Der Rhein soll zwischen Maienfeld/Bad Ragaz und der Tardisbrücke auf einer Länge von rund drei Kilometern wechselseitig aufgeweitet werden. Davon nordseitig zwei Kilometer auf St. Galler und südseitig einen Kilometer auf Bündner Seite. Vom 18. Januar bis am 19. Februar 2021 hat die Bevölkerung im Rahmen eines Mitwirkungverfahrens Gelegenheit, zum Auflageprojekt Verbesserungsvorschläge, Ideen und Meinungen zu deponieren. Die entsprechenden Unterlagen liegen in der Stadtverwaltung Maienfeld sowie den Rathäusern Bad Ragaz und Landquart zur Einsicht auf.
Verschiedene Gründe
Wie Daniel Dietsche, Rheinbauleiter des Kantons St. Gallen, anlässlich einer Medienorientierung vom Montag in Maienfeld bekannt gab, beinhaltet das Auflageprojekt nebst umfangreichen Planunterlagen den Umweltverträglichkeitsbericht, den technischen Bericht sowie Ergebnisse der vertieften Untersuchungen. Elemente des Projekts seien unter anderem die Dämme, die Ufersicherung sowie das Pflege- und Interventionskonzept. Dietsche ist sich bewusst, dass beispielsweise die mit der Rheinaufweitung einhergehende Waldrodung für Diskussionen sorgen wird. Es sei aber so, dass der bestehende Wald aufgrund der ausbleibenden Überflutungen ohnehin nicht mehr einem ursprünglichen Auenwald entspreche und zudem überaltert sei. Mit der Renaturierung werde der heutige Wald ausserdem teilweise wieder durch ursprüngliche Weichholzaue ersetzt. «Genau solche Diskussionen sollen während des Mitwirkungverfahrens nun geführt werden», betonte Dietsche mit Verweis auf die Umweltverbände, welche das Projekt unterstützten. Die Aufweitung soll natürlich auch einen Beitrag zur Aufwertung der Tier- und Pflanzenwelt leisten und zum Naherholungsgebiet für die Bevölkerung werden.
Wertvolle Rheinwuhrung
Heinz Dürler, Stadtpräsident von Maienfeld, verweist in seinen Ausführungen auf die bereits erfolgten Informationen an der Gemeindeversammlung. Die bisherigen Reaktionen in der Bevölkerung tangieren nach seiner Aussage insbesondere die Rheinwuhrung. Dieser, für Maienfeld sehr wichtige Schritt, sei im vorletzten Jahrhundert mit enormem Aufwand vollzogen worden, habe reibungslos funktioniert und sich bis heute sehr bewährt. Dennoch sei man sich bewusst, dass auch diese Wuhre ein Ablaufdatum hätten und in absehbarer Zeit – insbesondere aufgrund der Absenkung der Rheinsohle – ohnehin saniert werden müssten. Der Rhein hat sich laut Dietsche in den letzten Jahrzehnten deutlich abgesenkt, alleine seit der im Jahr 1792 eingestellten Kiesentnahme ab Bad Ragaz 1972 um 1,5 Meter. Mit der Absenkung seien auch die ökologisch wertvollen Giessenbäche versiegt. «Mit der Aufweitung kann der Grundwasserspiegel wieder angehoben werden», stellt der Rheinbauleiter in Aussicht. «Im Rahmen der Revitalisierung soll der heutige Sarelliwald durch einen dynamischen Gewässerlebensraum mit Weichholzauen ersetzt werden.»