Der Morteratschgletscher ist der grösste Gletscher im Kanton Graubünden. Immer wieder liest oder hört man von seinem dramatischen Rückgang. Seit Messbeginn schrumpfte sein ewiges Eis um rund drei Kilometer, alleine im Jahr 2015 um satte 164 Meter. Auch sein Volumen nahm massiv ab, wie an den mächtigen Seitenmoränen unschwer und eindrücklich zu erkennen ist. Kein Einzelfall. Praktisch alle Gletscher bilden sich zurück, wobei kleinere in den letzten Jahren teilweise sogar ganz verschwunden sind.
Vielverwendetes Beispiel
Der Gletscherschwund ist eines der augenfälligsten Merkmale zur Dokumentation der Klimaerwärmung. Dementsprechend oft wird diese Tatsache denn auch als Beispiel dafür herangezogen. In entsprechenden Berichten und Debatten zum Gletscherschwund oder allgemein zur Klimaerwärmung wird oftmals der Mensch als Hauptverantwortlicher dargestellt. Seit er weltweit die Atmosphäre mit CO₂, Feinstaub und anderen Gasen und Partikeln vollpumpt, erwärmt sich die Erde, häufen sich Naturkatastrophen, erwärmen sich die Meere und eben – schmelzen die Gletscher. Das stimmt. Aber nur teilweise. Und dieses «teilweise» wird von den Medien und den Aktivisten sowieso vielfach komplett ausgeblendet.
Wälder im Gletschergebiet
Die einleitende Geschichte vom dramatischen Rückgang des Morteratschgletschers ist nämlich nur die halbe Wahrheit beziehungsweise eines der vielen Kapitel im Jahrtausende alten Klimazyklus unserer Erde. Den Beweis dafür lieferte der Morteratschgletscher diesen Herbst gleich selber – und das nicht zum ersten Mal. Auf einer Höhe von rund 2150 Metern wurde ein ausgeaperter, rund drei Meter langer und bis zu einem Meter dicker Lärchenstamm entdeckt. Sein Fundort entspricht einer weiteren Lärche, deren Teilstücke dort bereits vor zwei Jahren geborgen und untersucht worden war. Ähnliche Funde gab es auch am Steingletscher im Berner Oberland und an weiteren Orten.