Isabel Schorer, welche Rolle spielte die überparteiliche Zusammenarbeit bei diesem Vorstoss? Gab es auch Unterstützung aus SP oder Mitte-Parteien in den betroffenen Kantonen oder wollen nur Bürgerliche den Ausbau?
Die überparteiliche Zusammenarbeit war entscheidend für die Durchschlagskraft des Standesbegehrens. Der Schulterschluss über Parteigrenzen hinweg zeigt: Es geht nicht um ein bürgerliches Prestigeprojekt, sondern um die funktionale Zukunft der Ostschweiz. Auch Vertreter der Mitte haben das Anliegen unterstützt. Entscheidend war das gemeinsame Verständnis, dass Mobilität alle Verkehrsteilnehmer betrifft. Es geht nicht um eine ideologische Frage, sondern um eine Grundlage für wirtschaftliche Entwicklung, regionale Erreichbarkeit und Lebensqualität für alle.
Was sagen Sie zur Kritik, dass man mit diesem Vorgehen einen Volksentscheid umgehe?
Diese Kritik greift definitiv zu kurz. Das Standesbegehren ist ein demokratisch legitimiertes Instrument, um politische Prioritäten auf Bundesebene neu zu verhandeln. Es geht nicht darum, das Nein vom November 2024 als Ganzes zu ignorieren, sondern darum, die Konsequenzen für die Ostschweizer Bevölkerung aufzuzeigen. Es soll das Anliegen einer klaren Mehrheit dieser durch den negativen Entscheid besonders betroffenen Region demonstriert werden und nur im Interesse dieser Region das Anliegen nochmals auf die politische Agenda gesetzt werden. Wer Politik ernst nimmt, muss auch mit veränderten Rahmenbedingungen weiterarbeiten dürfen – gerade wenn eine ganze Region der Schweiz betroffen ist.
Bundesrat Rösti hat signalisiert, Tunnelprojekte aus dem Paket neu zu prüfen. Sehen Sie darin ein echtes Fenster für die Ostschweiz oder eher politisches Lavieren?
So wie ich Albert Rösti einschätze, neigt er nicht zum Lavieren, sondern nimmt das, was er sagt, ernst. Ich glaube deshalb, dass hier ein politisches Fenster besteht. Der Bundesrat hat es geöffnet, um die Engpassprojekte differenziert zu prüfen. Jetzt kommt es darauf an, dass die Ostschweiz geeint, sachlich und lösungsorientiert auftritt. Wenn wir das Momentum gemeinsam nutzen, kann eine tragfähige Lösung entstehen.