Er sei weder Architekt noch Historiker, hätte aber auf seinen vielen Reisen manche christliche Kirche, vor allem in Europa, besucht und sich seine Gedanken dazu gemacht, so Piet Boesch. «Der christliche Kirchenbau in Europa fand seine Hochblüte während der Gotik (Epoche von Kultur und Architektur, etwa von Mitte 12. bis Ende 15. Jahrhundert). Während dieser Zeit ist ein Grossteil der berühmten Kirchenbauten entstanden, wie zum Beispiel die Münster von Bern, Freiburg und Strassburg, der Dom in Köln und der Stephansdom in Wien, um nur einige zu nennen. Der typische Grundriss der gotischen Kreuzkirche zeigt ein Langhaus (Kirchenschiff), das Querschiff und den Chor als Achsen des Kreuzes. Aber auch in kleineren Kirchen ohne Querschiff bildet der Chor die nach Osten gerichtete Verlängerung des Kirchenschiffes», schreibt Boesch.
Der wichtige Chorraum
Der Chor sei der Platz in der katholischen Kirche, welcher den Hochaltar umgebe und sei früher dem Klerus vorbehalten gewesen. Er enthalte daher in vielen grossen Kirchen noch ein sogenanntes Chorherrengestühl und sei vom übrigen öffentlichen Teil der Kirche durch ein kunstvolles Gitter abgetrennt. Auch in manchen, heute evangelischen Kirchen, bestehe noch eine räumliche Abgrenzung durch Stufen, was die besondere Bedeutung des Chorraumes optisch unterstreiche. «Dass der Chor als Herzstück des Gotteshauses bis in die heutige Zeit nicht nur in der katholischen Kirche von besonderer Bedeutung ist, zeigt die reiche Ausstattung so mancher, auch kleinen und ländlichen Kirchen, wie in Davos, Küblis oder Adelboden. Dass der Chor aus dem frühen 16. Jahrhundert in der Kirche Schiers vor 90 Jahren durch einen monumentalen Orgelprospekt verbarrikadiert wurde, ist wohl nur durch den Umstand zu erklären, dass damals noch kein kantonaler Denkmalschutz bestand.» Es sei aber laut Piet Boesch zu hoffen, dass durch die vorgesehene Renovation der Schierser Kirche der Chor wieder seiner Bedeutung gerecht werde. Kirchgemeindepräsidentin Ruth Flury vom Komitee, welches für den Umbau zuständig ist, sagt im Gespräch mit dem P&H, dass der Vorstand nach wie vor hinter dem Projekt und der Abstimmung stehe. Am 17. Juni sei zudem eine öffentliche Diskussionsveranstaltung geplant.