- Kolumne von Dr. Philipp Gut
Der seit Jahren dauernde Streit um historische Häusernamen mit dem Begriff «Mohr» in der grössten Schweizer Stadt ist um eine verrückte Anekdote reicher.
Wie Medien wie Inside Paradeplatz oder Persönlich.com berichten, sollen nun neben der Abdeckung von Namensschildern wie «Zum Mohrenkopf» oder «Zum Mohrentanz» auch noch Sprech- und Schreibverbote gelten.
10'000 Franken Busse
Was ist da los? Wer steckt dahinter?
Gemäss diesen Medienberichten droht der Historiker Bernhard C. Schär, der im Auftrag der Stadt ein Gutachten zur Mohrenfrage erstellt hat, dem Journalist René Zeyer, der über den Fall berichtet hatte, mit einer Busse von 10'000 Franken, wenn der Journalist publik macht, dass der Professor juristisch gegen ihn vorgeht.
Professoren attackieren NZZ
Medienrechter sagen, dies sei einmalig. Normal sei, dass Betroffene einer juristischen Massnahme darüber berichten dürften.
Der Falls des Professors, der laut Neuer Zürcher Zeitung «überall Rassismus» wittert, hatte schon zuvor für Schlagzeilen gesorgt. Nach dem kritischen Porträt unterzeichneten gegen 30 Professoren der Universität Zürich und der ETH einen offenen Brief an die NZZ, in dem sie sich über den Bericht beschwerten.
Intoleranz im Gewand der Toleranz
Was für eine peinliche Vorgehensweise!
Es ist ja schon seltsam genug, dass ausgerechnet Historiker zum Bildersturm auf historische Gebäude und das historische Erbe ansetzen.
Aber dass sie nun noch jede öffentliche Debatte darüber unterbinden wollen, sei es mit Protestschreiben gegen kritische Medien oder gar mit der juristischen Keule, haut dem Fass den Boden raus und entlarvt die neue Intoleranz im Gewand der Toleranz.
Gottfried Keller, der Erfinder der «Leute von Seldwyla», würde sich wundern über diesen Schildbürgerstreich der gelahrten Zürcher im 21. Jahrhundert.