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Schweiz/Ausland
13.09.2025

Börse geopolitisch verdunkelt

Laut Christopher Chandiramani hofft die Börse weiter auf tiefere Zinsen und sieht Chancen auf erfolgreichere neue Zoll-Verhandlungsrunden.
Laut Christopher Chandiramani hofft die Börse weiter auf tiefere Zinsen und sieht Chancen auf erfolgreichere neue Zoll-Verhandlungsrunden. Bild: Linth24
Das politisches Umfeld bleibt unruhig: Krieg in Osteuropa und Nahost, US-Spaltung, Frankreich in Regierungskrise. Aktien jedoch nur leicht schwächer.

Bei einem russischen Angriff auf ukrainische Ziele sind mehr als ein Dutzend Drohnen in den polnischen Luftraum eingedrungen. Noch unklar ist, ob das ein Test war oder Versehen.

Israels Armee hat die Führungsspitze der Hamas im Golfstaat Katar angegriffen. Hamas-Quellen bestätigten, dass der Angriff direkt auf ein Verhandlungsteam gezielt hätte. Israel berichtete unter Berufung auf Regierungsvertreter, dass US-Präsident Trump dem Angriff zugestimmt habe.

Einer der bekanntesten konservativen Podcaster der USA und Freund des Präsidenten – Charlie Kirk – ist ermordet worden. Dieses Attentat dürfte gemäss Trump weiter zur Spaltung der USA beitragen.

Der bisherige Verteidigungsminister wird neuer Regierungschef in Frankreich werden. Er gilt als Vertrauter von Präsident Macron und soll das Land aus der Regierungskrise führen. Frankreichs Präsident Macron hat den bisherigen Verteidigungsminister Sébastien Lecornu zum Premierminister ernannt. Dieser folgt auf François Bayrou, der nach einer verlorenen Vertrauensabstimmung seinen Rücktritt einreichte. Das Hauptproblem in Frankreich ist die hohe Verschuldung.

In der Schweizer Verfassung soll künftig stehen, dass die Währung der Schweiz der «Franken» ist und nicht der «Schweizerfranken». Darauf haben National- und der Ständerat vorgeschlagen als Gegenvorschlag zur Bargeld-Initiative.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) wird in Zukunft Zusammenfassungen ihrer vierjährlichen geldpolitischen Einschätzungen zur Wirtschafts- und Währungslage publizieren, erstmals am 25. September. Ziel ist es, die Transparenz der SNB zu erhöhen gemäss den internationalen Standards, unter Wahrung des Sitzungsgeheimnisses.

Unternehmensnachrichten

Der Nationalrat stützte als grosse Kammer den Kurs von Finanzministerin Karin Keller-Sutter, von der UBS ein höheres Eigenkapital zu fordern. Ausserdem hat der Nationalrat eine Lohnobergrenze für Topbanker abgelehnt.

Die Versicherungsgruppe Baloise erzielte im ersten Halbjahr aufgrund der geringeren Schadenlast einen höheren Reingewinn von CHF 275.9 (Vorjahr: 229) Mio. und einen ebenfalls stark gestiegenen Ebit von 358.5 Mio., bei einem Geschäftsvolumen von CHF 5.24 (5.29) Mrd. Der Bergsturz in Blatten verursachte Kosten von 46.5 Mio. Die Fusion mit Helvetia laufe wie geplant und soll Ende 2025 vollzogen werden. Die Grossfusion hat von der Wettbewerbskommission Weko grünes Licht erhalten, auch die EU-Prüfung ist abgeschlossen. Die Bewilligung der Finma steht noch aus.

Der Augenheilspezialist Alcon will anlässlich des Kongresses der European Society of Cataract and Refractive Surgeons (ESCRS) vom 12. bis 15. September in Kopenhagen «bahnbrechende Technologien» gegen grünen und grauen Star präsentieren.

Der Rückversicherer Swiss Re hat an einem Branchentreffen in Monte Carlo festgestellt, dass die Risikobewertung im derzeitigen Umfeld komplexer geworden ist. Geopolitische Spannungen, Protektionismus und häufigere Streiks führten zu mehr Volatilität. Zudem sind die jährlich versicherten Schäden aus Naturkatastrophen auf über USD 100 Mrd. gestiegen.

Der Pharmakonzern Novartis will das US-Unternehmen Tourmaline Bio für rund USD 1.4 Mrd. übernehmen. Die Transaktion soll im vierten Quartal abgeschlossen sein. Diese Firma entwickelt Antikörper gegen Entzündungen (Herz).

Das Energieversorgungsunternehmen Repower erlitt im ersten Halbjahr einen Gewinnrückgang. Der Reingewinn fiel rund 40 Prozent auf CHF 47 Mio. und der Ebit ging ein Drittel auf CHF 65 Mio. zurück.

Die Bahn- und Touristikgruppe BVZ (Zermattbahn) hat den Semesterumsatz 7,6% auf rekordhohe CHF 111.6 Mio. gesteigert. Der Ebitda stieg 15% auf 35 Mio. Unter dem Strich blieb ein Ergebnis von CHF 13 Mio. (+38%).

Die Internetplattform Swiss Marketplace Group (SMG) will am 19. September an die Börse und startet das Bookbuilding. Für die angebotenen Aktien wird eine Preisspanne von CHF 43 bis 46 pro Titel erwartet. Das entspricht einem Marktwert von CHF 4.2 bis 4.5 Mrd. SMG hält Marken wie Homegate, ImmoScout24, AutoScout24, Ricardo, Tutti und Moneyland.

Aussichten

Die Europäische Zentralbank (EZB) lässt die Leitzinsen im Euroraum vorerst unverändert. Der Zins bleibt damit bei 2.0 Prozent, wie die EZB mitteilte. Das Umfeld sei nach wie vor sehr unsicher, vor allem aufgrund von Handelskonflikten. Die Nationalbank gibt sich flexibler. Wegen des starken Frankens sei eine Lockerung der Geldpolitik möglich, Negativzinsen sogar vorstellbar.

Aber der Arbeitsmarkt in den USA spricht eindeutiger für Zinssenkungen, noch in diesem Herbst, dies trotz Inflationsgefahren. Aufgrund der Zölle hat sich die Beschäftigung stark abgeschwächt. Ein Deal mit der Schweiz ist wieder wahrscheinlicher. Alle warten auf Entspannung im Zollstreit. Nach Kritik an Schweizer Pharmaexporten deuten die Amerikaner eine Wende an. Ein Schweizer Handelsdeal mit den USA scheint wieder greifbar, um von den 39 Prozent Zoll herunterzukommen. Das wäre ein neuer Treiber für den Aktienmarkt.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst Portal24