Die einheimischen Jäger kannten ihn bestens: Jenen mysteriö-
sen Stein, welcher westlich der «Spitzlirüfi» und unterhalb des Maiensässes «Pilidetta» mitten im Wald stand. «Bim Denkmal», habe man diesen Ort genannt, erinnert sich der Schierser Peg Hartmann gegenüber dem P&H. Keiner habe gewusst, was dieser Stein mit den komischen Inschriften zu bedeuten habe und wie er dorthin gelangt sei.
Absolute Schweigepflicht
Auch Leonard Truog kannte diesen Stein. In seiner Funktion als ehemaliger Gemeinderat von Schiers wies er Anfang der Achtzigerjahre den damaligen Gemeindepräsidenten Klaus Huber sowie den Bürgerratspräsidenten Jakob Casal auf das «Denkmal» mit den Inschriften hin. Nach einer gemeinsamen Begehung und der fotografischen Dokumentation des Steins, meldete sich Casal beim archäologischen Dienst Graubünden. «Dieser legte ihm eine absolute Schweigepflicht nahe, weil durch den mutmasslichen Sensationsfund allenfalls die Bündner Geschichte hätte neu geschrieben werden müssen», schmunzelt Huber heute zurückblickend.
Aufwändige Bergungsaktion
Nach einem eigenen Augenschein ortete der Archäologische Dienst im Fund in einer ersten Einschätzung ein Grab-Mahl eines germanischen Mannes oder Kriegers. «Der Runen-Stein ist die bedeutendste Entdeckung, welche der Archäologische Dienst Graubünden je gemacht hat», lassen die damaligen Kantonsvertreter in einem Dokumentarfilm zuversichtlich verlauten. In der Folge wurde der Fundort mittels Theodolits exakt vermessen und kartiert und der Stein von rund einem Dutzend Leute ausgegraben, gesichert und für den Abtransport mit dem Helikopter vorbereitet. Am Folgetag flog die Air Grischa den rund 400 Kilogramm schweren Brocken nach Schiers, von wo aus er mit einem Tschudy-Lastwagen nach Chur überführt und von Archäologen und Behörden bereits mit Hochspannung erwartet wurde.