Dabei sieht Martin Hug zwei Stossrichtungen: einerseits Innovation durch Kooperationen, neue Hotelkonzepte sowie neue Preismodelle und Angebotsformen. Und andererseits auf der Kostenseite die Realisierung überbetrieblicher Konzepte, indem Lead-Unternehmen Leistungen und Know-how anderen Betrieben zu Verfügung stellen.
Ein blaues Auge
Die Entwicklung der Wintersaison 2019/20 verlief bis zum Lockdown äusserst positiv. Dies hat auch massgebend dazu beigetragen, dass die Bündner Bergbahnen gemäss Branchenmonitor letztlich nur einen Rückgang des Verkehrsertrages von CHF 19,3 Mio. oder 8,7 Prozent hinnehmen mussten. «Die Branche ist mit einem blauen Auge davongekommen», schätzt Martin Hug, Präsident BBGR, die Situation ein. Der Sommer 2020 brachte bei den Ersteintritten dann eine Steigerung von 15,4 Prozent, während dem der gesamtschweizerische Rückgang 28,5 Prozent beträgt. «Bündner Produkte erfüllen offensichtlich die Kundenbedürfnisse, insbesondere von Frau und Herrn Schweizer», so Martin Hug. Die «Covid-Verluste» des Winters vermag der hervorragende Sommer mit einem Anteil von rund 8 Prozent am Gesamtverkehrsertrag aber nicht annähernd zu kompensieren. Trotzdem ist das Ausschöpfen des Sommerpotentials eine langfristige Strategie der Bündner Bergbahnen.
Motor der Wertschöpfung
Die Bedeutung der Bergbahnen als Motor der touristischen Wertschöpfung illustrierte Martin Hug anhand der Folgen des Lockdowns: 1'100 Jahresangestellte und 3'200 Saisonniers waren betroffen. Insgesamt verlor die Branche rund 1 Mio. Skifahrer-Tage (Ersteintritte), was gestützt auf verschiedene Wertschöpfungsstudien einer touristischen Nachfrage von mindestens CHF 150 Mio. entspricht. Auch die Lancierung der neuen ganzjährigen graubündenCARD wurde durch den Lockdown beeinträchtigt. Die Vorverkaufszahlen liegen rund 30 Prozent hinter den bisherigen Verkaufszahlen des SnowPass zurück. Mittels intensivierter Kommunikation, Pandemie Absicherungen in den AGBs sowie der #gkb2020 Jubiläumsaktion versuchte die Branche, der Zurückhaltung der Kunden zu begegnen. Letztere Aktion unterstützt den Kauf von nicht durch Einheimischentarife rabattierter Jahreskarten von Bündner Bergbahnunternehmen mit zusätzlichen Tageskarten-Gutscheinen für Bündner Skigebiete nach Wahl. Die #gkb2020 Jubiläumsaktion wird gemäss Martin Hug von den Kunden sehr geschätzt, da sie unterwartet sei und aufs «Herz» ziele.
Investitionen stützen
Die Bündner Bergbahnen investierten in den vergangenen zehn Jahren CHF 1.2 Mia. oder CHF 120 Mio. pro Jahr in die Erneuerung ihres Angebots (Transportanlagen, Beschneiung, Gastronomie, Hotellerie, Pisten, Gästeerlebnisse, Maschinen/Fahrzeuge etc.). Der Wert des vergangenen Geschäftsjahres von CHF 143 Mio. entspricht sogar dem Höchststand der letzten fünf Jahre. Präsident Martin Hug warnt jedoch: «Die durch Covid-19 nochmals erhöhten Herausforderungen für die Branche werden sich auf die Investitionstätigkeit der Unternehmen auswirken, wenn es der öffentlichen Hand nicht gelingt, Impulse zu setzen.» Die Massnahmen in den Bereichen Kurzarbeitsentschädigung und Liquiditätssicherung dienten primär der Sicherung der Arbeitsplätze und dem Aufrechterhalten des Konsums. Nun müsse aber auch mittel- und langfristig gedacht werden und die Investitionen durch Zuschüsse, Anschubfinanzierungen und zinslose Kredite gesichert werden, denn letztlich bildeten diese Investitionen wiederum bedeutende Einnahmen für das einheimische Gewerbe, so Hug. Die Sistierung der Rückzahlung von zinslosen oder zinsvergünstigten Darlehen der Neuen Regionalpolitik (NRP) sei ebenfalls zu prüfen. Und es brauche gerade jetzt echte administrative Entlastungen durch Optimierungen bei behördlichen Verfahren und Prozessen sowie die Reduktion von Abgaben, erklärte der BBGR-Präsident.
Winterbetrieb sichern
«Jeder Betriebstag ist ein gewonnener Tag», erinnerte der Präsident seine Mitglieder. Darum sei es sehr wichtig, auch im Winter die Schutzkonzepte konsequent umzusetzen und die Gesundheit von Mitarbeitenden und Gästen zu schützen. Dazu gehörten u.a. das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes nicht nur in und auf den Transportanlagen, sondern beim Anstehen und immer, wenn der Mindestabstand nicht gewährleistet werden kann. Für das eigentliche Wintersporterlebnis auf den Bündner Pisten besteht genügend Platz. Dem Skivergnügen kann in Graubünden bereits in Arosa Lenzerheide (Hörnli), Davos (Parsenn), Engadin St. Moritz (Corviglia und Corvatsch), Laax (Vorab) und der Skiarena Andermatt Sedrun (Gemsstock) gefrönt werden. Die restlichen Skigebiete folgen in den nächsten Wochen.
Vidal Schertenleib neu im Vorstand
Neu wurde Vidal Schertenleib als Vertreter der Region Davos in den Vorstand von BBGR gewählt. Er ist Verwaltungsrat und Bereichsleiter Immobilien, Marketing und Hotellerie/Gastronomie der Davos Klosters Bergbahnen AG. Sein Vorgänger, Markus Good, seit anfangs Oktober 2020 neuer Geschäftsführer der Bergbahnen Obersaxen Mundaun und seit Mitte Juni 2020 Präsident der Bergbahnen Surselva, wurde neu als Vertreter der Region Surselva gewählt. Er ersetzt damit Maurus Tomaschett, der aufgrund einer beruflichen Veränderung die Branche im Frühjahr 2020 verlassen hat. Martin Hug wird, nebst seinem Engagement als Gemeindepräsident von Flims, das Präsidium von BBGR weiterführen. Zudem wurden die langjährigen Vorstandsmitglieder Philipp Holenstein (CEO Arosa Bergbahnen AG und Vizepräsident Seilbahnen Schweiz) als Vertreter der Region Arosa Lenzerheide und Markus Moser (CEO Corvatsch AG) als Vertreter der Region Engadin/Südbünden bestätigt. Im Weiteren gehört Mario Davatz (Direktor der Bergbahnen Grüsch-Danusa AG) als Vertreter der Region KMU/Mitte dem Vorstand an. Als Geschäftsführer amtet Marcus Gschwend. Die Jahresrechnung des Verbandes schliesst bei einer Bilanzsumme von CHF 274'000 und Aufwendungen von Fr. 427'000 mit einem Gewinn von rund CHF 5'000 ab.