Der Hirschengraben 28 zeigte sich von seiner glamourösen, leicht herbstnassen Seite. Im Zürcher Showroom der Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder glühten die Farben bereits, kaum hatte man die Räume betreten. Die Faszination lag in der Ausstellung «Synapses», einer neuen Werkserie von Daniel Knorr.
Wenn Harz zum Gedächtnis wird
Für seine neue Werkserie hat Knorr gefundene Äste in Harz gegossen, Metalladern eingearbeitet, Farbschichten darübergelegt – als wären es lebende, denkende Landkarten. Das Harz wirkt wie ein Momentspeicher, der die fragilen Verbindungen der Zweige konserviert, statt sie zu ersticken. Die Farben strahlen in einer Intensität, die man sonst eher von Bonbontheken kennt. Was erst humorvoll wirkte, bekam später Sinn: Sie standen für Zucker als Energieträger und Kommunikationsmolekül. Eine süsse Metapher – und erstaunlich präzise.
Kunst inspiriert vom Verborgenen
Daniel Knorr’s Werk Idee entstand nicht spontan neu, sondern organisch «aus der Form». Ausgangspunkt war eine geschweisste Metallskulptur, die mit einem widerstandsfähigen, geruchlosen, muranoähnlichen Material überzogen wurde. Ärzte und Neurologen erkannten darin Neuronen und Synapsen. Der Überzug erinnere an Zuckerguss, denn das Gehirn braucht Zucker als Denk-Katalysator -ohne dass «mehr Zucker = mehr Intelligenz» gilt.
Weitere Arbeiten im Garten (Lollipops, Selbstportrait) setzen die menschliche Tragik greifbar um: das absurde Ringen, Natur zu drosseln und doch «für die Ewigkeit» konservieren zu wollen. Schön anzusehen, emotional tragisch. Die Kunst ist nicht selbstreferenziell, sondern fixiert den Zustand des Menschseins. Die innere Erzählung transportiert sich zwangsläufig in Details, bleibt aber offen für Deutung.