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Kultur
26.11.2025

Synapsen an der Wand

Daniel Knorr,  «Synapses», im Showroom der Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder.
Daniel Knorr, «Synapses», im Showroom der Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder. Bild: Markus Arnitz
Nie spürte man die feinen Netzwerke der Natur so deutlich wie in der Ausstellung des Künstlers Daniel Knorr in der Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder.

Der Hirschengraben 28 zeigte sich von seiner glamourösen, leicht herbstnassen Seite. Im Zürcher Showroom der Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder glühten die Farben bereits, kaum hatte man die Räume betreten. Die Faszination lag in der Ausstellung «Synapses», einer neuen Werkserie von Daniel Knorr.

Wenn Harz zum Gedächtnis wird

Für seine neue Werkserie hat Knorr gefundene Äste in Harz gegossen, Metalladern eingearbeitet, Farbschichten darübergelegt – als wären es lebende, denkende Landkarten. Das Harz wirkt wie ein Momentspeicher, der die fragilen Verbindungen der Zweige konserviert, statt sie zu ersticken. Die Farben strahlen in einer Intensität, die man sonst eher von Bonbontheken kennt. Was erst humorvoll wirkte, bekam später Sinn: Sie standen für Zucker als Energieträger und Kommunikationsmolekül. Eine süsse Metapher – und erstaunlich präzise.

Kunst inspiriert vom Verborgenen 

Daniel Knorr’s Werk Idee entstand nicht spontan neu, sondern organisch «aus der Form». Ausgangspunkt war eine geschweisste Metallskulptur, die mit einem widerstandsfähigen, geruchlosen, muranoähnlichen Material überzogen wurde. Ärzte und Neurologen erkannten darin Neuronen und Synapsen. Der Überzug erinnere an Zuckerguss, denn das Gehirn braucht Zucker als Denk-Katalysator -ohne dass «mehr Zucker = mehr Intelligenz» gilt.

Weitere Arbeiten im Garten (Lollipops, Selbstportrait) setzen die menschliche Tragik greifbar um: das absurde Ringen, Natur zu drosseln und doch «für die Ewigkeit» konservieren zu wollen. Schön anzusehen, emotional tragisch. Die Kunst ist nicht selbstreferenziell, sondern fixiert den Zustand des Menschseins. Die innere Erzählung transportiert sich zwangsläufig in Details, bleibt aber offen für Deutung. 

  • v.l. Künstler Daniel Knorr; Kunstberaterin und -historikerin Simone Toellner; Samuel Mizrachi, Galerist. Bild: Markus Arnitz
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  • Baumforscher Martin Prölss erklärt die Zusammenhänge zwischen dem Leben der Bäume und den «Synapses» Werken von Daniel Knorr. Bild: Markus Arnitz
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  • Impressionen der Ausstellung «Synapses» von Daniel Knorr im Showroom der Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder. Bild: Markus Arnitz
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  • Baumforscher Martin Prölss Bild: Markus Arnitz
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  • Galerist Samuel Mizrachi. Bild: Markus Arnitz
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  • «Synapses» von Daniel Knorr im Garten der Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder. Bild: Markus Arnitz
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  • «Synapses» von Daniel Knorr im Garten der Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder. Bild: Markus Arnitz
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  • Impressionen der Ausstellung «Synapses» von Daniel Knorr im Showroom der Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder. Bild: Markus Arnitz
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  • Daniel Knorr im Garten der Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder. Bild: Markus Arnitz
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Der Garten als Stichwortgeber

Im hinteren Aussenbereich hatte einer der ältesten Bäume der Stadt die eigentliche Bühnen-Dramaturgie geliefert. Sein Wurzel- und Pilznetzwerk – dieses unsichtbare Holz-WLAN der Natur, spiegelte das Thema der Werke: Kommunikation jenseits des Sichtbaren. Der Baum spendete nicht nur Leben, sondern Gesprächsstoff.

Dialoge, die wachsen

Im Rahmen der Ausstellung gab es einen besonderen Anlass: Martin Prölss, zertifizierter Baumpfleger und Baumforscher, begleitete die Vernissage als Baumkenner mit Bodenhaftung und Werkzeugkoffer. Mit Daniel Knorr sprach er über die Kommunikation der Bäume und führte Knorrs Synapsen-Idee auf die ökologische Realität zurück. Ein perfektes Match: Kunst, die fühlt, und Forschung, die erklärt, warum.

Man konnte die Ausstellung  mit der Einsicht verlassen, dass sich in der heutigen Gesellschaft alle ein bisschen mehr verzweigen könnten – seelisch, ökologisch, vielleicht sogar kommunikationsbiologisch. Wenn selbst Äste an Galeriewänden funken, sollten wir Menschen das erst recht können.

  • Daniel Knorr (l.) im Gespräch mit einem Vernissage-Besucher. Ausstellung «Synapses» im Showroom der Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder. Bild: Markus Arnitz
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  • «Synapses» von Daniel Knorr im Showroom der Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder. Bild: Markus Arnitz
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  • «Synapses» von Daniel Knorr im Showroom der Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder. Bild: Markus Arnitz
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  • «Synapses» von Daniel Knorr im Showroom der Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder. Bild: Markus Arnitz
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  • Simone Toellner, Art Consultant, Art Historian; mit einem Werk aus Gold von Daniel Knorr im Showroom der Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder. Bild: Markus Arnitz
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  • Daniel Knorr im Showroom der Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder. Bild: Markus Arnitz
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  • «Synapses» von Daniel Knorr im Showroom der Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder. Bild: Markus Arnitz
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  • «Synapses» von Daniel Knorr im Showroom der Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder. Bild: Markus Arnitz
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  • «Synapses» von Daniel Knorr im Showroom der Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder. Bild: Markus Arnitz
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Daniel Knorr (geb. 1968 in Bukarest, lebt in Berlin und Hongkong) zählt zu den international profiliertesten Konzeptkünstlern seiner Generation. Seine Arbeiten, oft geprägt von gesellschaftlicher Beobachtung und materieller Transformation, waren unter anderem auf der Biennale di Venezia, der documenta 14 und sind in führenden Museen weltweit zu sehen. 

DANIEL KNORR – SYNAPSES
8.–29. November 2025, Showroom Zürich
Zum Vorderen Florhof, Hirschengraben 28, 8001 Zürich
Öffnungszeiten:
Di–Fr 11:00–18:00
Sa 11:00–16:00

Markus Arnitz