, dass der Aufschrei der Betroffenen in Bern gehört wird.

Peter Müller