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Schweiz/Ausland
11.10.2025

Börsen hoffen auf Nahost-Frieden

Bild: zVfg
Während Israel, Hamas-Terroristen und die USA über die Lage im Nahen Osten beraten, tendierten die Börsen freundlich.

Die Börsen wurden in dieser Woche stark durch das internationale Geschehen beeinflusst.

Internationale Entwicklungen

• Das Augenmerk war in den letzten Tagen auf den Nahen Osten gerichtet. Israel und Hamas haben sich auf Vorschläge der USA geeinigt und im Gazastreifen einen Waffenstillstand sowie einen Gefangenen- und Geiselaustausch beschlossen. Die Aktien tendierten bereits während des Verhandlungsprozesses freundlich und konsolidierten auf leicht tieferem Niveau. Der SMI beendete die Woche bei 12’481 Punkten (Vorwoche: 12’507). Edelmetalle und Kryptowährungen verteuerten sich weiter.

• Präsident Trump will Nationalgardisten in Chicago und anderen demokratisch regierten Städten einsetzen. Nun liegt dazu ein Gerichtsentscheid vor – eine Niederlage für die US-Regierung. Eine Richterin befand, dass es keinerlei Beweise für eine «Gefahr von Unruhen» gebe. Präsident Trump darf somit vorläufig keine Soldaten der Nationalgarde einsetzen.

• María Corina Machado erhält den Friedensnobelpreis 2025. Die 58-Jährige gilt als führende Oppositionspolitikerin in Venezuela. Laut Nobelkomitee erfüllt ihr Engagement die Kriterien für den Preis. Diese Ernennung ist auch ein Zeichen gegen Donald Trump.

Schweizer Wirtschaft

Die Zahl der Arbeitslosen in der Schweiz erhöhte sich im September 2025 gegenüber dem Vormonat um 1’128 (+0.9 Prozent) auf 133’233 Personen. Die Arbeitslosenquote verharrte bei 2.8 Prozent.

Bundesrat Rösti hat aufgrund neuer Standesinitiativen zu Autobahnen und Bahnprojekten eine verkehrsträgerübergreifende Neuplanung des Ausbaus der Verkehrsinfrastruktur vorgestellt. Im Auftrag des Bundesrats wird die ETH Zürich die Verkehrsprojekte prüfen, Prioritäten für Autobahnen und die SBB festlegen, die Kosten überprüfen und eine zukünftige ganzheitliche Verkehrspolitik analysieren. VCS und Umweltkreise kündigten Opposition an.

Häuser und Wohnungen werden laut Studien teurer. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Preise für Wohnungen (+7.1 Prozent) und Einfamilienhäuser (+2.6 Prozent) deutlich gestiegen. Besonders stark verteuerten sich Immobilien in den Regionen Basel (+11 Prozent) und Ostschweiz (+10 Prozent). In der Südschweiz fiel der Anstieg geringer aus (+3.5 Prozent).

Unternehmensnachrichten

Nach den Fällen «Greensill» und «Archegos» bei der Credit Suisse droht das nächste Fonds-Desaster – diesmal bei der UBS. Die Schweizer Bank ist mit über USD 500 Mio. beim insolventen US-Autozulieferer First Brands engagiert. Der Schaden gilt jedoch als verkraftbar.

Die französische Wettbewerbsbehörde prüft die geplante Übernahme des Fertigbetonspezialisten Alkern durch Holcim. Der Zementkonzern verfügt mit Lafarge und PRB, einem Hersteller von Gebäudeverkleidungen, bereits über eine starke Position in Frankreich. Alkern, spezialisiert auf vorgefertigte Betonlösungen, erzielte zuletzt mit über tausend Mitarbeitenden einen Jahresumsatz von EUR 250 Mio.

Der CEO des Versicherers Helvetia, Fabian Rupprecht, rechnet mit steigenden Prämien für Hauseigentümer. In einem Interview mit der «NZZ am Sonntag» sagte er, dass Versicherer nach dem Bergsturz in Blatten VS Risiken künftig höher gewichten werden. Für Häuser in gefährdeten Zonen werde kein Versicherungsschutz mehr angeboten.

Mobilezone verkauft ihr Deutschland-Geschäft an Freenet. Das Geschäft des Schweizer Handyanbieters lief nicht wie erhofft. Die durch den Verkauf freiwerdenden Mittel fliessen in den Schuldenabbau. Mobilezone erwartet einen Verkaufserlös von EUR 230 Mio.

Partners Group sucht Kooperationen mit Schweizer Regional- und Kantonalbanken und hofft auf Investitionen von bis zu CHF 24 Mrd. Mehrere Kantonalbanken führen Gespräche mit Private-Equity-Gesellschaften über neue Fondsangebote. Die Mindestanlagesumme für neue Privatmarkt-Fonds beginnt bereits bei USD 25’000.

Der Technologiekonzern ABB verkauft seine Robotics-Division an die SoftBank Group. Die Veräusserung erfolgt zu einem Unternehmenswert von USD 5,375 Mrd. Die Idee eines Spin-offs mit Börsengang wird damit nicht weiterverfolgt, teilte ABB mit. Der Abschluss der Transaktion wird für Mitte bis Ende 2026 erwartet.

Der Aromen- und Riechstoffhersteller Givaudan investiert USD 215 Mio. in den Bau einer neuen, hochmodernen Flüssigproduktionsanlage in Reading im US-Bundesstaat Ohio. Die Anlage soll auf einer Fläche von 24’000 Quadratmetern entstehen und rund 300 neue Arbeitsplätze schaffen.

Der Industriekonzern Georg Fischer hat für das Eisengusswerk Leipzig einen Käufer gefunden: Es wird von der kanadischen Linamar Corp. übernommen. Der Transaktionswert beträgt rund EUR 45 Mio.

Aussichten

Die geopolitische Lage bleibt von Konflikten und Unsicherheiten geprägt. Mit etwas Glück erweist sich der Waffenstillstand zwischen Israel und Hamas als nachhaltig. Andere Krisenherde bestehen jedoch weiter.

Auch die internationale Verschuldung bereitet Sorgen. In Frankreich stehen Parlament und Regierung unter Druck, in Deutschland wackelt die junge schwarz-rote Koalition. Auch Österreich beklagt wachsende Defizite. Der Shutdown in den USA ist weiterhin nicht beendet.

Trotz dieser Unsicherheiten entwickelten sich die Aktienmärkte positiv – begünstigt durch tiefe Zinsen. Das Interesse an Unternehmen, die auf künstliche Intelligenz setzen, sowie der Regierungswechsel in Japan sorgten für zusätzliche Impulse.

Noch liegen zu wenige Informationen über die Quartalsergebnisse der Unternehmen vor, und auch in Bezug auf Inflation, Konjunkturentwicklung und eine mögliche Abschwächung infolge der US-Zölle bestehen weiterhin Unsicherheiten.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst Portal24