Die Debatte über den finanziellen Zustupf zog sich über Stunden hin und war emotional gefärbt. Während die FDP und die SVP bezweifelten, dass die Beiträge Heimeintritte verzögerten, kämpften die Mitte, die SP und die GLP für diese symbolischen Zahlungen, um die Freiwilligenarbeit entsprechend anzuerkennen.
Die Regierung geht davon aus, dass rund 400 Personen in Graubünden ihre Angehörigen pflegen und Ansprüche dafür geltend machen können. Damit sie Geld erhalten, müssen sie mindestens acht Stunden pro Woche während mindestens zwei Monaten eine solche Arbeit leisten. Um an das Geld zu kommen, wolle man ein Formular ausarbeiten, erklärte der Gesundheitsdirektor Peter Peyer (SP) im Anschluss der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Für die Zahlungen sieht das Budget einen Kostenpunkt von 2,4 Millionen Franken pro Jahr vor. Die Beiträge können von 300 bis 600 Franken schwanken, je nach dem wie viele Personen Ansprüche geltend machen, so Peyer weiter. In einer ersten Phase rechnen die Behörden mit Beiträgen von 500 Franken monatlich.
Damit folgt Graubünden anderen Kantonen, die bereits ein ähnliches System kennen. Auch Wallis, Waadt und Glarus zahlen pflegenden Angehörigen monatliche Beiträge. Glarus war demnach auch in der Ausgestaltung des Gesetzes ein Vorbild für Graubünden, wie Peyer während der Debatte sagte.
Knappe Abstimmung
Mit 69 Ja- zu 44 Nein-Stimmen war die Abstimmung zur Gesetzesanpassung relativ knapp. Während die FDP bereits in der Vernehmlassung kritisch war, änderte die SVP ihre Meinung.
Sie anerkannte zwar die Wichtigkeit dieser Betreuungsarbeit. Jedoch befürchtete sie, Grenzen zwischen Staat und freiwilliger Solidarität zu vermischen. Ausserdem sei das Gesetz zu wenig vor Missbräuchen geschützt. Die Volkspartei fürchtete, dass sich viele Menschen die Beiträge erschleichen könnten.
Mitte, SP und GLP argumentierten, dass die Beiträge das Gesundheitssystem entlasten könnten, weil so eine Heimeinweisung hinausgezögert wird. Dies bezweifelten die konservativen Parteien.
Peyer zeigte hingegen auf, wie die Alterung der Bevölkerung im Vergleich zur Geburtenrate steigt. Bereits heute sei ein Viertel der Bündnerinnen und Bündner über 65 Jahre alt, während die Geburten um 17 Prozent zurückgingen. "Wer betreut und pflegt dann die Alten noch, wenn wir nicht engagierte Leute haben, die bereit sind, noch etwas mehr zu leisten? Natürlich lösen wir mit dem Geld nicht alle Probleme, aber wir verschärfen sie zumindest nicht", betonte er.